Gelsenkirchen-Hassel. . Als Peter Smock vor 38 Jahren eingestellt wurde, war im Gemeindezentrum noch der Geist der 68er zu spüren. Heute ist es ein Ort der Begegnung.
„Manchmal sprechen mich türkischstämmige Hasseler an, die in den 80ern bei uns waren. Wenn die sagen, hätten wir damals das Bonni nicht gehabt – dann bekomme ich eine Gänsehaut“, sagt Peter Smock. Nach 38 ereignisreichen Jahren geht er nun in den Ruhestand.
Zu Beruf und Berufung findet der gebürtige Hasseler während seines Zivildienstes – im Bonni. „Dabei bin ich aufmerksam geworden auf die Möglichkeiten hier und auch darauf, was der Stadtteil so braucht.“
Waschberge-Protest gab die Initialzündung
Der Plan zum Studium der Sozialarbeit erwächst in dem jungen Mann. „Ich habe gesagt, das ist mein Ding: kreativ mit Menschen arbeiten und etwas bewegen.“ Zur selben Zeit wird er politisiert. „Damals ging es um den Waschbergetransport. Ich wohnte an der Valentinstraße und die Halde Scholven wurde an meinem Zimmer vorbei gekarrt. Das waren sechzig 30-Tonner pro Stunde. Das wäre heute unvorstellbar.“
Peter Smock setzt sich im Rahmen einer Bürgerinitiative für die Verlegung der Transporte auf die Schiene ein. „Das war für mich die Initialzündung. Ich habe gesehen, die Lukasgemeinde ist der Ort, wo Menschen sind, die andere dabei unterstützen einzustehen für ihr Recht. Hier wurde immer stadtteilorientiert gearbeitet, Interessen und Probleme aus dem Stadteil aufgegriffen.“
Widerstand gegen Missstände
Auch interessant
Tatsächlich herrscht rund um die Lukaskirche damals ein Spät-68er-Flair, gelten die Gemeinde und ihre Menschen als Widerständler gegen Missstände. Etliche erfolgreiche Bürgerinitiativen nehmen hier ihren Anfang. Zudem wird am Eppmannsweg soziales Leben im Quartier geprägt. Auch bei der kulturellen Arbeit ist Peter Smock in vorderster Front dabei.
Früh zieht es ihn auf die Bühne – erst mit der Truppe „Eintopf“, dann mit dem legendären Rocktheater Tullux. In den selbst geschriebenen Stücken (mitsamt kessen Liedern) nehmen die Akteure wieder Missstände aufs Korn und so manch ein Ruhrgebietsklischee auf die Schippe. „Wir haben alle unsere Ideen aus dem leben geschöpft“, sagt der 65-Jährige. Dann lacht er: „Andere gehen zum Psychiater, wir haben Theater gemacht.“
Kein Schwelgen in Erinnerungen
Viel hat sich verändert in der langen Zeit im „Bonni“. Die Konstante ist und bleibt das Wertegerüst, mit dem man arbeitet. Allerdings unter neuen Vorzeichen: Aus dem Gemeindezentrum von einst ist heute ein modernes Stadtteilzentrum geworden. Entsprechend positiv fällt das Resümee von Peter Smock aus. „Das alte Bonni stand praktisch vor dem Aus. Dass daraus ein Stadtteilzentrum entsteht, war ja nicht selbstverständlich – und ein langer Prozess. Wo anderswo Einrichtungen geschlossen werden, haben wir gesagt, wir brauchen nicht weniger, wir brauchen mehr.“
Das Stadtteilzentrum gibt es nun. Es auch langfristig mit Leben zu füllen, das ist nun die Aufgabe anderer. Peter Smock bleibt dem Haus zwar verbunden, will aber nun Neues wagen. „Rückblicke habe ich nie betrieben. Ich habe immer ein Ding abgeschlossen und dann nach vorne geschaut.“ Wehmütig in Erinnerungen schwelgen – das wird ihm nicht passieren. „Entscheidend war für mich, so etwas mitzuerleben. Einen besseren Beruf hätte ich mir gar nicht vorstellen können. Der war so ereignisreich und kreativ. Das war für mich nicht nur eine Arbeit.“ Es waren 38 Jahre Leben.