Buer. . Überall rund ums Gebäude des ehemaligen Amtsgerichts Buer wurde das Grün gekennzeichnet. Stadt schließt Fällung in diesem vermuteten Umfang aus.

Die leuchtend grüne Farbe hat die Nachbarschaft im Umfeld des ehemaligen Amtsgerichtes Buer aufgeschreckt. Sie fragt sich: Was haben die fortlaufenden Ziffern zu bedeuten, die in Augenhöhe auf die Rinden von Bäumen und Sträuchern gesprüht wurden?

„Die sollen doch wohl nicht alle demnächst gefällt werden?“, hegte eine Anwohnerin einen bösen Verdacht. Im Vorbeigehen hatte sie als höchste Ziffer die „48“ entdeckt. Doch damit nicht genug.

Auch Sträucher und Buschwerk

Bei näherem Hinsehen entdeckt man, dass weitere Bäume gekennzeichnet wurden. Die Markierungen gehen deutlich in den dreistelligen Bereich hinein. So trägt eine alte Buche beispielsweise die Ziffer „115“.

Auffällig dabei ist: Die Markierungen betreffen nicht nur stattliche Bäume, auch Sträucher und Buschwerk wurden auf diese Weise kenntlich gemacht.

Verkaufsprozess noch nicht abgeschlossen

Die Nachfrage der WAZ konnte den Sachverhalt zunächst nicht klären. „Wir waren es nicht“, beteuerten Stadtverwaltung und Gelsendienste übereinstimmend. Und auch dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) NRW, dem das zum Verkauf anstehende Grundstück und die Immobilie gehören, war der Vorgang an der Goldbergstraße nicht bekannt.

Leerstand seit Mai 2016

Seit Mai 2016 steht das Gebäude des ehemaligen Amtsgerichts an der Goldbergstraße in Buer leer. Der Bebauungsplan Nr. 419 sieht dort als Folgenutzung die Erweiterung des Wohnparks Am Goldberg vor.

Im Frühjahr hatte der Bau-und Liegenschaftsbetrieb des Landes das Bieterverfahren gestartet und Grundstück und Gebäude zum Verkauf angeboten. Das Mindestangebot lag bei 1,2 Millionen Euro, provisionsfrei.

„Der BLB NRW veräußert das ehemalige Amtsgericht Gelsenkirchen-Buer, der Verkaufsprozess ist noch nicht abgeschlossen“, bestätigt BLB-Sprecherin Barbara Kneißler. Die Markierungen seien nicht vom BLB vorgenommen oder beauftragt worden. „Wer diese Markierungen angebracht hat und zu welchem Zweck sie angebracht wurden, ist uns nicht bekannt“, so Kneißler weiter.

Kartierung des Grüns vorbereitet

Von der WAZ auf die Spur gesetzt, hat die Stadt weitere Recherchen unternommen. Sie lassen den Schluss zu, dass das Bieterverfahren vermutlich doch schon seinen Abschluss gefunden hat. Denn Stadtsprecher Martin Schulmann erklärt: „Ein Vermessungsunternehmen hat mit den Markierungen der Bäume und Sträucher eine Bestandsaufnahme des Grüns vorgenommen – im Auftrag des künftigen Eigentümers und ohne unser Wissen.“ Zahl und Standorte der Bäume und Sträucher sollen in eine Kartierung einfließen, die einen Überblick über das vorhandene Grün geben soll. Schulmann betont ausdrücklich: „Die Bäume wurden lediglich gezählt. Die Ziffern sagen nichts über den Umfang einer möglichen Fällung aus.“

Er schließt nicht aus, dass es im Zuge der dort geplanten Wohnbebauung zu Baumfällungen (und damit auch zu Ersatzpflanzungen) kommen wird. Das Ausmaß sei aber geringer als die hohe Zahl der markierten Bäume vermuten lasse.