Gelsenkirchen-Buer.. Der Kunstkiosk in Buer hat sich als Galerie für Amateurkünstler etabliert. Betreiberin Brigitte Böcker-Miller bilanziert das erste Jahr.
Sie nennt ihren „Kunstkiosk“ gerne mit einem selbstironischen Augenzwinkern „Galerie für verkannte Genies“. Stolz ist Brigitte Böcker-Miller aber sehr wohl auf das Erreichte: Nach einem Jahr hat sich die einstige „Knopfloch“-Gaststätte am Nordring 33 als „Raum für Ausstellungen und Kommunikation“ etabliert. „Als hätte ich einen Stein ins Wasser geworfen, der Kreise zieht“, so ihr Eindruck.
Am Anfang war die Erkenntnis, „dass es zu wenige Ausstellungsmöglichkeiten für Amateure gibt“, erzählt die Hobby-Künstlerin, die 2006 nach Kursen etwa bei der VHS und in der Kunststation Rheinelbe die Arbeit mit Sandstein, Holz und Ton für sich entdeckte. „Die Werke stapelten sich in meiner Wohnung. Da kam mir im Gespräch mit einer Freundin die Idee, selbst eine Galerie zu eröffnen.“
Kunst zum Mitnehmen
Weil sich in den einstigen „Knopfloch“-Räumen ihrer Immobilie am Nordring keine Folgevermietung abzeichnete, lag es nahe, dort ihr „Kunstkiosk“-Konzept umzusetzen. „Der Begriff ,Kunstkaufhaus’ war schließlich für das kleine Lokal zu hoch gegriffen. ,Kiosk’ aber passte, weil es ja auch darum geht, künstlerische Arbeiten sofort kaufen und mitnehmen zu können. Und das ist auch gelungen“, so die 70-jährige Bueranerin.
Seit der Eröffnung vor einem Jahr hat Brigitte Böcker-Miller viele Kunstschaffende begrüßen können: Bildende Künstler etwa wie Horst Schielmann mit seinen Lichtobjekten, Gudula Karl-Knyn mit ihren farbfreudigen Bildern, Lena Bengner-Müller mit ihren Acryl-Arbeiten, die sich gängigen Schubladen entziehen, Norbert Feldmann mit seinen filigran gestalteten Wellpappe-Objekten voll Tiefgang, zuletzt schließlich Iordan Nechovski sowie Peter Velikov, die Kohlezeichnungen und Radierungen präsentierten.
Auch Musik, Literatur und Theater eine Bühne bieten
„Mir liegt daran, auch Musik und Literatur oder Theater eine Bühne zu bieten. Deshalb habe ich mich sehr gefreut, dass der Musiker Thorsten Siltmann und der Schauspieler Markus Kiefer hier aufgetreten sind“, berichtet die gelernte Grund- und Hauptschullehrerin, die Zeit ihres Lebens nie ein Problem damit hatte, Neues auszuprobieren: Sie studierte nicht nur auf Lehramt, sondern auch Jura, übte juristische Nebentätigkeiten in den USA aus, wo sie von 19987 bis 1996 mit ihrem Mann lebte und ihre Tochter großzog, bis sie mit ihr wieder nach Buer umsiedelte.
Sie faszinieren nach wie vor die Begegnungen und Gespräche, die im Kunstkiosk zustande kommen, und genießt es, Teil eines Künstler-Netzwerks zu sein. „Die Eröffnung der Galerie ist durchaus auch als Motivation für andere nicht mehr ganz junge Menschen zu verstehen. Es lohnt sich, auch in meinem Alter Abenteuer zu wagen.“