Gelsenkirchen-Buer. Mit einem Geschenk an sich selbst feierte der Beamtenwohnungsverein in Buer seinen 110. Geburtstag: der Sanierung von Häusern am Diesingweg.
„Das Lob gilt nicht nur den Fachplanern und Firmen, es gilt auch den Bewohnern, die sich eingebracht haben“, sagt Johannes Heinrich, Technischer Vorstand des Beamtenwohnungsvereins (BWV). Er eröffnet die kleine Feier zur Einweihung der Häuser am Diesingweg 9 bis 19. Die wurden nicht neu gebaut, stehen schon seit den 1950er Jahren an Ort und Stelle. Aber sie wurden saniert. Aufwendig, langwierig und im Ergebnis überaus erfolgreich. Ein schönes Geschenk, das sich die Genossenschaft zum 110-jährigen Bestehen selbst macht. Und so wird denn hier auch gleichzeitig Geburtstag gefeiert.
Aufwendige Erneuerungsmaßnahme
Eine Mieterbefragung im Jahr 2014 kennzeichnete den Beginn der Maßnahme. „Da kam raus, was wir uns gedacht hatten: ein großer Erneuerungsbedarf“, erinnert sich Johannes Heinrich. Einer, der sich als aufwendig herausstellte, weil man von unten bis oben alles anpacken musste: Das nicht mehr tragfähige Fundament wurde per Injektionsverfahren für die Zukunft gerüstet, das Dach isoliert. Das Haus erhielt ein weiteres Geschoss. „Die Einheiten sind barrierefrei zu erreichen und innen barrierearm“, freut sich Heinrich, endlich entsprechende Wohnungen im Bestand zu haben. Der ist ohnehin nicht groß. „Mit 350 Wohnungen sind wir eine kleine Genossenschaft.“
Dafür aber traditionsreich. „Vor 110 Jahren versammelten sich mehrere Beamte aus der Gemeinde Buer, um wegen der Gründung eines gemeinnützigen Bauvereins eine Besprechung abzuhalten“, weiß Klaus Holm, Vorsitzender des Aufsichtsrates, zu berichten. Eingetragen worden sei die Genossenschaft im Februar 1908. „Bis zum Jahre 1928 wurde die für unsere Genossenschaft so prägende Siedlung der Droste-Hülshoff-Straße und Hermann-Löns-Straße errichtet.“
BWV baut auch am Waldbogen
Bis 1975 baute die Genossenschaft regelmäßig. Dann war damit Pause. Bis jetzt. „Die Anforderungen an das Wohnen haben sich geändert. Das lässt sich besser bei Neubauten realisieren“, sagt Bürgermeister Werner Wöll und betont, er freue sich, dass die Genossenschaft auch im Waldquartier baue. „Das ist ein gutes Signal.“ Überhaupt: „Der Genossenschaftsgedanke ist eine wichtige Sache. Gerade wenn man die Fehlentwicklungen in der Wohnungswirtschaft betrachtet.“
Wohnungen für Beamte und ihre Familien – das war damals angebracht. Aber wie ist das heute, in Zeiten, in denen doch viele einst staatliche Unternehmen schon lange privatisiert sind? „Da hat sich einiges getan“, so Heinrich. Etwas habe man sich geöffnet. Verbeamtete und Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes könnten Mitglied werden. „Es gibt nicht weniger Mitglieder, sondern mehr. Leerstand haben wir gar keinen. Vielmehr gibt es Wartelisten.“
Mieterin nach Sanierung glücklich
Beim Anblick des frisch sanierten Komplexes ist das verständlich. Bewohnerin Irmgard Zimmermann zumindest ist sehr glücklich. Ihre Wohnung wurde generalüberholt: neue Fenster, Dämmung, ein neues Heizsystem – Fernwärme statt Gasetagenheizung. Ganz neu ist ein Balkon, der den kleinen Garten ersetzt. Hier erstreckt sich heute eine Grünanlage für alle Bewohner. „Ich liebe meinen Balkon. Der ist für mich wie ein zusätzliches Zimmer. Ein Traum. Ich habe auch meinen Garten geliebt. Aber es war die richtige Zeit, den abzugeben“, so die Pensionärin, die selbst einst beim Arbeitsamt tätig war und deren Gatte Beamter bei der Bundespost war. „So sind wir an diese Wohnung gekommen.“
Spürbar seien die Veränderungen an vielen Stellen. „Es ist jetzt kühler in der Wohnung. Und im Winter muss ich die Heizung nur ein bisschen aufdrehen, um eine wohlige Wärme zu haben.“
Alles gut, also. „Aber der Weg dahin war anstrengend. Das war schon eine Nummer“, spielt sie auf die umfangreichen Baumaßnahmen an. „Ich bin jetzt froh, dass es endlich vorbei ist. Aber wenn ich auf meinem Balkon sitze, dann weiß ich, das Durchhalten hat sich gelohnt.“