Gelsenkirchen-Erle. . „Wohnen im Forsthauswinkel“ will Menschen helfen, von Sucht und drohender Obdachlosigkeit loszukommen. Heimathof-Konzept startete im Frühjahr.

Sie sind arbeitslos und suchtabhängig, obdachlos, verschuldet oder von der Kündigung ihrer Wohnung bedroht, sie haben oft genug schon eine stationäre Therapie hinter sich, deren Wirkung schnell an den Anforderungen des Alltags scheitert: Diesen Menschen bietet „Bethel.regional“ seit wenigen Monaten mit dem „Wohnen im Forsthauswinkel“ in Erle eine schwellenarme Hilfe zur Wiedereingliederung in ein geordnetes Leben an.

„Es sind Menschen, die aus bestimmten Gründen abgeschmiert sind. Aber das sind sie ganz bestimmt nicht: Schwerverbrecher“, stellte Michael Fallenstein, Regionalleiter von „Bethel-regional“ in der Bezirksvertretung Ost fest.

20 Plätze in sechs Mehrfamilienhäusern

Der Vertreter der sozialtherapeutischen Einrichtung war zusammen mit seinem Bereichsleiter Sebastian Lasner von der Politik eingeladen worden, um das Heimathof-Konzept vorzustellen, das seit gut fünf Jahren mit Erfolg an der Blumendelle in Schalke praktiziert wird. In der Forstwinkel-Siedlung hat „Bethel.regional“ seit Mitte April sechs Wohnungen in verschiedenen Mehrfamilienhäusern angemietet, so dass mit rund 20 Plätzen Wohngemeinschaften für bis zu drei Klienten gebildet werden können.

Hilfe auf dem Weg in die dauerhafte Abstinenz

Das „Wohnen im Forsthauswinkel“ in Erle ist eng verzahnt mit den Angeboten des Heimathofes Ruhr an der Blumendelle in Schalke.

Bewohner lernen, sich auf die eigenen Stärken zu besinnen, erlernen neue Fähigkeiten und Fertigkeiten. So soll der Weg in eine dauerhafte Abstinenz erleichtert werden.

„Dort leben sie mitten im Sozialraum in einer Einrichtung, die nicht aussieht wie eine Einrichtung“, erläuterte Michael Falkenstein. Für die Betreuung sorgen Psychologen und Sozialarbeiter, die Versorgung wird über eine Servicewohnung organisiert, die rund um die Uhr besetzt ist. So können Betroffene im Laufe eines Jahres Fuß fassen – in der Nachbarschaft, in vertrauter Umgebung und im besten Fall auch wieder im Beruf. Haben sie die nötige Stabilisierung erfahren, besteht die Möglichkeit, die Wohnung zu übernehmen.

Regionaler Bezug ist besonders wichtig

Bewusst habe man davon Abstand genommen, die betroffenen Menschen auf dem Gelände der Bethel-Stiftung im fernen Bielefeld unterzubringen. Das sei zu weit, um einen regionalen Bezug herstellen zu können. So sei das „Wohnen im Forsthauswinkel“ ausgerichtet auf Menschen, die aus Gelsenkirchen und den Nachbarstädten kommen.

Eine Hausordnung und „ganz klare Regeln“ sorgen mittlerweile für ein gutes Miteinander. Die Ursachen für anfänglich geäußerte Beschwerden über zu laute Musik seien ausgeräumt, die Nachbarn über die Nachtbereitschaft informiert worden. Michael Fallenstein: „Inzwischen ist Ruhe im Karton. Und der Drogenfund, der zu einer Polizeiaktion führte, hatte mit uns nichts zu tun.“ Die Nachfrage nach Wohnen mit therapeutischem Ansatz sei groß, weil es ein solches Angebot in der Umgebung nicht gebe, so Michael Fallenstein.