Gelsenkirchen-Buer. . Alexander Jess ist 21 Jahre jung, studiert Theologie in Münster und will Priester werden. 2016 war er der einzige Kandidat des Bistums Essen.

  • Alexander Jess ist 21 Jahre jung und studiert Theologie in Münster
  • Er verfolgt ein ungewöhnliches Berufsziel: Er will Priester werden
  • Er ist der einzige Priesterkandidat, den das Bistum Essen zur Zeit stellt

Kiche ist uncool: Viele junge Menschen scheinen heute so zu denken, haben das Interesse an der Kirche und den Bezug zur Religion verloren. Der einzige Kirchenbesuch findet, wenn überhaupt, für sie an Weihnachten statt. Wie kommt es dann, dass ein junger Erwachsener, gerade 21 Jahre alt, sich dazu entscheidet, Priester zu werden?

Die WAZ ist dieser und noch anderen Fragen nachgegangen und hat mit Alexander Jess, dem einzigen Priesterkandidaten aus Buer, gesprochen.

„Richtig Ja sagen zu meiner Religion“

Wie bist Du auf die Idee gekommen, Priester zu werden?

Alexander Jess: Ich habe mir lange Zeit Gedanken gemacht, was ich nach dem Abitur machen möchte. Ganz lange wollte ich Lehrer werden. Doch irgendwann wurde mir klar, dass der Beruf doch nichts für mich ist. Da ich schon immer in der Kirche aktiv war, kam für mich auch die Kirche als Arbeitgeber in Frage. So bin ich dann auf den Beruf des Priesters gestoßen.

Warum ist der Beruf für Dich so attraktiv?

Da muss ich ein bisschen ausholen. Mit 18 Jahren habe ich mich nachträglich firmen lassen, um mich mit meinem Glauben auseinanderzusetzen. Die Firmung ist für junge Menschen das Sakrament der Bestärkung im Christsein. Ich wollte richtig Ja sagen zu meiner Religion. In den folgenden Jahren begleitete ich als Firmkatechet andere Jugendliche bei ihrer Auseinandersetzung mit dem Glauben. Dabei wurde mir klar, dass es mir Spaß macht, anderen den Glauben näher zu bringen. Der Beruf des Pfarrers ist für mich deshalb attraktiv, weil ich die Botschaft Jesu weiterverbreiten kann.

Familie akzeptiert die Entscheidung

Hat Dich jemand in Deinem Entscheidungsprozess begleitet und unterstützt?

Meine Familie hat mich die ganze Zeit unterstützt und meine Entscheidung akzeptiert. Außerdem habe ich lange Gespräche mit meinem Heimatpfarrer Propst Markus Pottbäcker geführt. Er hat mich in meiner Entscheidung bestätigt und mir versichert, dass ich es schaffe, Priester zu werden. Ich glaube, ich wäre nicht Priesterkandidat geworden, hätten meine Familie und mein Pfarrer nicht hinter mir gestanden.

Gab es auch kritische Stimmen? Zum Beispiel von Freunden?

Meine Freunde sind nicht unbedingt gläubig. Doch sie wussten, dass ich schon immer in der Kirche aktiv war und von daher waren sie nicht überrascht, als ich von meinen Plänen erzählte. Auch von ihnen wurde ich unterstützt. Kritische Stimmen gab es da nicht. Ich habe ja schon gesagt, dass meine Familie mich in meiner Entscheidung unterstützt. Das heißt aber nicht, dass wir nicht trotzdem anregende Diskussionen führten. Vor allem die Lebensweise eines Priesters war ein großes Gesprächsthema.

Praktikum in Schwelm und Reise nach Israel

Hast Du Dich nicht schon einmal gefragt, wofür Du das ganze machst?

Natürlich gibt es solche Momente. Jedoch war es bei mir bis jetzt immer so, dass die Gründe, warum ich Priester werden möchte, überwiegen. Meine Motivation ist geblieben, wenn nicht sogar stärker geworden.

Was hat Dir denn bis jetzt am besten gefallen?

Besonders gut gefallen hat mir das Gemeindepraktikum in Schwelm. Ich wollte gar nicht mehr weg. Genauso gut fand ich meine Reise nach Israel. Es ist ein Privileg, während seiner Ausbildung eine solche Reise unternehmen zu dürfen. Beides wird mir in Erinnerung bleiben.

Wie wird man eigentlich Priester?

Um Priester zu werden, studiere ich fünf Jahre lang katholische Theologie in Münster. Ich lebe dort im Priesterseminar. Vor dem Studium wurde ich durch das Propädeutikum vorbereitet. Ich ging in die Bibelschule und musste ein Pflegepraktikum sowie ein Gemeindepraktikum absolvieren. Nach dem Studium folgt ein weiteres neun monatiges Gemeindepraktikum. Die Ausbildung dauert circa acht Jahre.