Gelsenkirchen-Scholven. In Scholven gibt es wieder regelmäßige Führungen durch den Stadtteil. Seniorenvertreter Peter Peine zeigt, was sich dort alles verändert hat.
- Das Quartiersprojekt in Scholven bietet wieder Spaziergänge durch den Stadtteil an
- Seniorenvertreter Peter Peine zeigt den Teilnehmern, was sich dort alles verändert hat
- Wer Lust hat mitzugehen, findet sich donnerstags und sonntags am Stadtteilladen ein
Ein schöner Zufall: Eigentlich war Heinrich Klopp nach Scholven gekommen, um dort ein Klassentreffen zu besuchen, wo der gebürtige Franke seine Kindheit und Jugendjahre verbracht hatte, bevor seine Familie Anfang der 1960er Jahre wieder nach Bayern zurückkehrte. Doch vor dem Wiedersehen mit den ehemaligen Schulkameraden fand der 69-Jährige die Zeit, um an einem Spaziergang durch den Stadtteil teilzunehmen, der jetzt wieder regelmäßig stattfinden soll.
Trotz der unmittelbaren Nähe zu Raffinerie, Kraftwerk und Halde hat Scholven seinen fast noch dörflichen Charakter bewahrt. Man kennt sich und man grüßt sich, die Mehrfamilien- und Siedlungshäuser haben einen frischen Anstrich, die Vorgärten sind gepflegt. „In Franken braucht es seine Zeit, bis man akzeptiert wird“, erzählt Heinrich Klopp. In Scholven wird vor der Haustür geschuftet und schon schallt der Spaziergangsgruppe eine Einladung zum Mitmachen entgegen: „Sechs Schüppen hab’ ich noch...“.
Erinnerung an Strangemanns Hof
Nachbarschaftsstifter und Seniorenverterter Peter Peine hat die Spaziergangsgruppe zusammen mit Projektleiterin Christina Fornefeld vom Quartiersprojekt Scholven ins Leben gerufen, nachdem in einer Bewohnerversammlung die Idee von der Wiederbelebung der Spaziergangsgruppe aufgekommen war. Für Peine war klar: „Ich bin zwar Rentner, aber Zeit habe ich gar nicht.“ Dennoch ließ er sich überreden, die Spaziergangsgruppe zu führen. Zweimal im Monat heißt es nun in Scholven: Willst Du mit mir gehen?
Die Premierenrunde führt über den Marktplatz und durch den Kleingarten zur Metterkampstraße, wo bis nach dem Zweiten Weltkrieg zwischen Sonnenscheinstraße und Robertsweg der knapp 250 Morgen große Strangemanns Hof zu finden war. Damals gab es noch die Straßenbahn, die durch Scholven rumpelte, die Zeche, die Kohle förderte, und die Kokerei, die daraus Koks machte. „Das erste Mal, dass ich einen Sternenhimmel sehen konnte, war 1962“, erinnert sich Heinrich Klopp an das Jahr, als seine Familie wieder nach Bayern zurückgekehrt war. Und heute? „Scholven ist ja überall so schön grün, das weiß aber außerhalb von Gelsenkirchen und des Ruhrgebiets kaum jemand“, sagt Klopp.
Ein Stadtteil auch mit Schattenseiten
Monika Kutzborski und Michael Knöß wissen, dass Scholven nicht nur Idylle ist. Die Stadtverordneten von CDU und SPD begleiten den Spaziergang durch einen Stadtteil, wo bei der Landtagswahl nur jeder zweite Wahlberechtigte seine Stimme abgegeben hat, wo die AfD 18,1 Prozent erzielte, wo Flüchtlinge eine erste Unterkunft und Südosteuropäer eine dauerhafte Bleibe fanden.
Zwei, drei Schritte weiter erreicht die Gruppe am Scheideweg das Ortseingangsschild Gladbeck. Und über den Feldweg geht es auf das beschauliche Bülse zu.
Zweimal im Monat, donnerstags und sonntags
„Willst Du mit mir gehen?“ heißt es ab sofort zweimal im Monat in Scholven. Die Gruppe startet immer am Stadtteilladen, Im Brömm 13.
Die nächsten Termine stehen bereits fest: Sonntag 25. Juni, 14 Uhr, Donnerstag, 6. Juli, 10 Uhr; Sonntag, 23. Juli, 14 Uhr; Donnerstag, 10. August, 10 Uhr; Sonntag, 27. August, 14 Uhr.