Gelsenkirchen-Hassel/Westerholt. Das Gertrudis-Hospital feierte am Samstag in der Hasseler Kirche St. Michael. Heute geht es mit einem Nachmittag der offenen Tür auf der Station weiter.

Die Palliativstation des Gertrudis-Hospitals feiert in diesen Tagen ihr zehnjähriges Bestehen. Unter dem Motto „Den Tagen mehr Leben geben“ fand ein informativer Nachmittag in der Kirche St. Michael mit anschließendem Benefizkonzert der Chöre St. Michael und Lukas statt. Es folgt ein Tag der offenen Tür auf der Station.

„Wir waren damals eine der ersten Stationen in der Region“, so Dr. Anette Borchert, Chefärztin der Geriatrie und Leiterin der Palliativstation. Mit fünf Betten habe man angefangen, so viele seien es bis heute. „Wir betreuen Patienten im Alter zwischen 35 und 90 Jahren und binden auch die Angehörigen ein.“ Eine Palliativstation ist für Menschen da, die sterbenskrank sind. Dort werden ihre akuten Beschwerden behandelt. „Wir konzentrieren uns auf die Symptome und in den allermeisten Fällen können die Menschen durch unsere Hilfe nach Hause gehen und dort sterben“, so Borchert. Selten vermittle man Patienten in ein Hospiz.

Letzte lebenswerte Tage ohne Schmerzen

„Wir haben hier eine ganz niedrige Sterberate, weil auch die ambulante Versorgung besser geworden ist.“ Das Ziel aller: Schwerkranken noch ein paar schmerzfreie, lebenswerte Tage, Wochen oder Monate geben. Die Arbeit der Palliativstation ist geprägt vom Respekt gegenüber dem Menschen, sie unterwirft ihn nicht dem Krankenhausalltag durch frühes Wecken und fest geschriebene Besuchs- oder Essenszeiten. Vielmehr geht man ein auf Wünsche des Patienten.

„Das ist so fantastisch“, erzählte Mechthild Gutowski, deren Ehemann auf der Westerholter Station betreut wurde. „Er war in unterschiedlichen Krankenhäusern, er konnte schon drei Wochen nicht mehr essen, hat nicht getrunken. Da habe ich ihn mit nach Hause genommen. Der Palliativdienst kam zu uns und wies ihn sofort ein. Zwei Stunden später war er auf der Station und wurde versorgt. Ich werde das nie vergessen: Mein Mann wurde gefragt, was er trinken will. Er sagte: Cola. Wenig später hatte er ein Glas eiskalte Cola in der Hand und hat wirklich wieder getrunken. Wir konnten in der Stationsküche sogar für ihn kochen – wo gibt es das sonst?“ Erstmals sei ihr Mann unter der Therapie wieder schmerzfrei gewesen. Die Erinnerungen bewegen Mechthild Gutowski bis heute. Vor allem eine: „Man hat uns sogar ermöglicht, dass wir noch einmal nach Langeoog fahren konnten. Das haben wir uns gewünscht. Da hat uns der Wünschewagen hin gebracht und wieder abgeholt.“

Besuch von ehrenamtlichen Helfern

Ein wichtiger Baustein in der Betreuung der Patienten sind die ehrenamtlichen Besucher. Manuela Presch ist eine solche. Jahrelang war sie im ambulanten Hospizdienst tätig, nun arbeitet sie auf der Palliativstation. „Es gibt viele Menschen, die mich fragen: Warum machst du sowas? Und dann sage ich: Das ist wie im Familienleben. Da gibt es doch auch Menschen, die sehr krank sind.“ Um die kümmere man sich ja auch – im Idealfall. Wobei das Thema heute von vielen einfach ausgeblendet werde.

„Natürlich gibt es in der Betreuung auch schwierige Momente, wenn der Tod nahe ist. Aber das ist doch das normale Leben. Mich wundert, dass Menschen damit Probleme haben. Es ist unendlich traurig, dass sich unsere Gesellschaft damit nicht beschäftigt. Man darf die Menschen doch nicht allein lassen in dieser Situation.“ Ihr Plädoyer am Samstag: „Jeder sollte in sich hinein hören, ob er nicht auch etwas Zeit spenden möchte für betroffene Menschen.“