Gelsenkirchen- Erle. . Gutachter besucht Markt am Dienstag, obwohl samstags wesentlich mehr los ist. „Suboptimal“ nennen das Kritiker und setzen weitere Visite durch
Der Trödelmarkt an der Veltins-Arena ist ein politischer Dauerbrenner. Der Vorwurf: Dort werden zu viele Neuwaren verkauft; damit stelle der Markt eine Konkurrenz zur Innenstadt dar.
Anfang des Jahres wurde darüber zunächst öffentlich diskutiert, im März setzte die SPD dann mit ihrer Mehrheit unter anderem gegen die Stimmen von CDU, Grünen und Linke im Wirtschaftsförderungsausschuss durch, das Thema unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu behandeln. Jetzt hat Oberbürgermeister Frank Baranowski einen Arbeitskreis gegründet. „Nicht öffentlich“, wie aus gut informierten Kreisen zu erfahren war. „Und ohne konkreten Arbeitsauftrag aus der Politik“.
Erstes Treffen hat stattgefunden
Ein erstes Treffen hat in der vergangenen Woche stattgefunden. Eingeladen waren die Betreiber des Trödelmarktes Markus Seidl und Jochen Kupfer, Vertreter aller Fraktionen, der IHK, der Verwaltung und der Cima, die für die Stadt das Einzelhandelskonzept entwickelt hat.
Letztere war von der Verwaltung beauftragt worden, ein Gutachten zu erstellen, ob der Handel an der Veltins-Arena negative Einflüsse auf den Einzelhandel in der Innenstadt habe. „Nein“, sagte der Vertreter der Cima. Allerdings hatte er den Markt an einem Dienstag besucht. „Suboptimal, dort ist wesentlich weniger los als am Samstag“, brüskierten sich Kritiker.
Bis zu 600 Händler kommen samstags
Jetzt darf der Cima-Vertreter erneut den Markt besuchen: an einem Samstag, bei nicht zu hohen Temperaturen und bitte nicht während des Ramadan, habe man ihm aufgetragen. „Der Dienstag, an dem die Cima da war, war gut frequentiert“, widerspricht Markus Seidl. 246 Händler hätten den Markt besucht. Das sei vergleichbar mit einem schlechten Samstag. Im Schnitt zählt der Veranstalter am Wochenende 300 bis 450 Händler, in absoluten Spitzenzeiten 600.
Vertreter der IHK schlossen sich der Einschätzung der Cima an. „Die haben ihre Beurteilung aufgrund des Foliensatzes der Cima getroffen“. Pikant daran: Die politische Diskussion 1995, in der per Ratsentscheid versucht wurde, den Neuwarenanteil des Marktes auf zehn Prozent zu reduzieren, war auf Initiative der IHK entbrannt.
Konkurrenz für die Innenstadt
„Die IHK hatte damals eine Studie veröffentlicht, die den Neuwarenverkauf auf Trödelmärkten als Konkurrenz für die Innenstädte einstufte“. Es sei zu klären, wodurch sich das Verständnis der IHK in den letzten 20 Jahren verändert hat, fragten einige Insider.
Die Zitate stammen von unterschiedlichen Personen. Die Namen sind der Redaktion bekannt.
>>>>>> „Wir wollen, dass es ordentlich läuft“
Der Gigantmarkt-Betreiber Markus Seidl sieht keine Beeinträchtigung der Händler in der buerschen City durch das Warenangebot an der Arena. „Wir verkaufen Waren minderer Qualität“, sagt er. „Zu uns kommen Kunden, die nicht in der Innenstadt einkaufen.“ Man habe so etwas wie einen Versorgungscharakter für die ärmere Bevölkerung.
In den letzten Wochen habe man in Absprache mit der Stadt einige Verbesserungen vorgenommen. So seien sämtliche Fluchtwege überprüft worden. Zudem habe man einen Toilettencontainer gekauft, der am vergangenen Samstag im oberen Bereich des Marktes platziert wurde.
„Wir wollen, dass es ordentlich läuft“, sagt Seidl. Und betont, dass das Unternehmen Gigantmarkt nicht nur beachtliche Gewerbesteuern in der Stadt zahlt, sondern in den vergangenen Wochen auch alle Händler und ihre Gewerbeerlaubnis überprüft habe.