Buer. Der Bürgerschützenverein Buer besteht seit 250 Jahren. Doch im Festzelt an der Königswiese in Gelsenkirchen-Buer bleiben viele Tische leer.

Ein fröhliches Horrido eröffnet das Zeltfest. Und doch, es gibt einen Wermutstropfen. Einen großen. Alles ist bereit, das Festzelt ist herausgeputzt – allein es fehlt an Gästen.

Viele Tischreihen sind leer geblieben. Trotz unermüdlichem Einsatz der Mitglieder des Schützenvereins Buer in Westfalen nehmen nur wenige Bueraner teil an der großen Feier zum 250. Geburtstag des Vereins.

Es fehlt der Nachwuchs

„Wir haben viel getan, um Menschen anzusprechen. Aber was nutzt es, wenn das Publikum sich nicht mehr interessiert“, sagt Eberhard Stiller vom Schützenverein. „Dieser Entwicklung müssen wir uns als Schützenvereine stellen. Es ist ein Dilemma. Wir haben es schon vor Jahren verpasst, Nachwuchs zu werben. Zudem hat sich das Freizeitempfinden junger Menschen verändert.“

Auch Dudelsackspieler begleiteten des Festumzug der buerschen Schützen.
Auch Dudelsackspieler begleiteten des Festumzug der buerschen Schützen. © FUNKE Foto Services | michael Korte

Derweil trotzt das Bühnenprogramm dem Offensichtlichen, werden Gastvereine begrüßt und Grußworte gebracht. Gerade spricht der Schirmherr des Festes, Oliver Wittke, Bürger in Bülse und parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium in Berlin. „Wir brauchen Institutionen, die die Tradition mit der Zukunft verbinden. Die an die Vergangenheit denken und die Zukunft gestalten.“

Umzug führt nur noch durch kleine Straßen

Das würden die buerschen Schützen gern tun. Die Bedingungen aber seien erschwert, sagt Eberhard Stiller. Dabei denkt er etwa an den Festumzug. Der dürfe nicht mehr über große Straßen führen. Das sei zu gefährlich, so habe es das Ordnungsamt entschieden. „Es war enttäuschend für uns, dass das, was über Jahrzehnte funktioniert hat, plötzlich nicht mehr geht.“

Am Sonntagnachmittag ist die Laune der buerschen Grünröcke dennoch ausgelassen. Das Wetter ist geradezu perfekt. Trocken und nicht zu warm. Schließlich muss man in Uniform oder Ornat die Wegstrecke zügigen Schrittes absolvieren. Einmal durch Buer geht es – auf den kleinen Straßen und durch die Fußgängerzone, dann zur Parade an die Schule an der Mühlenstraße.

Schaulustige warten schon

Dort warten schon die ersten Schaulustigen, flattern weiße und grüne Fähnchen ausgelassen im Wind. Das erste Königspaar fährt vor – im offenen Cabriolet. Gleich dahinter erreicht auch Kreiskönigin Monika Jeske den Ort der Parade. „Geschafft“, sagt sie und lacht. Heute sei alles besser. 24 Vereine seien gekommen, mit ihren buerschen Schützen zu feiern. Ganze 34 Positionen habe der Umzug. „Das wird gleich ganz toll im Zelt“, ist sie voller Vorfreude. Dann nimmt sie Aufstellung an mitsamt den anderen Königshäusern. Auch Kaiserin Sonja Reinders ist dabei. „Der Umzug war sehr schön. Wir waren erstaunt, wie viele Menschen am Straßenrand standen. Was mich auch sehr gefreut hat war, dass die Leute an den Fenstern standen und auf den Balkonen.“

Der Spielmannszug „Frei Weg Bottrop Fuhlenbrock“ setzt an zum Spiel. Ein fröhlicher Marsch eröffnet die Parade. Der erste Schütze schreitet voran, vorbei an den Königshäusern. Die Hand hält er zum Gruß an der Hutkrempe. Ihm folgen die zahlreichen Gruppen. Die Gäste aus Essen-Frohnhausen, das Fanfarenkorps aus Mülheim, die Nachbarn aus Erle-Middelich und vom SV Polsum. Die vorbeiziehenden Damen halten die Hand ans Herz. Ein Zeichen auch der Verbundenheit mit ihrer Tradition, die es zu bewahren gilt. Es ist ein versöhnlicher Moment für die buerschen Schützen, die nun doch ihre große Geburtstagsparty feiern.

Zum Glück fehlt ihnen nun nur noch der erhoffte junge Schützenkönig. Aber das ist, am Sonntag, noch Zukunftsmusik.