Gelsenkirchen-Resse. . Ex-Stadtplaner Heidemann fordert öffentliche Unterstützung, um markantes Eckhaus in Resse zu erhalten. Feuer wütete in der zweiten Etage.
Auch wenn großformatige Werbefolien auf den Schaufensterscheiben alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen und den Blick auf die Geschäfte im Erdgeschoss richten, verfügt das Wohn- und Geschäftshaus an der Ecke Ewaldstraße/Middelicher Straße über bauhistorische Werte.
Mit den Schäden, die das am Montagnachmittag dort ausgebrochene Feuer verursacht hat, sind auch sie in Gefahr geraten, befürchtet Lutz Heidemann, der über lange Zeit als Stadtplaner in Gelsenkirchen tätig war.
Abbruch wäre ein Verlust für Resse
Kann das Haus wiederhergestellt werden? Diese Frage beschäftigt Lutz Heidemann: „Ein Abbruch wäre ein herber Verlust für Resse“, ist er überzeugt. Das Wohn- und Geschäftshaus ist ein architektonisches Beispiel für die Epoche des Jugendstils, es steht nicht nur für sich, sondern prägt auch seine Umgebung.
Lutz Heidemann: Es gab um 1910 eine ,Kultur der Eckhäuser’. Das war die Zeit, als Resse aus einer Bergarbeiter-Siedlung zu einer ,Kleinstadt mit Gesicht’ und die Ewaldstraße zu einer guten Adresse wurde.“
Außerordentliche architektonische Qualität
Brandursache noch nicht ermittelt
Die polizeiliche Ermittlungen der Brandursache sind noch nicht abgeschlossen. Daran waren zwischenzeitlich auch Beamte des Landeskriminalamtes und ein Brandmittelspürhund beteiligt.
Bauordnung und Polizei haben das zweite Ober- und das Dachgeschoss für unbewohnbar erklärt.
Das Haus verfüge über eine außerordentliche architektonische Qualität und hat damit auch Eingang gefunden in Heidemanns Bestandserhebung städtebaulich wichtiger Gebäude in Gelsenkirchen. Massive Außenmauern, alle Trennwände in Fachwerk, auch für die Geschossdecken der oberen Etagen Holzbalken, Stahlträger allein für die Decken über den Läden, Stahlträger auch für die weitauskragenden Balkone, notierte Heidemann als Qualitätsmerkmale.
Und genau diese Eigenschaften könnten die Wiederherstellung des Gebäudes erschweren, befürchtet Heidemann.
Gebrüder Lackmann waren die Bauherren
Das Haus war 1906/07 von den Westerholter Bauunternehmern Gebrüder Lackmann errichtet worden, „sozusagen auf Vorrat wie ein verkaufbares Tortenstück“, erklärt Heidemann. Bald ging das Gebäude in den Besitz von Fleischermeister Bredenbrock über. Lutz Heidemann: „Der mit dekorativen Jugendstil-Kacheln ausgeschmückte Verkaufsraum ist in Gelsenkirchen einmalig“, ist Heidemann überzeugt.
Der Bau des Hauses geht auf einen Entwurf des Erler Architekten Hubert Kötting zurück, der auf die Ecksituation mit einem Erker und einem breiten geschweiften Giebel und einem weitausladenden Balkon einging. Verglasung und Sprosseneinteilung der Fenster mit kleinstrukturierten Oberlichtern seien noch weitgehend original erhalten. Das Resser Eckhaus zählt Heidemann zu Köttings Hauptwerk. Lutz Heidemann: „Selbst wenn Wiederaufbau und Neunutzung nicht einfach sein werden, sehe ich es als eine öffentliche Aufgabe an, hier eine zufriedenstellende Lösung zu finden.“ Es gelte, eine öffentliche Förderung für die Erhaltung des Jugendstil-Hauses zu finden.