Buer. . Beim Buerschen Forum der SPD bringen sich Fachleute, Händler und Bürger ein. Schnell kochen die Emotionen hoch – vor allem beim Thema Markthalle.
„Im Orient war es so, wenn die Markthändler gestreikt haben, war drei Tage später der Sultan geköpft“, sagt Siegbert Panteleit und macht deutlich: der buersche Wochenmarkt ist ein wichtiges Thema – für die ganze Stadt. Die hohe Besucherzahl beim „Buerschen Forum“ der SPD Buer-Mitte zeigt, das stimmt. Sie bestätigen durch ihr Interesse, was der Verantwortliche für die Wochenmärkte in der Stadt betont: „Ein Markt hat soziale Funktion. Er ist ein Sensor für die Befindlichkeit einer Gesellschaft.“
Und in Buer brodelt es. Der Wochenmarkt ist zum Politikum geworden. „Wir haben bei einer Begehung festgestellt, es gibt viele Themen rund um den Markt“, so Klemens Wittebur, der Moderator des Abends. Sie alle sollen auf den Tisch kommen, diskutiert werden mit dem prominent besetzten Podium und Auditorium. Dabei geht es vor allem um die Zukunft des Marktes.
Der Wochenmarkt zieht Menschen an
„Der Markt ist ein wichtiger Frequenzbringer für die Innenstadt, wertet sie auf und kann Schaufenster sein für regionale Produkte“, sagt Christopher Schmitt, Vorstand der Stadtverwaltung. Das bestätigt Marktsprecher Andreas Wojda: „Der Markt zieht Menschen von auswärts an und belebt auch den stationären Handel.“ So sieht es auch die Politik. Jedoch: „Wir nehmen den Markt als selbstverständlich wahr“, so Sandra Latzke, Stadtverordnete für Buer. Um seine Zukunft zu sichern, müsse man aber mit der Zeit gehen. „Die Nachfrage von Gütern hat sich verändert.“ Einkaufen auf dem Markt, da sind sich alle einig, müsse ein Erlebnis sein. Wie etwa auf dem Markt auf dem Düsseldorfer Carlsplatz, wo Händler und Gastronomen gemeinsam wirken.
„Der Wochenmarkt ist ein Innovationsmotor“, so Panteleit. Hier könne man auch mal etwas ausprobieren. Eine solche Idee: Eine Online-Steuerungsplattform, die es ermöglicht, auch ganz lokale Waren von hiesigen Erzeugern in das Angebot einzubinden. Weitere wichtige Aspekte für den Markt-Experten sind ein Wind- und Wetterschutz und eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität. Auch durch gastronomische Angebote am Rande des Marktes – der Ausschank von Alkohol ist auf der Marktfläche nämlich nicht erlaubt.
Kritik am Erscheinungsbild
Hoch her geht es, als mit den Gästen diskutiert wird. Gekommen sind Claqeure und Kritiker, Markthändler, Bürger, Geschäftsleute – unter anderem Thomas Bernau, der Inhaber der Markthalle. Deren Zukunft ist Bestandteil einer Diskussion über den Wochenmarkt, keine Frage. Bernau übt Kritik am Markt und seinem Erscheinungsbild und erntet Vorwürfe, er setze sich nicht ausreichend ein für eine florierende Halle. Seine Antwort: „Das ist scheinheilig. Alle Geschäfte sind kaputt gegangen, weil die Bueraner dort eben nicht eingekauft haben. Sie sagen, Eigentum verpflichtet – Gesellschaft aber auch.“
Angesprochen auf die Aussichten auf baldige Eröffnung der Halle bleibt er vage, aber optimistisch. Er sei im Gespräch mit der Stadt. „Wir sind in vielen Bereichen auf dem richtigen Weg.“ Die Markthändler treibt jedoch die Sorge um, mögliche Parkplätze für die Halle könnten den Markt beschneiden. Der größte Wunsch von Andreas Wojda: „Dass der Markt in der gesamten Fläche bleiben kann.“
Ein Vorschlag: Online bestellen, analog abholen
„Der buersche Wochenmarkt ist ein Publikumsmagnet. Aber wenn ich bereit bin, mehr Geld auszugeben für Lebensmittel, erwarte ich ein anderes Ambiente“, sagt Franz Przechowski, ein buerscher Bürger, und konkretisiert seine Kritik gleich in Form von Wunschvorstellungen: „Angenehme Stände, kein dreckiger Boden, keine Kabel in den Laufwegen – das ist eine Katastrophe.“ Sein Appell an die Händler: „Der Wochenmarkt ist eine Nische, dafür gibt es Kunden. Da müssen sich die Markthändler aber bewegen.“
Wie das gehen kann, der Markt modern und zukunftsorientiert werden kann, online und offline verbunden werden können, dafür hat Angela Koszewa konkrete Anregungen: „Ich bin bekennende Onlinekundin. Meine Anregung wäre, dass jeder Markthändler eine Visitenkarte hat mit einer Mailadresse, über die ich abends bestellen und vielleicht schon mit Paypal bezahlen kann. Am Markttag könnte man den Seitenstreifen an der De-la-Chevallerie-Straße für Abholer freigeben. Das würde mir helfen und ich wäre mindestens einmal in der Woche auf dem Markt.“
Chancen liegen im Feldversuch
Ein Vorstoß, der im Raum gut ankommt. Angela Koszewa skizziert auch die Chance, die in solch Feldversuchen liegt. „Irgendwann werden alle Märkte Probleme haben, auch die heute erfolgreichen. Wie könnten heute Vorreiter sein und später Problemlösungen anbieten.“
Einige andere Bueraner machen ihrem Ärger einfach mal Luft. „Was nutzt mir der schönste Markt, wenn ich rundherum nichts mehr einkaufen kann?“, schildert eine Dame, dass sie manch Artikel in Buer gar nicht mehr kaufen könne. Ein Besucher sorgt sich wegen der Pläne, den Markt zu erweitern um ein benachbartes gastronomisches Angebot: „Es ist gefährlich, den Markt zu zerreißen.“ Ein weiteres Problem, das viele beschreiben: der Mangel an Parkplatzen.