Gelsenkirchen-Buer. . Vor 90 Jahren wurde die Schauburg in Buer eröffnet. Sie überlebte unzerstört den Krieg und hielt der Multiplex-Konkurrenz stand.
Der Andrang draußen an der damaligen Essener Straße war groß, drinnen im großen Saal jeder Platz besetzt, 1400 Gäste geladen. Ganz Buer war an diesem Abend auf den Beinen, um einer festlichen Eröffnung beizuwohnen. Die „Münchener Lichtspielkunst“ hatte „ergebenst zur festlichen Eröffnung unserer Schauburg Buer“ eingeladen.
Nach Festreden und Grußworten öffnete sich der Vorhang, um die Leinwand freizugeben für „Marquis d’Eon – Der Spion der Pompadour“, einen „Millionen-Prunkfilm“, der in Schwarz-Weiß, ohne Ton, aber mit musikalischer Begleitung „die abenteuerlichen Erlebnisse einer verwegenen Frau am Hofe zu Paris, Petersburg und London“ erzählte. Damit begann vor genau 90 Jahren die Geschichte eines immer noch besonderen Kinos.
Bühne für Theater und Boxkämpfe
Ob Stummfilm oder Farbfilm, ob Leinwand in Cinemascope-Breite oder Ton mit Rundum-Surroundsound: Die Schauburg an der Horster Straße hat viele technische Neuerungen miterlebt, ist gegenüber der Multiplexkonkurrenz auf der grünen Wiese standhaft geblieben und vermittelt schon allein wegen ihrer Größe und der innenarchitektonischen Gestaltung immer noch ein besonderes Kinoerlebnis. Heute bietet Schauburg 450, das Lux 250 und das Studio 70 Plätze, dazu einen großzügigen Eingangsbereich und ein lichtdurchflutetes Foyer.
Der Blick in den großen Saal zeigt, dass die Schauburg von Anfang an mehr war als nur ein Kino. „Sie wurde als Filmtheater geplant, zu dem auch ein Bühnenhaus gehörte“, erzählt Michael Meyer, Filmenthusiast und Betreiber einer Kinokette, die von Bochum über Gelsenkirchen bis Dorsten reicht. Was sich auszahlte, als das Haus den Zweiten Weltkrieg weitestgehend unzerstört überstanden hatte und deshalb auch dem Stadttheater vorübergehend eine Spielstätte bieten konnte. Michael Meyer: „Selbst Boxkämpfe sollen hier stattgefunden haben.“
Heute ein Teil der Kulturmeile
Auf die unterschiedliche Nutzung geht bereits die Buersche Zeitung in ihrem Bericht über die Schauburg-Eröffnung ein. Sie sei ein Raum, „in dem die Kunst des Tones, des Wortes, des lebendigen Bildes, die bildende und veredelnde Unterhaltung eine Pflegestätte finden kann“. Dem Lichtspielhaus wird aber auch eine besondere Funktion innerhalb der Stadt zugewiesen. Die Zeitung fragt: „Für wen ist die Schauburg gebaut? Wem soll sie dienen?“ Und gibt die Antwort: „Zunächst dem Ortsteil Buer im Stadtgebilde Gelsenkirchen-Buer. Buer hat vor kurzem durch seine Verschmelzung mit Gelsenkirchen seine Selbständigkeit verloren. Aber es ist nicht gut, wenn ein eingegliederter Stadtteil jedes Eigenleben, besonders kultureller Art, einbüßt, auch nicht gut für den größeren Stadtteil, zu dem das ganze Schwergewicht nur zu leicht hinübergleitet.“
Heute ist die Schauburg ein Teil der Kulturmeile zwischen Goldbergplatz, Kunstmuseum und Skulpturenwiese und soll mittelfristig zu einem Kulturzentrum aufgewertet werden. „Ich glaube ans Kino“, sagt Michael Meyer und ist überzeugt, dass in der Schauburg auch der 100. Geburtstag und weitere Jubiläen gefeiert werden können: „Nirgendwo kann man den Wert eines Films so miterleben wie im Kino.“
Lieblingsfilm als Geschenk
Nach dem 80-jährigen Bestehen und mit Blick auf die nächsten zehn Jahre hat sich Kinobetreiber Michael Meyer dazu entschieden, den Schauburg-Geburtstag nur in einem überschaubaren Rahmen zu begehen: „Damit wir auch noch unser 100-Jähriges feiern können.“ Für Donnerstag, 31. Januar, lädt er Filmfreunde und Kinogänger dazu ein, mit ihm zusammen einen seiner Lieblingsfilme zu sehen. Es ist „ein alter Film, der aufs Feinste restauriert wurde“, der auch für ein Stück Filmgeschichte steht und nun in allerbester Auflösung auf der Schauburg-Leinwand zu sehen sein wird. Den Titel will er nicht verraten, das Geburtstagsgeschenk, das er sich selber macht, soll den Zuschauern ja auch eine Überraschung bieten.
Wer das besondere Kinoerlebnis mit ihm teilen möchte, kommt am Abend einfach in die Schauburg. Der Eintritt ist frei, die Reservierung einer Eintrittskarte aber empfohlen: 0209 3 09 21. Wann öffnet sich der Vorhang? „Abends, präzise 8 Uhr“, wie vor 90 Jahren.