Essen-Rüttenscheid. Nach fast 30 Jahren müssen sich Norbert Rittmann und seine beiden Sportsfreunde eine neue Bleibe suchen: Der letzte Tennisplatz im Grugapark wurde abgezogen und dicht gemacht. Die Nachfrage sei zu gering gewesen, heißt es. Generell leidet der Tennissport in der Stadt an Mitgliederschwund.

Norbert Rittmann erinnert sich gern an die 1980er-Jahre: „Da wurden die Plätze und Trainingszeiten noch gelost, so viele Menschen wollten Tennis spielen.“ Zwischen 4 und 5 Uhr hätten die ersten Sportler damals vorm Kassenhäuschen gestanden, als es kurz vorm Start in die Freiluft-Saison um die begehrten Plätze ging, weiß auch Grün & Gruga-Sprecher Eckhard Spengler noch. Es war die Boom-Zeit des Tennis’: Die sportlichen Erfolge von Boris Becker und Steffi Graf versetzten Deutschland in einen kollektiven Tennis-Rausch, alsbald schossen auch in Essen Hallen und Plätze wie Pilze aus dem Boden.

35.000 Euro für Instandsetzung

Heute hingegen bietet sich am Rande des Grugaparks ein tristes Bild. Platz Nummer eins ist schon seit zehn Jahren dicht, dient lediglich noch als Lagerfläche für den Park. Zwei weitere Plätze wurden längst in ein Beach-Volleyball-Feld umgewandelt. Vor ein paar Wochen zogen Grugapark-Mitarbeiter nun auch den letzten Tennisplatz ab und legten ihn still. „Es lohnt sich schlichtweg nicht mehr“, bedauert Spengler.

Die Erneuerung des gut 645 Quadratmeter großen Platzes würde rund 35.000 Euro kosten – das sei bei der geringen Auslastung finanziell nicht zu stemmen. Gerade einmal fünf Hobby-Spieler hätten den Platz für diese Saison angefragt: Darunter eben auch Norbert Rittmann aus Altendorf mit seinen beiden Sportsfreunden Hans-Jürgen-Robert Weingärtner und Hans-Bernd Antkowiak. Seit knapp 30 Jahren spielen die drei Männer im Sommer Tennis in der Gruga und stehen nun vor einem Problem: „Wir wollen uns nicht an einen Verein binden. Viele andere Anlagen sind zu teuer. Mal schauen, wo wir jetzt unterkommen“, sagt Rentner Norbert Rittmann.

Für die Saison von April bis Oktober zahlte das Tennis-Trio im Grugapark gerade einmal 90 Euro. Immer dienstags von 18 bis 20 Uhr flogen die Bälle in unmittelbarer Nähe zum Külshammerweg. Zum Vergleich: Im Tenniszentrum Essen an der Hafenstraße, mit 16 Hallen und 12 Außenplätzen eine der größten Anlagen in Europa, kostet allein die Einzelstunde 25 Euro.

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Künftige Nutzung des Platzes unklar

Das Zentrum gehört zum Tennisverband Niederrhein. Dessen Vertreter in Essen und Beisitzer des Essener Sportbundes, Gerhard Nölle, bedauert die Entwicklung: „Aktuell sind in Essen 11.000 Mitglieder in 60 Vereinen aktiv, Tendenz sinkend. Vor 15 Jahren zählen wir noch doppelt so viele Tennisspieler.“

Tennis habe ebenso wie andere Sportarten mit dem zunehmenden Freizeitangebot und nicht zuletzt mit den wachsenden Anforderungen in Schule und Beruf zu kämpfen: „Wir haben interessierte Kinder und Jugendliche, die finden jedoch kaum noch die Zeit und Motivation, nach einem vollgepackten Schultag Tennis zu spielen“, so Nölle. Die künftige Nutzung des Platzes im Grugapark ist noch unklar. Denkbar wäre etwa ein von der Grugapark-Stiftung angestrebter Mehrgenerationenspielplatz, so Eckhard Spengler.