Gelsenkirchen-Erle. . Der BSV Erle-Middelich legte die Gewehre beiseite, um sich einmal im Bosseln zu versuchen. Und ermittelte dabei gleich auch ein neues Königspaar
Es geht hoch her auf dem Hof vor dem Schützenhaus. Dort findet das Finale eines Nachmittags statt, der, das ist jetzt schon sicher, der Beginn einer neuen Tradition ist beim Bürgerschützenverein Erle-Middelich. Mehrere Stunden lang zogen die Grünröcke durch die Natur und versuchten sich im „Bosseln“. Eigentlich ist das ein norddeutscher Brauch. In Erle aber ist man offen für Neues.
„Das ist wie Kegeln ohne Kegel“, erklärt Harald Tondorf vom BSV Erle-Middelich. Wobei das nur für die Strecke galt. Jetzt, wo der „Bosselkönig“ ermittelt wird, gibt es doch einen Kegel. Quasi. Die fünf Herren aus dem Sieger-Team zielen auf eine Glasflasche. Die müssen sie treffen und durch die Kugel zerschellen lassen.
Regeln werden laut diskutiert
Alle Finalisten nehmen Aufstellung. Die Regeln werden laut diskutiert, bis man sich einig ist. Wer fängt an? Die Frage treibt die Königsanwärter um. Es könnte doch sein, dass die Flasche schon beim ersten Wurf getroffen wird. So einfach aber ist das Vorhaben nicht. Alle sind im ersten Wurf erfolglos. „Ihr wisst schon, dass ihr treffen müsst?“, unken schon die Zuschauer.
Das Wetter ist ein Traum für das „Bosseln“. Die Sonne scheint noch immer. „Bosseln ist ein Wintersport“, sagt Harald Tondorf. „Da sind die Wege frei.“ Sonst hätte man kaum den Park von Schloss Berge als Spielfeld nutzen können. Die Regeln sind einfach: Das Team, das mit seinen Würfen die größte Distanz überwindet, gewinnt die Runde.
Das Stechen geht weiter
Die Umsetzung aber birgt Schwierigkeiten. „Hindernisse gibt es im Park genug. Wir mussten eine Kugel sogar aus einem Bach retten“, sagt Tondorf, der mit dem Nachmittag mehr als zufrieden ist. „Das hat unsere Erwartungen weit übertroffen.“ Denn es kamen nicht nur Schützen, sondern auch Gäste dazu. So wie Detlev Kallmeier. „Da musste man doch mitmachen, bei dem Wetter. Und ich habe heute Wege durch Erle kennen gelernt, die mir vorher ganz fremd waren. Man gewinnt völlig neue Ansichten vom Stadtteil.“ Und von Distanzen. Heiß nämlich wird diskutiert, ob man nun vier Kilometer Strecke absolvierte oder gar acht.
Erstmals trifft die Kugel die Flasche. Die Schützen jubeln. Kurz. „Noch kein König“, ruft Verena Lautenschläger aus. Denn das Glas ist heil geblieben. Das Stechen geht weiter. Der Spaß auch. Den haben mittlerweile alle. „Bei den ersten Würfen habe ich alles in die Wälder geworfen“, sagt Andreas Kopania aus dem Sieger-Team.
Es kommt auf die Handhaltung an
Seine Mitstreiter hätten ihn immer wieder aufgebaut, als er schon hatte aufgeben wollen. „Ich musste mich erst einmal an das Gewicht der Kugel gewöhnen. Da muss man sich einfühlen. Im Viertelfinale ging es dann auf einmal.“ Dennoch verlangt das Finale volle Konzentration. „Man muss genau auf die Flasche zielen. Und es kommt auch auf die Handhaltung an.“ So gebe man dem Wurf die Richtung.
Es klirrt. Der Jubel ist groß, die Flasche zerborsten. Andreas Kopania ist der erste „Bosselkönig“ des „BSV Erle-Middelich“. An seiner Seite „regiert“ Maria Martinez. Die war die einzige Frau im Sieger-Team und hatte den Titel dadurch schon sicher. Beide werden gefeiert. „Damit hätte ich nicht gerechnet“, sagt Andreas Kopania. Und gleich stellt er klar: „Jetzt bin ich motiviert, den Titel im nächsten Jahr zu verteidigen.“