Gelsenkirchen-Buer. . Auf dem Alten Friedhof in Buer erinnert ein Gedenkstein an 60 Menschen jüdischen Glaubens. Ihre Gräber wurden in der Pogromnacht zerstört.

  • Ein neuer Gedenkstein erinnert an das Schicksal von 60 Menschen jüdischen Glaubens
  • Die buerschen Bürger wurden dort in der Zeit zwischen 1907 und 1935 bestattet
  • Nationalsozialisten zerstörten ihre Gräber und löschten damit ihre Namen aus

Max Renberg, Berta Cahn, Norbert Cohen, Sali Waldhorn, Selma Simmenauer, Hedwig Biber, Mina Elias und viele weitere Menschen jüdischen Glaubens haben ihre Namen gleich zweimal verloren – als die Nationalsozialisten deren Gräber in der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 auf dem Alten Friedhof verwüsteten und später noch einmal, als die Witterung der 1947 aufgestellten Erinnerungsstele so zusetzte, dass kein Schriftzug mehr zu erkennen war. Ein Gedenkstein aus schwarz-schwedischem Granit gibt 60 Verstorbenen ihre Namen zurück.

„Mögen ihre Seelen eingebunden werden in den ewigen Bund des Lebens“, heißt es am unteren Rand der Granitplatte, vor der sich Vertreter der jüdischen Gemeinde, des Instituts für Stadtgeschichte und der Gelsendienste versammelt haben. Bürgermeisterin Martina Rudowitz: „Der Gedenkstein gibt den Verstorbenen die persönliche Identität wieder zurück.“ Und mehr noch: Er sei als ein Zeichen einer wehrhaften Demokratie zu verstehen in einer Zeit, in der wieder Hass geschürt werde gegen jüdische Mitmenschen und Zugewanderte.

Ein geheimnisvolelr Ort

Judith Neuwald-Tasbach, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen, richtet ihren Dank an Konrad Herz. Seiner Initiative ist es zu verdanken, dass der Gedenkstein aufgestellt werden konnte. „Ich habe hier auf dem Alten Friedhof im April 1953 meine Ausbildung begonnen. Der jüdische Teil war für mich immer ein geheimnisvoller Ort. Denn ich habe mich gefragt: Wer mag da beerdigt sein?“, erzählt er.

Er steht auf dem grünen Rasen und nur das Holocaust-Mahnmal lässt ahnen, dass dieser Friedhofsteil ein ganz besonderer Erinnerungsort ist. Über den Kontakt zu dem ehemaligen Friedhofsverwalter Pfaff und die Zusammenarbeit mit dem Institut für Stadtgeschichte sei es gelungen, die Namen der dort Begrabenen wieder ausfindig zu machen. Der Name sei das höchste persönliche Gut, das ein Mensch besitze, sagt Konrad Herz.

Mit einer besonderen Symbolik

Umso perfider wirkt nach, was die Nationalsozialisten mit der Zerstörung der 26 Grabsteine anrichteten: Sie vernichteten Menschenleben, löschten die Erinnerung an die Verstorbenen und zerstörten einen Ort, den Juden mit einer besonderen Symbolik verbinden. Er ist ein Ort der ewigen Ruhe, der nicht wiederbelegt wird und auch kein Ende einer vertraglich vereinbarten Ruhefrist kennt. Folglich ist er ein „Haus des Lebens“, das für die Gewissheit steht, dass die letzte Ruhe unantastbar ist. Judith Neuwald-Tasbach spricht das Kaddisch-Trauergebet und Rabbiner Jaim Kornblum das El Male Rachamim, das Gebet für die ermordeten Juden Europas. Sie gehen unter im Lärm des Verkehrs, der über den nahen Nordring rollt.