Gelsenkirchen-Buer. . Verkehrsgutachter stellen mehrere Varianten für eine Fortführung der Straßenbahnlinie 302 über den heutigen Endpunkt Buer Rathaus hinaus vor.

Totgesagte leben länger: Diese Alltagsweisheit gilt auch für die Diskussion über die Verlängerung der Straßenbahnlinie 302 in Buer. Am 30. Juni 1984 fuhr zum letzten Mal eine „302“ über den heutigen Endpunkt Buer Rathaus hinaus über die De-la-Chevallerie Straße bis zum Bahnhof Buer Nord, der sich damals am Nordring befand. Seitdem tauchen in aller Regelmäßigkeit Ideen zur Wiederbelebung dieses Linienastes auf. Auch der jetzt diskutierte Entwurf zur Fortschreibung des Nahverkehrsplanes greift dieses Gedankenspiel gleich in mehreren Varianten auf.

Höheren Fahrkomfort und neue Direktverbindungen zu Zielen, die südlich von Buer liegen, nennt der Nahverkehrsplan als Pluspunkte für eine Verlängerung bis zum Bahnhof Buer Nord, der sich jetzt an der Königswiese/Polsumer Straße befindet.

Kein deutlich dichterer Takt

Die Gutachter der Karlsruher PTV Consult GmbH, die den Nahverkehrsplan entwickelt haben, verweisen auf den dichten Zehn-Minuten-Takt, in dem die Busse auf diesem Abschnitt verkehren: „Eine Verlängerung der Straßenbahn würde wahrscheinlich keinen deutlich dichteren Takt bieten.“ Sie warnen davor, im Fall einer Verlängerung die Busleistungen auf diesem Korridor einzusparen: Fahrgäste aus dem weiteren Innenstadt-Umfeld und aus Nachbarstädten wären kurz vor ihrem Ziel in Buer zu einem Umstieg gezwungen.

Ähnliche Aussagen treffen die Gutachter auch für die Variante, die Linie 302 über den Bahnhof Buer Nord und die Polsumer Straße bis zum Eppmannsweg im Norden von Hassel zu verlängern. In diesem Fall bestünde aber die Möglichkeit, die Busse über andere Linienwege zu führen und damit das Angebot in diesen Bereichen zu stärken.

Nur geringe Studierendenzahl

Skeptisch stehen die Verkehrsexperten dem Plan gegenüber, die „302“ über die De-la-Chevallerie-Straße und den Nordring bis zur Westfälischen Hochschule zu führen, wo nur „ein deutlich schwächer besiedeltes Gebiet“ erschlossen werden könnte: „ Von einer hohen Nachfrage ist aufgrund der geringen Studierendenzahlen von unter 5000 Personen nicht auszugehen.“ In Betracht ziehen sie auch die Möglichkeit, einen Linienweg über die Vinckestraße zur Hochschule zu führen: „Dieser Abzweig vom heutigen Linienweg der 301 würde im Vergleich zur Variante über den Nordring mehr bebautes Gebiet erschließen.“

Im neuen Straßenbahnkonzept (die WAZ berichtete) böte sich dafür die neue Linie „301 E“ an, die bislang als Verstärkung der „301“ im Abschnitt zwischen Hauptbahnhof, Bismarck, Erle und Buer gedacht ist. Doch auch in diesem Fall erweise sich „die geringe Nachfrage durch die geringen Studierendenzahlen“ als problematisch, merken die Gutachter an. Sollte es zu einer Ausweitung des Hans-Schwier-Berufskollegs kommen, müsse alles noch einmal neu gedacht werden: „Eine signifikante Erhöhung der Schul- und Studierendenplätze kann zu einer positiveren Bewertung der Straßenbahnverlängerung führen.“

Neue Nutzen-Kosten-Untersuchung

Um die Argumente für und gegen eine Verlängerung im Detail zu bewerten, müsse eine neue Nutzen-Kosten-Untersuchung her, so die Gutachter. Die letzte stammte aus dem Jahr 1996 und kam zu dem Ergebnis: nicht förderungswürdig. PTV gibt aber zu bedenken: Die „verkehrliche Nachfrage“ hat sich seitdem ebenso verändert wie das ÖPNV-Angebot und der Individualverkehr.