Essen. . Das Hotel Shanghai beerbte vor acht Jahren die Räume des „Kalei“ an der Steeler Straße. Längst zählt der Club von Namensgeber Kay Shanghai zu den ersten Party-Adressen im Ruhrgebiet. Das ist vor allem dem Händchen für gute Live-Auftritte zu verdanken.

Er gehört zu den wohl kreativsten Machern im Essener Nachtleben: Für Kay Löber, besser bekannt als Kay Shanghai, kann keine Idee verrückt genug sein. Nach dem Elektro-Festival „Never, Never, Neverland“ am Schloss Beck plant der 29-Jährige schon den nächsten Coup: In seiner Heimatstadt Mülheim will er in einer ehemaligen öffentlichen Toilette die kleinste Piano-Bar der Welt eröffnen. Dabei beginnt seine Erfolgsgeschichte vor acht Jahren mit der Eröffnung des „Hotel Shanghai“.

Damals bewegte sich Kay Shanghai vor allem im Dunstkreis des Autonomen Zentrums Mülheim, veranstaltet schließlich in diversen Diskotheken selbst Partys und Konzerte. Mit den Konzepten eckt er immer wieder an. „Elektronische Livemusik war damals noch völliges Neuland“, sagt er heute. Um sich selbst zu verwirklichen, musste etwas eigens her. Dass dem Mülheimer ausgerechnet das „Kalei“, der legendäre Rockschuppen der Siebziger und Achtziger „vor die Füße fällt“, wie er sagt, kann eigentlich kein Zufall sein.

„Man muss sich immer wieder neu erfinden“

Denn wie das „Kalei“ damals gehört auch das Hotel Shanghai heute zu den ersten Club-Adressen im Ruhrgebiet. Wie man in der schnelllebigen Clublandschaft überlebt? „Man muss sich immer wieder neu erfinden“, sagt Shanghai, der seinen Aliasnamen nicht ohne Grund trägt: Der DJ verbrachte seine ersten zwei Lebensjahre in China.

Seinen Ruf hat das Hotel Shanghai vor allem dem Näschen für musikalische Neuentdeckungen zu verdanken. So spielte die Hamburger Kombo Deichkind vor ihrem großen Durchbruch in Essen. Gleiches gilt für Größen wie Boys Noize, Mediengruppe Telekommander und Tocotronic. Einer von Kay Shanghais persönlichen Höhepunkten ist der Auftritt Britta Neanders. Zwei Monate nach ihrem Konzert in Essen verstarb die Percussonistin, die an der Seite von Rio Reiser bei Ton, Steine, Scherben spielte.

"Mittlerweile ist Qualität wichtiger geworden"

„Das sind natürlich Momente, die bewegen“, sagt Shanghai, der sich schwer damit tut, eine musikalische Linie für seinen Club vorzugeben. Independent- und Elektro-Klänge geben den Takt vor, Hauptsache aber ist, dass es dem extrovertierten Mülheimer gefällt. „Früher haben wir bei den Shows auch auf Provokation gesetzt. Mittlerweile ist Qualität wichtiger geworden“, sagt der 29-Jährige.

Weil Stillstand nie sein Ding war, heckt Shanghai auch für Essen ein gastronomisches Konzept aus. So will er den frisch renovierten Platz vor dem Club für ein Café nutzen, erste Gespräche mit dem Rabbinerhaus seien positiv gelaufen.

Vorher darf er sich am Freitag aber entspannt zurücklehnen: Dann spielen 100 DJs zum achten Geburtstag jeweils ihren Lieblingssong im Hotel Shanghai - unter anderem haben sich Phil Fuldner, DJ Larse, DJ Casio und Mille Petrozza von Kreator angekündigt.