Gelsenkirchen-Scholven. . Uniper plant eine neue Gasleitung und ein Erdgaskraftwerk. Anträge wurden allerdings noch nicht bei der Bezirksregierung eingereicht.

Kritik der Umweltorganisation BUND rasselt diesmal nicht auf Uniper nieder. Thomas Krämerkämper, Vorstandsmitglied der Öko-Lobbyisten auf Landesebene, attestiert dem Unternehmen, „dass Gas aus Sicht der Umweltschützer besser als Kohle ist“. Ein Aber kann Krämerkämper sich allerdings nicht verkneifen.

Gestern wurde bekannt, dass Uniper am Standort Scholven ein modernes Erdgaskraftwerk plant. Es soll eines der leistungsstärksten Steinkohlekraftwerke Europas, aber auch eine der größten „Dreckschleudern“ in der Republik ablösen.

Zukunftssicherer Standort

„Uniper plant mit dieser Maßnahme den Standort Scholven zukunftssicher zu machen und Arbeitsplätze im Stadtnorden zu erhalten“, sagt Unternehmenssprecherin Christine Bossak. Um die umliegenden Firmen und Wohnungen weiterhin mit Fernwärme versorgen zu können, sei ein Anschluss an das Erdgasfernleitungsnetz notwendig.

„Zur Anbindung des Kraftwerkstandortes Scholven an das Erdgasfernleitungsnetz der Open Grid Europe GmbH (OGE) im Raum Dorsten ist der Bau einer weitgehend in Bündelung mit bestehenden Leitungen und Verkehrswegen geführten, neuen Erdgasleitung durch Uniper geplant“, erläutert Christine Bossak.

Kein Antrag gestellt

Bis 2020 soll diese Verbindungsleitung fertiggestellt sein. Allerdings: Bisher liegt der Genehmigungsbehörde, der Bezirksregierung in Münster, kein Antrag von Uniper vor. Weder für die geplante Gasleitung, noch für das Erdgaskraftwerk.

Bevor die Anträge gestellt werden, kann Krämerkämper sein Aber loswerden: „Brauchen wir ein weiteres Kraftwerk in der Region?“

Überschüssiger Strom

Klar ist: Nach Berechnungen von Eon wurden in Deutschland im vergangenen Jahr 154 Milliarden Kilowattstunden Strom produziert – ein Fünftel mehr als im Vorjahr. Teilweise, wie zu Silvester, übertraf die Stromerzeugung den Verbrauch so stark, dass die überschüssige Menge zu sogenannten negativen Preisen exportiert werden musste. Dabei erhalten die Käufer Geld für die Abnahme von Strom aus Deutschland. Am vergangenen Neujahrstag seien dies in der Spitze 76 Euro je Megawattstunde gewesen, berichtete das „Handelsblatt“.

„Im Ruhrgebiet haben wir eine enorme Dichte von Kraftwerken, da sollten wir bei der Neuplanung ganz genau hinschauen, ob wir die neuen Kapazitäten brauchen“, so Krämerkämper.