Gelsenkirchen-Buer/Westerholt. Graf Westerholt setzt Rückepferde ein für den Abtransport des geschlagenen Holzes. Der Friedwald „Ruhestätte Natur“ wird erweitert.

  • Im Westerholter Wald sind zur Zeit die beiden Rückepferde Carlos und Pitt im Einsatz
  • Die Kaltblüter ziehen umweltschonend Baumstämme und -kronen an den Wegrand
  • So werden Vorbereitungen getroffen zur geplanten Erweiterung der „Ruhestätte Natur“

Felix ist ein echter Profi. Mit seinem Allrad-Antrieb, der pneumatischen Kabinenfederung und seinen zugkräftigen Doppeltrommelseilwinden bewegt der Forstspezialschlepper jedes Langholz, das am Wegesrand liegt. Doch sein Ladekran reicht nur zehn Meter in den Westerholter Wald hinein. Carlos (14) und Pitt (12) dagegen sind auch dort im Einsatz, wo Felix im unwegsamen Unterholz das motorisierte Fortkommen verwehrt bleibt.

Die beiden Rückepferde, Kaltblüter von luxemburgisch-ardennischer bzw. rheinisch-deutscher Herkunft, schaffen ordentlich Holz heran, dicke Baumstämme, ausladende Baumkronen. Auf umweltfreundliche Weise werden zur Zeit forstwirtschaftliche Vorbereitungen getroffen, damit ab Herbst die Erweiterung des Friedwalds „Ruhestätte Natur“ für weitere Bestattungen zur Verfügung steht.

Ruhestätte Natur zählte schon 700 Beisetzungen

„Die Ruhestätte Natur gibt es jetzt seit eineinhalb Jahren. Seitdem erfolgten im Westerholter Wald rund 700 Urnenbeisetzungen“, berichtet Ole Busch, der Förder der Graf von Westerholtschen Forstverwaltung. Da die Nachfrage nach dieser besonderen Bestattungsform ungebrochen ist, soll auf dem insgesamt 33 Hektar großen Waldgelände eine weitere Teilfläche hinzukommen, auf der biologisch abbaubare Urnen am Fuße von Buchen, Eichen und anderen Laubbäumen beigesetzt werden können.

Im März wurden zwei Wochen lang Bäume gefällt, jetzt sind Carlos und Pitt angerückt, um das Holz an den Rand der so genannten Rückegasse zu ziehen. Dort kommt Felix zum Einsatz, der Äste, Stämme und Kronen buchstäblich für den Abtransport aufgabelt. Busch zählt die ökologischen Vorteile des Pferdeeinsatzes auf: „Es müssen weniger Rückegassen angelegt werden, der Boden wird dabei nicht so verdichtet, das Wasser kann besser abfließen.“ Und: Die Pferdestärken verrichten ihre Arbeit nahezu lautlos.

Bäume mit GPS-Koordinaten

Wenn Carlos und Pitt, angeführt von Holzrücker Harald Henßen und Forstwirtschaftsmeister Peter Lammert, in gut zwei Wochen wieder die Rückreise nach Erkrath antreten, wo die Fuhrhalterei Stertenbrink ihren Sitz hat, ist es mit der Aufbereitung der Waldfläche noch lange nicht getan. Ole Busch: „Neben der Feinräumung müssen Wege neugebaut oder instandgesetzt, Bäume vermessen, nummeriert und mit GPS-Koordinaten versehen erstellt werden.“

Viel Arbeit ist also noch zu tun, bis ein Wald wie ein ordentlicher Wald aussieht. „Ein bisschen aufgeräumt soll es schon aussehen“, beschreibt Busch seinen ästhetischen Anspruch an einen Wald, der mehrere Funktionen zugleich erfüllen soll: Naherholungsgebiet für Großstädter, Lebensraum für Flora und Fauna, Sauerstoffspender, Feinstaub- und Lärmschlucker. Und nicht zuletzt: letzte Ruhestätte.