Essen. Das Bauwerk war ursprünglich für den Astronomie-Unterricht gedacht, doch für ein Teleskop fehlte das Geld. Heute lagern im Turm Dokumente der Schulgeschichte. Rund 40 Besucher nahmen an der Führung zum Denkmaltag teil.

Der Turm der BMV-Schule ist Blickfang und Ausblickspunkt zugleich. Irgendwie ist er geheimnisumwittert - wohl auch, weil die wenigsten Holsterhauser ihn je von innen gesehen haben und selbst ehemalige BMV-Schülerinnen - wie die Autorin dieses Artikels - ihn nie betreten haben. Rund 40 Teilnehmer, die die 118 Stufen nicht scheuten, nutzten die Chance, den Turm im Rahmen des Denkmaltages zu besteigen. Belohnt wurde die Gruppe mit interessanten historischen Details, vorgetragen von Schwester Dorothea Kuld, und einem imposanten Rundblick über Essen bis hin zum Bottroper Tetraeder.

Rund 20 Meter überragt der freie Teil des Turms das ebenso hohe Schulgebäude, so dass man aus rund 40 Metern Höhe auf die Umgebung blickt. Als die Augustiner Chorfrauen 1931 ihr Domizil in der Essener Innenstadt verließen und mit Schule, Kirche und Kloster nach Holsterhausen umzogen, war der Turm ursprünglich für den Astronomie-Unterricht gedacht. Die später im Krieg zerstörte Kuppel sollte ein Teleskop beherbergen. „Doch dafür war dann kein Geld mehr da. Es gab weder Schränke noch neue Schulmöbel für den Neubau, da die Stadt zahlungsunfähig war“, erläutert Schwester Dorothea Kuld. Die Ordensfrauen hatten nämlich im Zuge der Innenstadt-Umgestaltung ihr sowieso für die damals schon rund 1000 Schülerinnen zu klein gewordenes Anwesen an die Stadt verkauft. Vom Erlös entstand das neue Ensemble an der Bardelebenstraße.

Hausmeister blieb bei Bombenangriff auf dem Turm

„Einmal haben die Schwestern die Kuppel kurz nach dem Einzug auf jeden Fall geöffnet und die Aussicht genossen: als der Zeppelin über Holsterhausen flog“, so Schwester Dorothea Kuld. Da habe man den Neugierigen auf dem nahe gelegenen Turm der Kirche St. Mariä Empfängnis freundlich zuwinken können . . .

Im Zweiten Weltkrieg hielt der Hausmeister schließlich nachts Wache auf dem Turm. „Das war ganz schön mutig. Wenn die Sirenen ertönten, ging es für ihn nicht in den Keller, sondern auf den Turm“, so Schwester Dorothea Kuld. Manchmal sei er wieder herunter gerannt, habe kleine Brände auf dem Turnhallendach gelöscht.

Im Turm gibt es auf jeder Etage sieben Mini-Zimmer, also insgesamt 28, in denen gerade ein Bett, eine Waschschüssel und ein Kleiderhaken Platz haben. Die Räume dienten früher bei Wochenend-Seminaren als Schlafstätte für die Schülerinnen. Heute beherbergt der Turm Ausstellungsmaterial und Dokumente aus der Schulgeschichte, wie Bilder von Schulfesten. „Die müssten aber mal wieder überarbeitet werden“, weiß Schwester Dorothea Kuld.