Gelsenkirchen-Horst. . Bezirksbürgermeister Joachim Gill hat mit den Schlossnarren verhandelt und KC Astoria nicht informiert. Das närrische Volk reagiert sauer.

Sie konnten es kaum glauben, die Jecken von KC Astoria, die vor einigen Wochen beim Bezirksforum West dabei waren. Völlig überraschend beantragten die Schlossnarren einen Zuschuss zum „Sturm auf das Schloss Horst“. Eine Veranstaltung, welche die Astorianer seit Anfang der 80er Jahre im Auftrag des Bezirksbürgermeisters ausrichten – wenn auch damals noch unter anderem Namen.

„Wir wurden ausgebootet, ohne mit uns Kontakt aufzunehmen“, war Sitzungspräsident der Veranstaltung, Peter Nienhaus, damals nahezu sprachlos. „Keiner von uns wusste das.“ Gewissheit ist es heute dennoch.

Bezirksbürgermeister fragt die Schlossnarren

Auf einem Flyer der Schlossnarren ist die Veranstaltung bereits genannt. Die durchaus kurze Erklärung des Bezirksbürgermeisters, Joachim Gill, zu seinen Beweggründen: „Weil wir seit Jahren zwei Karnevalsvereine im Stadtwesten haben.“ Warum er nicht das Gespräch suchte mit den Narren des KC Astoria? „Weil es im Vorfeld noch viel zu klären gab. Und es nicht sicher war, ob die Schlossnarren die Veranstaltung übernehmen.“

Michael Lange, Vorsitzender der Schlossnarren, findet mehr Worte: „Nach Ostern gab es eine Voranfrage. Prinzipiell können wir so ein Programm stemmen. Vor rund neun Wochen gab es eine konkrete Anfrage.“

Ein Prinz landet vor Gericht

„Die Vereinsmitglieder haben das gemeinsam entschieden – auch wegen der Probleme in der Vergangenheit“, spielt er selbst darauf an, dass er einst Mitglied, Kopf und Stadtprinz der Astorianer war. Allerdings trennte man sich nach der Session 2012 im Streit, traf sich sogar vor Gericht, weil Lange Teile der Kosten für seine Prinzenrolle über die Vereinskasse bestritten hatte. Dafür musste der einstige Stadtprinz 11.000 Euro an seinen Ex-Verein zahlen. In der Folge sind die Schlossnarren bis heute keine Mitglieder im Festkomitee Gelsenkirchener Karneval.

Die Jecken um Michael Lange waren bereits mit den Vorbereitungen beschäftigt. „Wir wollten das Programm anders gestalten, nicht nur aus eigenen Reihen.“ Man wollte auch Gesangsbeiträge einkaufen, wollte das „Programm aufwerten“.

Festkomitee stellt Antrag

Die Akteure des KC Astoria suchten ihrerseits das Gespräch mit Joachim Gill. Zunächst ohne Erfolg. In der Folge stellte das Festkomitee Gelsenkirchener Karneval einen Antrag auf Anmietung – zur gleichen Zeit. Der Plan: Man nimmt den Schloss-Sturm in die Riege der eigenen Veranstaltungen auf und beauftragt den KC Astoria mit der Durchführung.

„Ich habe einen entsprechenden Antrag bereits gestellt“, so Gerd Schwenzfeier, Präsident des Festkomitees. Nun liege der Ball im Feld der Stadt, die Eigentümerin des Amtssitzes des Bezirksbürgermeisters ist und im Falle zweier termingleicher Anfragen entscheiden muss.

Sturm auf das Schloss ohne Gill

Das hat sie nun auch getan: Nach viel Aufruhr im Stadtteil übernimmt nun das Festkomitee und beauftragt den KC Astoria mit der Durchführung. Nun ist es Michael Lange, der nicht informiert wurde. „Ich habe keine offzielle Nachricht bekommen.“

Die Konsequenz des Ganzen: Der Sturm auf Schloss Horst wird erstmals ohne Bezirksbürgermeister über die Bühne gehen. Joachim Gill erklärte in der Sitzung der Bezirksvertretung, dass er dafür nicht mehr zur Verfügung stehe.

Hintergrund ist die Entscheidung der Stadt, die Glashalle an das Festkomitee zu vermieten, das wiederum den KC Astoria mit dem Sturm aufs Schloss beauftragte – und nicht die Horster Schloss-Narren, mit denen Gill bereits zuvor eine entsprechende Vereinbarung getroffen hatte.

Bezirksbürgermeister zeigte sich verärgert

Höchst verärgert zeigte sich Gill auch über eine Formulierung in der Sitzungsvorlage zum Bezirksforum: Demnach „wird (der Sturm aufs Schloss) in Absprache mit dem Bezirksbürgermeister nicht vom Antragssteller durchgeführt. Der Zuschuss entfällt daher“. Gill: „Mit mir gab es keine Absprache.“ Dezernent Martin Harter entschuldigte sich für diesen Zusatz. Er erklärte ihn mit einem Fehler auf der Basis der „stillen Post“, der korrigiert werden solle.

Bezirksverordneter Mirco Kranefeld (Grüne) kritisierte den Vorfall als „Posse“. Das große Engagement Gills werde nicht ausreichend gewürdigt. Unter dem Beifall der anderen Politiker dankte er Gill für dessen „konsequentes Handeln“.