Gelsenkirchen-Erle. Mitte 2020 muss der Reiterverein Gelsenkirchen umziehen. Der neue Standort ist noch ein Acker. Spenden sollen den Neubau möglich machen.

Es ist still geworden in den Ställen des Gelsenkirchener Reitervereins an der Willy-Brandt-Allee. Viele der Pferdeboxen sind verwaist. Die Besitzer sind mit ihren Vierbeinern weggegangen. Und die, die noch geblieben sind, zählen leise die Tage. Schon bald müssen auch sie den Hof verlassen. Denn der Pachtvertrag für das Gelände läuft im kommenden März aus. Und weil die Stadt als Grundstückseigentümer das Areal gewerblich nutzen will, verlieren 180 Mitglieder ihr Vereinshaus und Penny, Püppi, Rudolf, Polly und Co. ihr Zuhause.

Ein Heim, das in die Jahre gekommen ist. Seit der Gründung im Jahr 1953 ist der Reiterverein in Erle auf dem Gelände, auf dem einst das Rittergut Haus Balken stand, beheimatet. Die Ställe, die Halle, das Reiterstübchen: alles alt, aber noch gepflegt. „Wir würden natürlich lieber bleiben und sanieren“, sagt Vereinsgeschäftsführerin Susanne Hopfenberg. „Aber jetzt noch etwas zu erneuern, lohnt sich nicht mehr.“

Bisher gibt es nur grobe Pläne

Auch interessant

Spätestens im Juni muss das letzte Pferd seine Box räumen. Bis dahin, so hoffen alle inständig, wird es eine neue Anlage geben. Die Stadt hat dem Verein bereits ein Grundstück zur Erbbaupacht angeboten. An der Horster Straße, zwischen Bahnlinie, Lanferbruchstraße und BP-Werk, dürfen die Mitglieder sich etwas Neues aufbauen. 20 moderne Boxen mit Auslauf, eine große Weide, eine neue, 20 mal 60 Meter große Reithalle und ein Springplatz – davon träumen in diesen Tagen alle.

An der Horster Straße soll der Reiterverein Gelsenkirchen seine neue Heimat finden. Noch ist davon aber nicht viel zu sehen.
An der Horster Straße soll der Reiterverein Gelsenkirchen seine neue Heimat finden. Noch ist davon aber nicht viel zu sehen. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Auch interessant

Ganz aussichtslos scheint die Lage aber nicht zu sein. Der Essener Energiekonzern Eon hat mit einer Spende in Höhe von 5000 Euro neue Hoffnung bei den Mitgliedern geweckt. Mit dem Geld aus dem Restcent-Fonds des Unternehmens sollen die therapeutischen Reitangebote am neuen Standort ausgebaut werden. Denn der Verein will in Horst nicht nur weiter Reitunterricht anbieten und die Kooperationen mit Schulen aus der Umgebung weiterführen. Auch Menschen mit Behinderung wollen die Mitglieder die Möglichkeit geben, „aufs Pferd zu kommen“.

Emotionales Abschiedsturnier brachte wenig Erlös

Scheckübergabe auf dem alten Vereinsgelände (von links): Michele Di Cosola mit Antonia, Susanne Hopfenberg, Geschäftsführerin des Reitervereins, Soley (9), Carsten Lelke, Betriebsratsvorsitzender Eon SE, Carl-Sylvius von Falkenhausen, Personaldirektor Eon SE, Maria (11), und Karsten Bodeux, 2. Vorsitzender des Reitervereins.
Scheckübergabe auf dem alten Vereinsgelände (von links): Michele Di Cosola mit Antonia, Susanne Hopfenberg, Geschäftsführerin des Reitervereins, Soley (9), Carsten Lelke, Betriebsratsvorsitzender Eon SE, Carl-Sylvius von Falkenhausen, Personaldirektor Eon SE, Maria (11), und Karsten Bodeux, 2. Vorsitzender des Reitervereins. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Verein bittet um Spenden

Der Reiterverein bittet Unternehmen, Organisationen und Bürger um finanzielle Unterstützung, um den anstehenden Umzug zu stemmen. Dazu wurde ein Spendenkonto eingerichtet.

Wer dem Verein helfen möchte, kann Spenden an folgendes Konto der Stadtsparkasse Gelsenkirchen überweisen: Reiterverein Gelsenkirchen e. V., IBAN: DE79 4205 0001 0116 0215 00.

Weitere Informationen zum Verein gibt es unter www.reitervereingelsenkirchen.de, bei Facebook oder Instagram sowie telefonisch unter 0209 72997.

Die Spende, so Di Cosola, sei zwar die erste in dieser Höhe, auf dem Konto sei aber durchaus Bewegung. Auch, weil der Verein noch ein letztes Abschiedsturnier auf dem alten Gelände veranstaltet hat. „Das war sehr emotional“, erinnert sich Hopfenberg. An drei Tagen waren am letzten Augustwochenende zahlreiche Reiter auf die Anlage gekommen, um sich in Dressur- und Springprüfungen miteinander zu messen. „Leider hat uns die Hitze zu schaffen gemacht“, resümiert die Geschäftsführerin. Wegen des warmen Wetters sei weniger Essen verkauft worden, der Erlös also geringer gewesen als erhofft.

Entmutigen lassen sich die Aktiven dennoch nicht. Sie planen schon den Umzug, überlegen, was sie vom alten Gelände noch brauchen können. Das Pferdesolarium oder die Außenboxen im Hof etwa sollen mit umziehen. Auch, dass schon viele Pferdebesitzer Interesse an einer Box auf der neuen Anlage bekundet haben, freut Hopfenberg. Denn Pensionspferde seien eine wichtige Einnahmequelle, dass aktuell so viele Boxen leer stehen, sei „wirtschaftlich extrem schwierig“.