Gelsenkirchen-Horst. . Stadt ließ Gebeine aus dem 13. bis 18. Jahrhundert auf dem Friedhof in Horst-Süd beisetzen. CDU ärgert sich über „klammheimliches Vorgehen“.
In Kartons lagerten jahrelang die über 450 Skelette, die bei archäologischen Ausgrabungen auf dem einstigen Friedhof am Schloss Horst entdeckt worden waren. Deren Bestattung – so die Forderung des CDU-Stadtverordneten Werner-Klaus Jansen im Mai – scheiterte nach Angaben von Schloss-Leiter Joachim Siebel an der Finanzierung der Kosten in Höhe von 3500 Euro.
Jedenfalls bis Oberbürgermeister Frank Baranowski die Mittelbeschaffung versprach. Seither ruht das Thema in Frieden. Bis jetzt: Wie die WAZ auf Nachfrage erfuhr, wurden die Gebeine schon im September beerdigt. Die CDU als Initiator wusste davon nichts – und reagiert nun höchst verärgert über das „klammheimliche Vorgehen der Stadt“, so Jansen.
CDU: Viel zu weit vom Fundort entfernt
„Es ist schon ein starkes Stück, wie man mit uns als engagierten Bürgern umgeht, die sich um das Gemeinwohl kümmern. Typisch SPD“, kritisiert der Horster „eine miserable Informationspolitik des Oberbürgermeisters“ und „fehlende inhaltliche Einbindung der CDU“ in die Diskussion.
„Die Stadt hat in Sachen Beerdigungsort einfach Fakten geschaffen“, schimpft er. Denn bestattet wurden die menschlichen Überreste aus dem 13. bis 18. Jahrhundert nicht, wie Jansen angeregt hatte, rechts von der Schlossbrücke oder hinter dem Chorraum der St.-Hippolytus-Kirche, sondern auf dem Friedhof in Horst-Süd, auf dem Grabfeld 92/93 nahe der Straße Weidwall. „Das liegt viel zu weit vom Fundort entfernt. Die Gebeine gehören nach Horst-Nord und nicht nach Horst-Süd!“
Verwaltung: Es hat sich kein Widerstand geregt
Die Verwaltung begründet die Wahl des Standorts damit, dass die Flächen rund um das Schloss als Begräbnisstätte ungeeignet seien. „Neben der Brücke verläuft der Ölabscheider der Gastronomie und die Wiese hinter dem Gebäude dient als Spielwiese für Kinder. Das passt nicht zu einem Grab“, erklärte der stellvertretende Stadt-Sprecher Oliver Schäfer auf WAZ-Anfrage. Die Anregung, die Skelette hinter dem Chorraum der Kirche zu beerdigen, habe die Stadt „nicht weiter verfolgt“. Der Kulturausschuss sei in seiner Sitzung am 28. Juni über die geplante Bestattung auf dem Friedhof Horst-Süd informiert worden. „Da hat sich kein Widerstand geregt“, so Schäfer.
Die Stadt plant nun im November in Zusammenarbeit mit dem Institut für Stadtgeschichte die Aufstellung einer Erinnerungsorte-Tafel auf dem Grabfeld. Sie soll über Ort und Datum der Funde in Zusammenhang mit den archäologischen Grabungen des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe Mitte der 1990er Jahre bis 2005 informieren. „Beleuchtet werden sollen auch einige Untersuchungsergebnisse, etwa dass verschiedene Krankheiten und Mangelerscheinungen nachgewiesen wurden“, so ISG-Leiter Prof. Stefan Goch. Per QR-Code können sich Smartphone-Nutzer weitere Informationen beschaffen.