Gelsenkirchen-Horst. Der Rohbau der Belia-Seniorenresidenz in Gelsenkirchen-Horst ist fertig. Dort entstehen bis Frühjahr 2020 80 Heimplätze und 65 Arbeitsplätze.
Vor Kälte zitterte am Dienstag wahrlich niemand, als Handwerker, Bauherren und die zuständige Bezirksregierung das Richtfest der Belia Seniorenresidenz An der Rennbahn begingen. Bei knappen 32 Grad und in der prallen Mittagssonne feierten die Verantwortlichen die Fertigstellung des Rohbaus in Horst, in dem schon im nächsten Jahr die ersten Zimmer bezogen werden sollen.
Vor noch nicht einmal einem halben Jahr, am 31. Januar, war der Grundstein für das Gebäude in ähnlicher Runde gelegt worden. Damals bibberte Bürgermeisterin Martina Rudowitz im warmen Wintermantel vor der verschneiten Baustelle. Belia-Geschäftsführer Andreas Anspach freute sich: Die dritte Residenz der Gruppe in Gelsenkirchen ging an den Start. Ein weiteres Haus steht in Schalke und an der Stephanuskirche in Buer wird ebenfalls noch gebaut.
Träger wirbt mit „hotelähnlichen Ambiente“
Voller Stolz präsentierte Bauherr Rüdiger Baum nun den Rohbau mit über 4200 Quadratmetern Gesamtfläche im neuen Wohnviertel am Bowengarten den schwitzenden Anwesenden. Dort, so erklärte Anspach, werden in den kommenden Monaten 80 moderne Einzelzimmer für pflegebedürftige Senioren entstehen. Im Heim sollen sie sich „wie zu Hause“ fühlen, der Träger wirbt mit einem „hotelähnlichen Ambiente“: Ein Bad in jedem Zimmer, ein großer Speisesaal, eine hauseigene Küche und sogar ein Friseursalon sind auf den Plänen eingezeichnet.
Die Pflegeeinrichtung ist eine von zweien, die in Gelsenkirchen gerade neu entstehen. Die jeweils 80 Plätze in Horst und Buer sollen aktuell fehlende Betten ersetzen. Denn im vergangenen Jahr sind in den Heimen in der Stadt wegen der Einführung der Einzelzimmerquote von 80 Prozent zwischen 100 und 150 vollstationäre Pflegeplätze dauerhaft weggefallen. Dadurch kommt es noch immer zu Engpässen, Betroffene müssen mit Wartezeiten auf ein freies Bett rechnen.
Die Suche nach einer Heimleitung beginnt
Neben dringend benötigten Heimplätzen sollen auf dem Gelände in zentraler Lage am Schloß Horst auch bis zu 65 neue Arbeitsplätze entstehen. Und das schon bald: „Ab heute fangen wir an zu arbeiten“, kündigt Anspach an. Er sucht nun nach einer Heimleitung, die ab Januar die Zügel An der Rennbahn in die Hand nimmt. Dann sollen Pflegepersonal, Köche und Co. folgen.
Ehrgeizige Ziele setzt sich die Belia-Geschäftsführung auch bei den Angeboten: „Das Erdgeschoss mit Restaurant und Friseur und das erste Obergeschoss ist gedacht für rüstige Bewohner, die selbstständig am Leben teilhaben können. Das zweite Obergeschoss ist Bewohnern vorenthalten, die auf körperliche und palliative Pflege angewiesen sind“, erläutert Anspach, dessen Erstberuf Altenpfleger war. Unterm Dach wird es Platz geben für demenziell veränderte Bewohner mit ihren besonderen Bedürfnissen.
Tradition trotz Hitze
Betreiber der Heims produziert Agrarprodukte
Belia (Besser leben im Alter) betreibt insgesamt sieben Senioreneinrichtungen an sechs Standorten, unter anderem in Gelsenkirchen, Bochum und Essen mit 500 Bewohnern und 480 Angestellten.
Bauherr und zukünftiger Betreiber des Seniorenzentrums in Horst sind Tochterunternehmen der in Winsen an der Aller ansässigen Lindhorst-Gruppe. Sie produziert Agrarprodukte wie Getreide, Raps und Mais, hat sich aber mehr und mehr auch auf den Bau und die Entwicklung von Immobilien spezialisiert.
Bis tatsächlich die ersten Senioren das Haus bevölkern, muss zwar noch viel passieren, trotzdem ließen sich die am Dienstag vor dem Gebäude Versammelten die Freude über die Fertigstellung des Dachstuhls nicht nehmen. Nach dem Grußwort des Bauherrn und der Bürgermeisterin folgte der Richtspruch. Der Tradition nach stieß der Zimmermannsmeister darauf gleich mehrfach mit Rudowitz an, bevor diese die Leiter zum Dach hinauf kletterte, um – etwas zittrig – den letzten Nagel ins Holz zu hämmern.