Gelsenkirchen-Hassel. . Von Buenos Aires nach Gelsenkirchen-Hassel, um endlich richtig erwachsen zu werden: Dieses Ziel verfolgt Gemeindepraktikantin Samanta Grauberger.

Im überschaubaren Hassel den Duft der großen weiten Welt schnuppern? Für Samanta Grauberger hat der Stadtteil tatsächlich internationales Flair – und den Charme eines Dorfes zugleich. Die 23-Jährige aus Buenos Aires ist als Jahrespraktikantin der evangelischen Lukas-Kirchengemeinde vor Ort. Da wirkt auch das gemütliche Hassel wie ein aufregendes Abenteuer.

Vor zwei Monaten angereist, hat sie sich mittlerweile eingelebt in ihrer eigenen Wohnung, die die LEG der Gemeinde günstig zur Verfügung gestellt hat. Dabei geholfen haben eine feste Tagesstruktur und eine Gruppe mit ehrenamtlichen „Argentinien-Kümmerern“, wie Pfarrer Hagen Schillig sie nennt.

Lukas-Gemeinde will über eigenen Tellerrand blicken

Hat für die Dauer eines Jahres ihren Wohnort Buenos Aires mit Hassel getauscht: Samantha Grauberger (23).
Hat für die Dauer eines Jahres ihren Wohnort Buenos Aires mit Hassel getauscht: Samantha Grauberger (23). © Joachim Kleine-Büning

Sie sorgten mit Abend-Einladungen und Wochenend-Ausflügen dafür, dass sie sich nicht einsam fühlt. „Diesen Austausch zu pflegen, gehört seit Jahren zum Profil unserer Gemeinde. Es geht darum, Weltoffenheit und -verbundenheit zu zeigen und über den eigenen Tellerrand zu blicken.“

Unter der Woche ist Samanta Grauberger jeden Tag woanders im Einsatz: „Mal im Familienzentrum, mal im Stadtteilzentrum, mal beim Marktklön im Seniorentreffpunkt an der Oberfeldinger Straße“, so Presbyteriums-Vorsitzender Wolfgang Rossmann. Konkret heißt das: „Ich spiele mit den Kita-Kindern und helfe beim Vorbereiten des Frühstücks, unterhalte mich aber auch viel mit Senioren, wenn auch oft mit Händen und Füßen. Sie sind sehr freundlich und interessiert, fragen nach, wo und wie ich lebe“, berichtet die Argentinierin.

„Ich wollte endlich richtig erwachsen werden“

So erzählt sie immer wieder gerne von den deutschen Wurzeln ihrer Familie („meine Urgroßmutter war Deutsche“), dass sie in einem Vorort von Buenos Aires noch bei ihren Eltern wohnt und leidenschaftlich gerne kocht, näht, tanzt und singt („Aber nur, wenn ich alleine bin“). Warum sie den Sprung in die Fremde gewagt hat? „Ich wollte endlich richtig erwachsen werden, indem ich dorthin gehe, wo ich niemanden kenne und auch die Sprache nicht perfekt spreche.“

Heimweh plagt sie nicht so sehr. „Eltern und Freunde schicken mir oft Videos und Textnachrichten aufs Handy, so bleiben wir in Kontakt.“ Was sie besonders vermisst? „Die viel größere Auswahl an frischem Obst, Gemüse und Fleisch in Argentinien als die in den Discountern in Hassel.“ Damit dürfte sie auch vielen Bürgern vor Ort aus der Seele sprechen, beklagen diese doch regelmäßig das Fehlen von Fachgeschäften wie Metzgerei und Drogerie.