Gelsenkirchen-Buer. . Unter der alten Asphaltdecke wurden Fugen entdeckt, die 25 Zentimeter breit sind. Ob es zu Verzögerungen kommen wird, weiß bisher niemand.
Bis jetzt lief bei den Instandsetzungsarbeiten im Vincketunnel alles nach Plan. So ließ sich auch das Vorhaben realisieren, eine für die Erneuerung der Fahrbahn notwendige Vollsperrung exakt in die Sommerferien zu legen. Doch der Zeitplan könnte nun ins Wanken geraten.
Als dieser Tage die alte Asphaltdecke abgetragen wurde, blickten die Arbeiter auf ein darunter liegendes Problem: Von den 18 Dehnungsfugen im Tunnel sind sechs über die Jahre derart in die Breite geschossen, dass nun Hand angelegt werden muss. Wie umfangreich und zeitaufwendig die Reparatur sein wird, entscheidet sich kommende Woche.
Die Fugen sind zu groß
Fast 25 Zentimeter misst die größte Fuge – deutlich zu groß. „Drei sollten es eigentlich sein“, weiß Projektleiterin Christine Dornseifer. Offenbar hat sich die Erde unterm Tunnel in den vergangenen Jahrzehnten ganz schön bewegt – und mit ihr die Fugen. „Die sollen sich ja auch bewegen“, so Bettina Lenort, Leiterin des städtischen Referats Verkehr, „dafür sind sie ja da. Aber nicht so viel!“ Am Mittwoch habe es schon einen Ortstermin mit der RAG gegeben. „Die teilen unsere Auffassung, dass es sich hier um Bergschäden handelt.“
Für sie und ihren Teamleiter Jörg Konietzka werden da Erinnerungen wach. Im März 2011 tat sich einen Steinwurf weit entfernt ein Riss in der Kurt-Schumacher-Straße auf. „Da bekam ich morgens einen Anruf“, erinnert sich Konietzka, „ob ich mal eben kommen könnte. Man hätte da ein kleines Problem.“ Das „kleine Problem“ war dann doch eher ein großes. „Ich wollte mit einem Zollstock gucken, wie tief der Riss ist. Er ist komplett reingefallen. Ins Büro bin ich an diesem Tag dann nicht mehr gefahren.“
Drinnen im Tunnel lässt es sich aushalten
Ganz so dramatisch wie damals, als auch Gebäude aus Sicherheitsgründen evakuiert wurden, ist es hier und heute nicht. Und so gehen die geplanten Arbeiten im Tunnel ungehindert weiter. Für die Arbeiter, die dort zurzeit ihren Dienst schieben, ist genau diese Tatsache entscheidend: im Tunnel. Nicht davor, nicht dahinter – sondern drinnen, wo es sich gut aushalten lässt.
„Klar bin ich froh, dass ich nicht unter freiem Himmel malochen muss“, sagt Mergim Gashi. „Im Tunnel arbeiten – das ist das Beste, was uns passieren konnte.“ Tatsächlich ist die gefühlte Temperatur dort mindestens zehn Grad kühler als in der sengenden Mittagshitze. Er grinst bei der Frage, ob seine Kollegen von anderen Baustellen neidisch sind: „Bestimmt!“
Kühler Arbeitsplatz unter der Erde
Gashi und sein Team sind in dieser Woche damit beschäftigt, das alte Belüftungssystem des Tunnels stillzulegen. Dutzende Löcher in der Decke zeugen noch von der einst notwendigen Anlage. Vor jedes einzelne wird nun eine Platte geschraubt. „Früher gab es hier an den Wänden CO2-Schnüffler“, sagt Christine Dornseifer. Die seien dann etwa bei einem Rückstau im Tunnel angesprungen. Aufgrund der heutigen Katalysator-Technik sei das System überflüssig. „Die Abgase der Autos sind ja nicht mehr so gefährlich wie damals.“
Damals – das ist das Jahr 1973, als der Vincketunnel gebaut wurde. „Kurz vor der Fußball-Weltmeisterschaft“, so Bettina Lenort. Durch die Verlegung einer Fahrspur unter die Erde sollte der Verkehrsfluss im Kreuzungsbereich darüber entzerrt werden. Ob man das heute immer noch so planen würde? „Nun ja, das Schwierige an dieser großen Kreuzung ist, dass hier auch die Straßenbahn fährt. Aber dennoch würde es heute wohl bessere Lösungen geben.“