Gelsenkirchen-Buer. . Im Kunstkiosk am Nordring sind ungewöhnliche Revieransichten zu sehen. Motive wurden gestickt, gewebt und auf Bettlaken appliziert.
Das Revier? Taugt längst nicht nur als Ort, sondern auch als Gegenstand künstlerischer Arbeiten. Neuestes Beispiel in Buer ist die Ausstellung „Ruhrgebiet – Textil nach ,Stich und Faden’“, die jetzt im Kunstkiosk am Nordring präsentiert wird. Zu sehen sind dort rund 30 gestickte Bilder, gestaltet vom Kreativkurs Marl, der unter der Leitung von Gisela Krolak steht.
(Anfangs) Werke wider Willen sind es, die die 78-Jährige da präsentiert. Denn als sie die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer aufforderte, Textilideen zum Thema Ruhrgebiet zu entwickeln, protestierten diese zunächst einmal. „Aber ich habe nicht nachgegeben, und so sind die zwölf Frauen und Männer zwischen 50 und 60 Jahren mit ihren Kameras losgezogen, um Motive aufzunehmen. Am Ende hat sie das Sujet dann doch regelrecht begeistert und für einen neuen Blick auf das Revier gesorgt“, berichtet die Marlerin, die in den 1960ern als Kinderkrankenschwester in Buer arbeitete.
Kreative Beschäftigung
Damals, ab 1969, begann sie auch, Textilkurse bei der Landesarbeitsgemeinschaft Bild und Form am Röttgershof in Marl zu besuchen. Ab 1979 unterrichtete sie dann selbst.
Das Ergebnis der kreativen Beschäftigung sind zumeist farbenfrohe Industrielandschaften mit Fördertürmen, Bergarbeitersiedlungen und die sie umgebender Natur – etwa von den Zechen Graf Moltke in Gladbeck oder Adolf von Hansemann in Dortmund-Mengede. Gestickt, gewebt und appliziert sind die Motive auf Bettlaken, die Gisela Krolak selbst einfärbt. Mit viel Liebe zum Detail und beachtlicher Fingerfertigkeit sind so filigrane Arbeiten entstanden, in die zum Teil collageartig Reste von Coladosen oder Zahnräder von Uhrwerken eingearbeitet wurden („die mehrfach plattgefahrenen Müllreste auf Parkplätzen sind unsere liebsten Materialien“).
Räumliche Tiefe
Die 78-Jährige ist in der Ausstellung auch selbst mit einigen Werken vertreten. Geradezu räumliche Tiefe vermittelt darunter ein Bild, das den Oberhausener Gasometer zeigt. Dessen markante Silhouette spiegelt sich auf der Wasseroberfläche des Rhein-Herne-Kanals. Das spannungsreiche Spiel mit Licht und Schatten deuten dabei geschickt gesetzte, farblich akzentuierte Fäden an, für deren Untergrund die Marlerin auch Chiffon verwendet hat.