Buer. . Erstmals führte das Gelsenkirchener Gymnasium eine politische Diskussion im Vorfeld der Wahl durch. Kontrovers wurde es beim Thema Klimaschutz.
„Bitte erzählen sie uns in maximal 60 Sekunden etwas zu ihrer Person“, gestaltet Schüler-Moderator Devin Pempe den Auftakt der Diskussionsrunde. Schon geht es los – mit derben Überziehungen der Zeitkonten. Aber warum soll es den Schülern besser gehen, als Moderatoren der Wahlarenen?
An eine solche erinnert das Format in der Aula des Max-Planck-Gymnasiums. Hier soll das Interesse der jungen Menschen am politischen Europa noch verstärkt werden. Geweckt wird es im Alltag und im Unterricht schon, erzählt Sandra Latzke, Lehrerin am MPG. „Europa ist bei uns ein wichtiger Bestandteil weil wir der Auffassung sind, dass es unheimlich wichtig ist.“
Digitalisierung und Umweltpolitik
Die Meinung teilen offensichtlich auch die Schüler, die den anwesenden Politikern freundlichen Applaus gewähren – insbesondere Terry Reintke, Europaabgeordnete der Grünen und selbst einst Schülerin des benachbarten AvD, und, das überrascht, Sven Tritschler, Mitglied des Landtages für die AfD.
Nach der Diskussion ging es an die Urne
Zum Europatag im MPG gehörte nach der Diskussionsrunde auch eine Junior-Wahl, bei der die Schüler der Klassen neun bis elf an die selbst gebastelte Urne gebeten wurden.
Ähnliches hatte man, so Sandra Latzke, auch vor der Bundestagswahl gemacht. „Das Interessante war damals, dass unser Ergebnis hier anders war als das Wählervotum in der Stadt.“
Die Themen des Morgens haben die Schüler selbst bestimmt. Los geht es mit der Digitalisierung und dem §17, der für die jungen Menschen Ängste schürt vor Upload-Filtern. Auf dem Podium herrscht dazu Einigkeit: Alle Gäste zeigen dem Beschluss die Rote Karte. Das sorgt für Jubel im Auditorium. Schlecht gemacht, so die Politiker, sei das Gesetz. Und nur knapp verabschiedet, berichtet Terry Reintke, die einzige, die darüber mitentschied. „Am Ende haben fünf Stimmen entschieden. Da ist mir noch einmal klar geworden, wie unfassbar wichtig es ist, wählen zu gehen. Mischt euch ein! Das macht einen Unterschied in den Parlamenten.“
Polemik inklusive
Für kontroverse Diskussionen sorgt erst das nächste Thema: der Klimaschutz. Die Grüne Karte gibt es da nur von FDP-Mann Michael Terwiesche und AfD-Mann Sven Tritschler. Der erklärt sich so: „Ein wichtiges Anliegen. Aber man muss alles in Relation setzen. Sie wollen auch später noch einen Job haben. Wir sind da in Deutschland sehr weit vorne.“ Nun sei es an der Zeit, zugunsten der wirtschaftlichen Entwicklung auf entsprechende Schritte anderer Staaten zu warten. „Wenn wir irgendwann arm sind, können wir uns keinen Klimaschutz mehr leisten.“
Eine Steilvorlage für manch einen Schüler. „Einer muss doch anfangen“, heißt es aus dem Auditorium. „Das tun wir schon seit 20 Jahren. Und es kommt keiner hinterher“, kontert Tritschler. Ob er sich, als Politiker, seines Einflusses auf die Meinung einzelner nicht bewusst sei? Jetzt wird es polemisch: „Glauben sie wirklich, dass es sinnvoll ist, die Wirtschaft zu zerstören um sagen zu können, na, wenigstens haben wir die Umwelt gerettet?“
Schüler wollen mitbestimmen
Abiturient Bastian Thanscheidt zeigt sich beeindruckt von der Diskussion: „Gut, dass es Parteien gibt, die sich dagegen aussprechen.“ Der 17-Jährige darf im Mai nicht an die Urne, plädiert für ein Wahlrecht ab 16. Denn er und seine Mitschüler fühlen sich bereit für das politische Europa. „Wir haben Ahnung und informieren uns auch“, meint Elisabeth Mackisoni. Sie ist schon 18 Jahre alt und geht ganz sicher wählen.