Gelsenkirchen-Buer. . Aktion auf der Hochstraße macht deutlich, dass Frauenrechte und gleiche Lebensbedingungen keine Selbstverständlichkeiten sind.

Rote Schirme, rote Jacken, rote Rosen: Das Begleitmaterial ist organisiert und einsatzbereit, die Gruppe sucht Schutz im Foyer der Schauburg. „Miserables Wetter zum Frauentag hat schon Tradition“, sagt Christin Riedel, Jugendbildungsreferentin des Deutschen Gewerkschaftsbundes, mit Blick auf den kalten Nieselregen, der aus dem grauen Himmel fällt. Der guten Laune der etwa 30-köpfigen Frauengruppe tut das schlechte Wetter aber keinen Abbruch.

Die „Sambakowskis“ hauen auf Trommeln und Pauken, die Shaker rasseln, die Pfeifen sorgen für ohrenbetäubenden Lärm auf der Hochstraße, wo die wenigen Passanten überrascht stehen bleiben, zum Handy greifen und den Umzug fotografieren. Auch das Fernsehen ist mit einem Kamerateam dabei, um über diese Aktion zu berichten.

Besuch in der Boutique und beim Bäcker

Einige DGB-Frauen setzen sich von der Gruppe ab, suchen die teure Damenboutique oder gegenüber den Billigbäcker auf, um Kunden wie Angestellten die rote Rosen zu überreichen. Und weiter geht’s im Sambaschritt die Hochstraße hinunter zur Domplatte, wo sich die Frauen auf dem Feierabendmarkt zu dem Frauenzeichen aufstellen wollen.

Politische Aktionen dieser Art kommen ohne folkloristisches Beiwerk nicht aus. Auch hundert Jahre nach der Einführung des aktiven und passiven Frauenwahlrechts muss lautstark auf Frauenrechte, Gleichberechtigung und auf gleiche Löhne für gleiche Arbeit aufmerksam gemacht werden. Christin Riedel: „Viele Jüngere halten diese Errungenschaften für selbstverständlich.“ Aber sie sind es wohl nicht, wie viele Beispiele aus dem Alltag zeigen. Brigitte Becker, die Vorsitzende des DGB-Frauenausschuss, weitet den Blick auf andere politische Themen: „Ob Rechtsstaat, Demokratie oder Pressefreiheit: Auch diese Errungenschaften müssen immer wieder aufs Neue verteidigt werden.“

Eine rote Rose für die Schutzpolizistin

Für tiefschürfende Diskussionen mit Passanten bietet sich kaum eine Gelegenheit. Dafür ist das Wetter zu schlecht und die Sambatruppe zu laut. „Wir hoffen jetzt auf strahlende Gesichter“, hatte Christin Riedel kurz vor dem Start gesagt. Und in der Tat: Die meisten Frauen auf der Hochstraße und in den Geschäften nehmen die roten Rosen mit einem Lächeln entgegen.

Auch die Schutzpolizistin, die die Demonstration aus angemessener Entfernung begleitet, bekommt eine Blume ab. Der männliche Kollege an ihrer Seite ging leider leer aus.

ASF-Empfang in der Schauburg

Die Aktionen zum Internationalen Frauentag gehen auch am Wochenende weiter. So richtet die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (ASF) ihren Empfang zum Frauentag 2018 am Sonntag, 11. März, in der Schauburg an der Horster Straße aus. Ab 11 Uhr lautet dann das Motto „Vom Frauenwahlrecht zur Parität!“ Damit soll der Fokus gleich auf drei runde Jubiläen gerichtet werden: 100 Jahre Frauenwahlrecht, 60 Jahre Gleichberechtigungsgesetz und 30 Jahre Beschluss der Geschlechterquote in der SPD. Die Begrüßungsworte wird Silke Ossowski, die ASF-Vorsitzende des SPD-Unterbezirks, sprechen. Besonderer Gast der Veranstaltung ist Judith Neuwald-Tasbach, die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde. Ab 12 Uhr wird der Film „Die göttliche Ordnung“ gezeigt.