Westerholt/Gelsenkirchen-Buer. . Vor über 50 Jahren eröffnete Egon Graf von Westerholt den Löwenpark. Die „Attraktion, einzigartig auf dem Kontinent“, lockte Prominenz nach Buer.
Gut gebrüllt, Graf Egon: Als der Schlossherr im November 1967 während der Mittagspause der Herbstjagd eine deftige Erbsensuppe reichen ließ, musste manch ein Teilnehmer zweimal schlucken. Der staunenden Jagdgesellschaft, darunter auch der Gelsenkirchener Bürgermeister Sandmann, stellte er seinen kühnen Plan vor:
Im kommenden Jahr werde er einen Löwenpark im Westerholter Wald eröffnen, „eine Attraktion, die einzigartig ist auf dem Kontinent“, wie die WAZ damals berichtete.
Parcours führt an dösenden Löwen vorbei
Zwar fehlte zu diesem Zeitpunkt noch die Genehmigung der Behörden, aber vor 50 Jahren, am 13. August 1968, war es soweit: Die ersten Limousinen bogen vom Ostring in Richtung Möllersbauer ab und steuerten eine käfigartige Schleuse an. Sie machte den Weg frei zur Safari im Buchenwald. Zehn D-Mark kostete das Vergnügen pro Pkw, 40 Löwen, vermittelt durch Tierhändler und Ruhr-Zoo-Pächter Ruhe, beim Dösen im Unterholz zuzuschauen. Doch einzigartig war der drei Kilometer lange Parcours nach einem Vorbild in England dann doch nicht: Puppenfilm-Fabrikant Richard Schmidt und Märchenwald-Betreiber Gottlieb Löffelhardt kamen dem Grafen zuvor. Die Unternehmer hatten Ende Mai einen Löwenpark mit 32 Tieren in Selfkant bei Aachen eröffnet.
Der Popularität des buerschen Löwenparks tat das keinen Abbruch. Die Wochenzeitung „Die Zeit“ und andere überregionale Medien berichteten über die gräfliche Idee, zur Eröffnung reiste Schauspielerin Marianne Koch an, um mit einem Piccolo ein Löwenjunges auf den Namen „Barbarella“ zu taufen. „Nun wird mancher nicht mehr erst nach Afrika fahren müssen, um Löwen in freier Wildbahn zu begegnen“, prophezeite Graf Egon.
Konkurrenz durch Freizeitparks
In den ersten Jahren seines Betriebs zählte der Park fast zwei Millionen Besucher, auch dank so prominenter Paten wie Volksschauspieler Willy Millowitsch und Box-Legende Max Schmeling. 1974 kam ein Kleintierzoo hinzu. Auch Echsen, Hängebauschweine und Flamingos konnten fortan bestaunt werden. Eine Doppelsicherung aus 3,5 und 1,5 Meter hohen Drahtzäunen hielt die wilden Tiere zwar in Schach, unüberwindbar war die Hürde dennoch nicht.
1978 drang nachts ein Mann in den Park ein – und wurde von einem Löwen getötet. In den 1980er Jahren gingen die Besucherzahlen stetig zurück: Es gab immer mehr Parks, die mit stationären Groß-Achterbahnen und Themen-Karussells mehr Unterhaltung und Nervenkitzel versprachen, zudem Bauauflagen der Stadt, die eine Millionen-Investition nach sich gezogen hätte. „Da hab ich gesagt: Jetzt ist Schluss“ sagte Egon Graf von Westerholt in einem WDR-Interview.
Im Oktober 1988 kam das Ende des Löwenparks
Im Oktober 1998 war es dann soweit: Ein letztes Mal öffnete sich die Sicherheitsschleuse, dann war’s vorbei mit der Safari im Westerholter Wald.
Heute erinnert nur noch eine Löwen-Skulptur neben dem China-Restaurant an der Westerholter Straße an die einstige Attraktion.