Gelsenkirchen. .

Auf dem Weg in die Abstinenz machen Frauen und Männer an der Blumendelle 31 Station. Meistens bleiben sie für ein halbes Jahr, manchmal auch länger, um sich ein unabhängiges Leben ohne Alkohol und Drogen aufzubauen. In das Haus an der Blumendelle ist nämlich nun der Heimathof Ruhr eingezogen, eine Einrichtung des Trägers Bethel Regional, der zum Verbund der von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel gehört.

In Schalke werden Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten und mit einer Abhängigkeitserkrankung therapiert und auf ein eigenständiges Leben vorbereitet. 16 Plätze für Frauen und Männer (auch mit Hund) sind dafür vorgesehen, zu zweit wohnen die Klienten in den acht ca. 50 m² großen Wohnungen. Die meisten, die hierhin kommen, haben gerade den Alkohol- oder Drogenentzug in einer Klinik hinter sich– viele haben keine eigene Wohnung mehr. Einrichtungsleiter Christian Toczek und seine Kollegen helfen ihnen, wieder ins Leben zurück zu finden. „Wir sind eine Schnittstelle zwischen Wohnungslosen- und Suchthilfe“, erklärt Toczek.

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Vor knapp einer Woche zogen die Klienten und die insgesamt 14 Mitarbeiter von Castrop-Rauxel nach Gelsenkirchen um. „Hier sind wir wohnortnah aufgestellt.“ Denn die meisten Klienten kommen aus dem Raum Ruhrgebiet und lernen in einem normalen Wohnumfeld am besten, sich abstinent zurecht zu finden. Was ist mit der Trinkhalle gleich gegenüber der Einrichtung oder mit der Kneipe an der Ecke? „Das sind natürlich hohe Anforderungen an die Klienten, die im realen Leben aber auch dazu gehören“, weiß Toczek. Gemeinsam mit den Therapeuten werden daher Strategien erarbeitet, wie Rückfälle in die Sucht vermieden werden können. „Doch natürlich passieren auch Rückfälle – und werden direkt gemeinsam aufgearbeitet.“

Netzwerk aufbauen

Nun gilt es, ein Netzwerk aufzubauen, sei es mit anderen Einrichtungen, mit Unternehmen oder dem Stadtteilbüro. Um sich in Schalke zu verwurzeln, setzen Christian Toczek, Mitarbeiter und Bewohner vor allem auf Transparenz. Im September fand bereits eine Infoveranstaltung mit Anwohnern in der gegenüberliegenden Kita statt. „Es gibt natürlich Ängste, etwa, ob sich eine Szene bilden könnte.“ Diese Sorgen versuchen Toczek und die Bewohner abzubauen, indem sie sich als Einrichtung öffnen – etwa für Vereine, die den Aufenthaltsraum des Heimathofs für Treffen mieten könnten. So soll eine Win-Win-Situation entstehen. „Wir bieten auch Nachbarschaftshilfe an“, sagt Toczek. Muss etwa der Abfluss einer Nachbarin repariert werden, könnten die Klienten ehrenamtlich helfen. Denn darum geht es: Wertschätzung über Beschäftigung zu erlangen.