Gelsenkirchen-Buer. . Berufskolleg beantragt die Umbenennung. Schule soll nicht länger an einen Pädagogen erinnern, der sich nicht eindeutig von NS-Zeit distanzierte.

Auf dem Weg zu einem neuen Namen nimmt das Eduard-Spranger-Berufskolleg in Buer einen weiteren Schritt. Nachdem sich im April die Lehrerkonferenz für eine Umbenennung ausgesprochen hatte (die WAZ berichtete), schließt sich jetzt auch die Schulkonferenz dieser Entscheidung an. In einem Schreiben an den Ausschuss für Bildung beantragt die Schule, auf Eduard Spranger als Namensgeber zu verzichten. Ihr Wunsch an die Stadt als Schulträger: Die kaufmännisch ausgerichtete Einrichtung soll in Zukunft „Berufskolleg am Goldberg“ heißen.

Nach der ein Jahr währenden Diskussion über das Für und Wider einer Umbenennung habe sich die jetzt gewählte Flurbezeichnung als „geheimer Favorit“ herausgestellt, erläutert Schulleiter Ralf Niebisch. „Berufskolleg am Goldberg“ sei der Kernname, der um den Zusatz „der Stadt Gelsenkirchen“ ergänzt werden soll, um den weiten Einzugsbereich des Berufskollegs deutlich zu machen, der sich ja nicht nur auf Buer beschränke.

Schulleiter: Das ist die richtige Entscheidung

So schlicht der neue Name auch sein mag, so aufwendig war der vorausgegangene Diskussionsprozess. Niebisch: „Das war von Anfang an keine leichte Entscheidung. Wir sind uns aber einig, dass das die richtige Entscheidung ist.“

Ende Juli vergangenen Jahres hatte der Verein für regionale Kultur- und Zeitgeschichte „Gelsenzentrum“ darauf aufmerksam gemacht, dass Städte wie Frankfurt/Main und Mannheim Schulen, die Sprangers Namen trugen, umbenannt hatten. Spranger war zwar kein Mitglied der NSDAP, gehörte aber als Deutschnationaler dem Stahlhelm an, der Vorgängerorganisation der SA, und fiel durch antisemitische Äußerungen auf. Andererseits hatte er sich als Pädagoge Verdienste erworben und für die berufliche Bildung stark gemacht. Vor diesem historischen Hintergrund wollte die Schule „möglichst sachlich diskutieren“, so Niebisch, ob Spranger weiterhin als „moralisches Vorbild“ dienen könne.

Breite Diskussion in Schüler- und Lehrerschaft

Das Thema sei in den Klassen und im Lehrerkollegium diskutiert worden, zudem habe es unter Mitwirkung des Instituts für Stadtgeschichte eine schulinterne Informationsveranstaltung gegeben. Und eben jene Lehrerkonferenz, die mit 92 Ja- und nur einer Gegenstimme „ein deutliches Signal“ für eine Umbenennung gegeben habe.

Am Ende dieser Diskussion kommt Ralf Niebisch zu dem Schluss: „Aus heutiger Sicht ist Eduard Spranger kein geeigneter Namensgeber mehr für unsere Schule.“ Das Berufskolleg sei in ihren Aufgaben und in der Zusammensetzung der Schülerschaft eine Schule der Vielfalt. Diese Vielfalt habe das Lebensbild vermissen lasse, für das sich Spranger eingesetzt habe.