In Gelsenkirchen-Buer renoviert der Beamtenwohnungsverein seine Häuser. Ein Teil der Bewohner ist empört – über den Dreck und wie sie behandelt werden

  • Der Beamtenwohnungsbauverein renoviert die Häuser am Diesingweg in Buer
  • Ein Teil der Bewohner ist empört – über den Lärm und den Dreck und wie sie behandelt werden
  • Mehr als ein Drittel der Mieter will die Wohnungen jetzt verlassen

„Mir sind die Bilderrahmen von der Wand geflogen“, schimpft Eva-Maria Reichmuth. „Seit dem Baubeginn am 29. August kommen wir nicht mehr zur Ruhe“, ergänzt Birgit Ging. „Hier wird täglich von 7 bis 18 Uhr gearbeitet, ohne Mittagspause“.

Über die Renovierungsarbeiten, die der Beamtenwohnungsbauverein (BWV) am Diesingweg 9-19 zur Zeit durchführen lässt, wird seit Monaten kontrovers diskutiert (die WAZ berichtete). Einzelne Mieter kritisierten die Mieterhöhung von zwei Euro pro Quadratmeter, wehrten sich vor allem gegen die Pläne „Staffelgeschosse aufzubringen, in denen Luxuswohnungen zum Preis von zehn Euro pro Quadratmeter angeboten werden sollen.“

Fehlende Hilfestellung

In Gesprächen mit dieser Zeitung spielten die Vorstandsmitglieder Johannes Heinrichs und Katrin Kornatz die Kritik herunter. „Lediglich zwei von 22 Mietparteien sind gegen die Maßnahme“, sagte Kornatz im Juni. Inzwischen sieht die Lage anders aus. „Zwei Mieter sind bereits ausgezogen, zwei haben gekündigt, fünf suchen eine neue Wohnung“, berichtet Birgit Ging. Der permanente Lärm, der Dreck, die fehlende Hilfestellung durch den Vermieter machten sie mürbe.

„Ich habe den ganzen Tag Kopfschmerzen“, sagt eine 87-jährige Mieterin. Sie zieht Anfang November aus. Ihr Sohn ist wütend. „Ende Oktober reißen die Bauarbeiter den Dachstuhl ab und wollen neue Fenster einbauen“, schimpft er. „Kann man das nicht um die Woche verschieben, bis meine Mutter ausgezogen ist?“, fragt er. Konnte man bisher scheinbar nicht. Forderte sogar von der alten Dame, „in der Baustelle alle Teppiche rauszureißen und die durch Nägel entstandenen Löcher in den Wänden zu verputzen“.

BWV schiebt Schuld auf die Baufirma

Gegenüber der WAZ zeigte sich Katrin Kornatz gestern kompromissbereit. „Die Teppiche dürfen liegen bleiben“, sagte sie. Und: Man werde sich bemühen, die Fensterarbeiten um eine Woche zu verschieben.“ Kornatz gab zudem zu, dass die Arbeiten nicht so ausgeführt würden, wie es besprochen sei. „Man müsste andere Genossenschaften vor der Baufirma warnen“, sagte sie.

Konkrete Hilfsangebote für die anderen Mieter hatte sie nicht parat. „Wir können seit Wochen unsere Wäsche nicht waschen, weil die Keller völlig verstaubt sind“, erzählt Birgit Ging. Und fragt: „Wie sollen wir Ende Oktober drei Tage ohne warmes Wasser und Heizung auskommen?“ Die Handwerker hätten ihr gesagt, dass sie das warme Wasser abdrehen. „Hier läuft es nach dem Motto: friss, oder stirb“, sagt Ging. „Die Arbeiter wundern sich, dass hier Menschen wohnen“, erzählt Reichmuth. Und würden Wände einreißen, ohne die Möbel oder die anderen Räume der Wohnung abzudecken. „Vom BWV bekommen wir keine Unterstützung“.