Essen-Bredeney. . Wachsame Nachbarn, vergitterte Fenster und ihre Vorsicht: All das schützte eine Seniorin nicht vor einem falschen Dachdecker, der sich als Trickbetrüger erwies. Er gaukelte der Frau vor, dass die Dachziegel ihres Hauses beschädigt sind.
Maria W. (Name geändert) ist eine sehr vorsichtige Frau. Die 90-Jährige lebt in ihrem Haus in Bredeney und öffnet niemandem leichtfertig die Tür. Wenn es klingelt, schaut sie immer erst durch ihr großes Wohnzimmerfenster und vergewissert sich, ob sie den Besucher kennt. Erst dann klopft sie an die Scheibe und zeigt so, dass der Gast willkommen ist. Dennoch ist es jetzt einem gewieften Trickbetrüger gelungen, die alte Dame hereinzulegen.
Es fällt Maria W. nicht leicht über das zu sprechen, was ihr passiert ist. „Doch ich möchte die Menschen warnen und ihr Misstrauen wecken“, sagt sie. Auch diejenigen, die sich fragen mögen, wie man nur auf solche Tricks hereinfallen könne. Immerhin ist das Haus von Maria W. gegen Verbrecher gewappnet. „Mein Mann hat sämtliche unteren Fenster vergittert“, erklärt sie die Vorkehrungen, die sie nach dem zweiten Einbruch getroffen haben. Allein die Gitter boten ihr keinen Schutz, als der falsche Handwerker ihre Neugier weckte, als er ihr eine Gefahr vorgaukelte.
Professionelle Kleidung
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Der junge Mann stand an dem Morgen Ende Mai vor ihrem Fenster: „Er machte einen richtig guten Eindruck in seinem professionellen Dachdeckeranzug“, sagt Maria W. Die Tür hätte sie ihm aber allein deshalb längst nicht geöffnet. Doch dem Fremden gelang es ganz geschickt, sie aufmerksam zu machen. „Er zeigte aufs Dach, und ich glaubte, er müsse etwas gesehen haben“, erinnert sich die 90-Jährige. „Ihre Pfannen sind verrutscht, das muss repariert werden“, erklärte der Mann und Maria W. dachte, was für ein Glück, dass da jetzt der Handwerker zufällig in ihrer Straße ist – und machte einen großen Fehler: Sie öffnete die Tür.
Was folgte, ist das typische Vorgehen der Trickbetrüger, wie es der Polizei täglich geschildert wird, bestätigt Polizei-Sprecherin Tanja Hagelüken. Sie verwickeln ihr Opfer ins Gespräch und verschaffen sich Zutritt. Ihre Taktik: Ablenken und bei Wertsachen zuschlagen.
Der angebliche Handwerker in Bredeney stieg mit der Bewohnerin bis auf den Dachboden. „Dort versprühte er Wasser, als ich nicht hinschaute“, weiß Maria W. heute. Das war sein Beweis für das undichte Dach. Er berechnete die Reparaturkosten und forderte die Seniorin auf, Geld zu holen. „Selbst da schöpfte ich keinen Verdacht, bis zur letzten Minute nicht.“ Wahrscheinlich auch deshalb, weil er so nett mit ihr über ihre Puppensammlung plauderte.
Kompletten Schmuck erbeutet
Als sie sagte, sie habe keine 4000 Euro, tippte der Mann etwas in sein Handy und bat höflich um Papier und Stift. Während Maria W. beides holte, sackte er ihren gesamten Schmuck im Schlafzimmer ein. Erst als er nach seinem höchstens 15-minütigen Besuch längst verschwunden war, merkte sein Opfer, dass der Deckel der Schmuckschatulle offen stand, alle Goldketten und Armbänder fehlten. „Mensch, da hat der dich bestohlen“, schoss es Maria W. geschockt durch den Kopf. Ihre Vorsicht und ihre funktionierende Nachbarschaft, in der die Anwohner aufeinander achten und sich um die alte Dame kümmern, halfen in dem Augenblick nicht, als sie der Geschichte des Betrügers traute. „Die Täter bauen Legenden auf, die schlüssig erscheinen, legen damit ihre Opfer herein“, sagt Tanja Hagelüken.
Maria W. denkt inzwischen lieber nicht mehr darüber nach, dass sie mit dem Fremden allein war: „Der hätte mich umbringen können.“ Zum Glück aber, sagt sie dankbar, „ist mir nichts passiert.“