Gelsenkirchen-Erle. An der Ulrichstraße soll ein Discounter mit über 1400 Quadratmetern entstehen. Die Stadt meldet Bedenken an, um Stadtteilzentren zu schützen.
- 800 Quadratmeter Verkaufsfläche reichen Discountern nicht mehr aus
- Sie setzen auf Expansion und auf ein umfangreicheres Sortiment
- Stadt kann sich mit einem Bauvorhaben an der Ulrichstraße nicht anfreunden
Ein Grundsortiment von vielleicht 1000 Artikeln, gerade einmal zweckdienlich dargeboten in schmucklosen Regalen auf einer Verkaufsfläche von knapp 800 Quadratmetern: Das Verkaufskonzept der Discounter ist in die Jahre gekommen. Aldi, Lidl und Co. setzen inzwischen auf breitere Gänge, lichtdurchflutete Verkaufsräume, Frischeabteilungen für Obst und Gemüse und ein umfangreiches Weinsortiment. Das alles braucht mehr Platz und gerät damit in Konflikt mit den Schutzmechanismen, mit denen Städte ihre Innenstädte und Stadtteile vor einem Ausbluten des Einzelhandels und der Nahversorgung bewahren wollen.
An der Grothusstraße und an der Alfred-Zingler-Straße sollen bestehende Discountmärkte um rund 600 auf 1400 Quadratmeter Verkaufsfläche erweitert werden, an der Ulrichstraße im Gewerbegebiet Emscherstraße Ost soll gar ein neuer Markt gleich mit über 1400 Quadratmetern entstehen. In allen drei Fällen meldet die Stadtplanung Bedenken an, auch für die Ulrichstraße in direkter Nachbarschaft zum Marktkauf-„Warenhaus“ an der Willy-Brandt-Allee.
Wo ein Markt erweitert wird, schließen zwei kleine
Andreas Voge, Abteilungsleiter im Referat Stadtplanung, erläutert den Hintergrund für das planungsrechtliche Instrument der Veränderungssperre, mit der man die Ausweitung der Discounter verhindern will: „Märkte bisheriger Größe sind oftmals wohnortnah zu finden und fußläufig zu erreichen.“
Eine Erweiterung der Verkaufsfläche und damit des Sortimentes würde die Zentren-Funktion der Innenstädte und die Nahversorgung in den Stadtteilen bedrohen. Voge: „Dort, wo sich ein Markt auf 1400 Quadratmeter erweitert, wird er zwei kleinere Filialen schließen.“ Discounter wollten verkaufen, „ihnen ist die Nahversorgung ihrer Kunden egal.“
Städtebauliche Qualität eingefordert
Das Grundstück an der Ulrichstraße, wo sich früher einmal ein Bauhaus-Baumarkt befand, ist zusammen mit einer Fläche, auf der der Teppichhandel Steinbüchel zu finden war, als Discounter-Standort in den Blick geraten, nachdem sich Pläne für eine Ansiedlung auf dem Gelände der ehemaligen Bonifatius-Kirche in Erle-Süd zerschlagen hatten. Voge: „In Nachbarschaft zur vorhandenen Bebauung sollte dort ein zweigeschossiges Gebäude entstehen, doch der Discounter wollte dort einfach nur eine Kiste errichten“, verweist Voge auf geforderte städtebauliche Qualitäten.
An der Ulrichstraße gehe es keinesfalls um aktuellen Konkurrenzschutz. Unter wechselnden Namen von Coop bis Walmart habe es seit Ende der 1960er Jahre auf dem jetzigen Marktkauf-Gelände schon immer großflächigen Einzelhandel gegeben. Dass Gelsenkirchen mit seinem Einzelhandelskonzept gut gefahren sei, belege ein Blick in die Nachbarschaft, so Voge: „Schauen Sie sich doch einmal die Innenstädte von Herne, Wanne-Eickel und Oberhausen an.“