Gelsenkirchen-Buer. Nach dem Ersten Weltkrieg herrschte Wohnungsnot. Bueraner gründeten deshalb einen Verein. Der ist zu einem Unternehmen gewachsen. Ein Rückblick.

Das Jahr 1919 war definitiv eines, das die deutsche Geschichte nachhaltig geprägt hat. Während die Politik fieberhaft an einer neuen Friedensordnung arbeitete, waren die Folgen des Ersten Weltkriegs noch überall zu spüren. Besonders im Ruhrgebiet herrschte große Wohnungsnot, die Lage spitzte sich zusehends zu durch den Zuzug von Arbeitskräften aus dem Osten.

Zweites Jubiläum in Buer

Auch der Bauverein „Selbsthilfe“ feierte in diesem Jahr sein 100. Jubiläum. Die Genossenschaft hat ihre Wurzeln ebenfalls in Buer.

gehören der Firma heute. Auch sie gründete sich wegen der Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg, die durch viele Kriegsheimkehrer verschlimmer wurde.

Deshalb trafen sich am 17. August 1919 einige Bueraner und berieten über die Möglichkeiten der Gründung einer Wohnungsgenossenschaft. Nur drei Wochen später, am 7. September, fand dann die Gründungsveranstaltung für die neue Kooperative statt. Sie sollte den Namen „Gemeinnütziger Bau- und Sparverein Eigenheim“ tragen und Anlaufstelle für Wohnungssuchende in der damals noch eigenständigen Stadt Buer sein.

Aktuell gehören der Genossenschaft 106 Wohneinheiten

Anlässlich des 100. Jubiläums der Gründung feierten die Mitglieder jetzt gemeinsam ihre Zusammenarbeit im zurückliegenden Jahrhundert. Eine Zeit, in der sich nicht nur in Buer viel verändert hat. „Die Genossenschaft hat mehrfach ihren Namen geändert, ist heute eine Kleinstgenossenschaft mit 106 Wohneinheiten in 39 Häusern und zwei Ladenlokalen“, bilanzierte Verbandspräsident Alexander Richter in seiner Ansprache. Aktuell hat sie 126 Mitglieder.

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In ihrer Anfangszeit nahm die Genossenschaft innerhalb von nur eineinhalb Jahren 380 neue Mitglieder auf. Bis 1924 baute sie 30 Häuser, bis 1930 noch einmal 34 – fast alles Ein- und Zweifamilienhäuser und überwiegend errichtet auf Erbpachtgrundstücken der Stadt Buer.

Auch in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, den „goldenen 50ern“ baute die Genossenschaft. Nach der Währungsreform entstanden zwischen 1953 und 1958 acht weitere Häuser. Dieses Mal überwiegend Mehrfamilienhäuser. Bis 1998 kamen dann noch einmal zwei weitere Gebäude dazu.

Mieter sollten selbst sanieren

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Weil die Genossenschaft bemüht war, ihren Mietern stets Wohnraum zu günstigen Preisen anzubieten, blieb für Renovierungen wenig übrig. Außerdem beinhalteten alle damals geschlossenen Mietverträge alle Nebenkosten außer Strom und Heizung. „Allen Bewohnern wurde daher 1980 gestattet, selbst Umbauten und Renovierungen vorzunehmen und die Kosten dafür selbst zu tragen“, berichtete Richter.

Wegen der massiven Erhöhung der Erbbauzinsen durch die Stadt Gelsenkirchen musste die Genossenschaft sich Anfang der 90er-Jahre von 34 Häusern trennen. Die Objekte in der Otte- und Schievenstraße wurden ausschließlich an die damaligen Mieter verkauft. Der Erlös wurde in den Kauf von Erbpachtgrundstücken investiert. Aktuell stehen noch sechs Häuser mit insgesamt 30 Wohneinheiten auf der Uhustraße und Beckeradsdelle auf Erbpachtgrundstücken.

Aus dem Verein wurde eine Firma

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Die Genossenschaft, die sich im Laufe der Jahre mehr zur Wohnungsgesellschaft denn zum Sparverein gemausert hatte, beschloss 1990 aus diesem Grund, den Begriff „Sparverein“ aus dem Firmennamen zu streichen. 2008 wurde auch die Bezeichnung „gemeinnützig“ aus dem Namen gestrichen.