Gelsenkirchen-Erle. . Die Proklamation des neuen Stadtprinzenpaares Julian I. und Elisabeth I. stand ganz im Zeichen ausgelassener Stimmung – und echter Emotionen.
„Gelsenkirchen hat ein neues Prinzenpaar“, ruft Hans-Georg Schweinsberg. Die Narren im Saal der Erler Gesamtschule jubeln ihren neuen Oberhäuptern zu. Julian I. und Elisabeth I. vom KC Astoria sind sichtlich bewegt.
Zwei Stunden zuvor sieht das noch anders aus. Da haben sich die beiden in Zivil unter das Publikum gemischt. „Ich bin noch entspannt. Wahrscheinlich nehme ich das gleich erst wahr“, sagt Elisabeth Zumbansen. Mit dem Anziehen des Ornates, vermutet sie, werde die Aufregung kommen. Eine besondere „Arbeitskleidung“ für sie, die Dienstkleidung gewöhnt ist als Justizvollzugsobersekretärin in der JVA. „Sobald man die angezogen hat, ist man drin.“
Persönlicher Dank an Familie des Prinzenpaares
Das neue Prinzenpaar will sich auf die Tradition konzentrieren, hat keinen eigenen Programmpunkt vorbereitet, singt aber das Mottolied mit. Tanzen habe nicht zur Debatte gestanden, sagt Julian Nienhaus. „Wir wollen die Garde nicht schlecht aussehen lassen“, sagt er und lacht herzlich. Dann geht es hinein zu den Narren – und die Prinzessin überrascht: Sie öffnet die Türe, hält sie auf und folgt als Letzte. Dann lacht sie. Das sei sie aus der JVA gewöhnt. „Das muss ich jetzt ablegen.“
Der jecke Abend beginnt mit dem Einmarsch der Gesellschaften. Noch ist das scheidende Prinzenpaar im Amt. Die Bühne bietet eine gute Gelegenheit, letzte Worte an alle Unterstützer zu richten – auch ganz persönliche. „Liebe Mama, danke für alles, was du für mich getan hast“, sagt Denise I. mit tränenerstickter Stimme. Auch Marcel I. dankt der Familie, die so lange zurücktreten musste. Das werde ab sofort anders. „Oma, wir trinken gleich einen schönen Schnaps zusammen.“ Emotionale Momente zwischen Lachen und Weinen, die die Narren hier im Erler Saal miterleben.
Traditionscorps: „Geilste Session aller Zeiten“
Zum letzten Mal tanzt die Prinzengarde der KG Piccolo auf bewährt hohem Niveau. Sie hängen die Messlatte für die nächste Prinzengarde hoch. Die aber wird diese Hürde später nehmen. Zuvor schlägt die Stunde der Minigarde der Astorianer. Unter dem Motto „Prinzessin sein, ein Traum wird wahr“ präsentieren die Kleinen einen märchenhaft poetischen Showtanz. Das Publikum jubelt der kleinen Prinzessin und ihrem Hofstaat zu. Danach legt Solomariechen „Lea“ nach mit einem Tanz voll akrobatischer Herausforderungen.
Jetzt wird es ernst. Noch einmal marschieren die Gesellschaften ein, geleiten das künftige Prinzenpaar in den Saal, umrahmt von deren Garde. Die überrascht schon hier mit traditionellen Hebungen. Zwei Herren tragen zwei Damen hoch über dem Kopf durch den Saal. Auf der Bühne dankt das Traditionscorps dem scheidenden Prinzenpaar für die „geilste Session aller Zeiten“. Da kullern bei beiden Tollitäten die Tränen. Mit langem, stehenden Applaus verabschieden sie die Narren.
Hohes tänzerisches Niveau der Prinzengarden
Nur ein paar Minuten später ist das neue Prinzenpaar in Amt und Würden und Julian I. macht gleich deutlich, man will doch einiges anders machen: „Ich werde keine Lackschuhe tragen, mein Bart bleibt dran und auch die Haare.“ Es folgt das neue Mottolied, gesungen von Anette Schwenzfeier, Peter Nienhaus – und der neuen Prinzessin. Der Prinz singt ohne Mikro mit. „Karneval vom anderen Stern, Gelsenkirchen feiert gern.“ Das Lied ist flott, mitreißend, tanzbar. Und die Stimmung? Großartig!
Die Prinzengarde beschließt den offiziellen Teil der Prinzenproklamation. Die Tänzerinnen und Tänzer bieten eine synchron getanzte Choreografie voller Energie, geprägt von klassischen Gardeelementen und bereichert durch schöne Hebefiguren. Ein toller Beitrag auf hohem tänzerischen Niveau. Dafür wird die Garde frenetisch gefeiert. Die Tänzer sind die neuen Stars der noch jungen Session.