Essen-Bergerhausen. . Der Bergerhauser Nicolas Ganz will ein Buch über Text-Nachrichten im öffentlichem Raum schreiben. Für seine Recherche möchte er Reisen nach Ägypten und Mexiko unternehmen. Dafür hofft er auf finanzielle Unterstützung von Menschen, die sich für sein Projekt interessieren.
Was viele Menschen schlicht und einfach für Schmierereien an den Wänden halten, sind für den Bergerhauser Nicolas Ganz Botschaften, die er aufspürt, dokumentiert und analysiert. Die Ergebnisse will der 37-Jährige, der als freischaffender Fotograf, Autor und Altenpfleger arbeitet, als Buch unter dem Titel „Street Messages - Straßen-Nachrichten“ veröffentlichen.
Er befindet sich mitten in der Recherche-Phase. „Da ich gern die Hieroglyphen der Ägypter, die Glyphen der Maya, Wandmalereien in Pompeji und Istanbul mit einbeziehen will und dafür ziemlich hohe Reisekosten anfallen werden, habe ich eine Crowdfunding-Kampagne gestartet und hoffe, dass sich viele Interessenten finden, die das Projekt mitfinanzieren wollen“, sagt Nicolas Ganz.
Er rechnet sich gute Chancen aus, denn in der Szene ist er kein Unbekannter. Vor zehn Jahren veröffentlichte Nicolas Ganz das Buch „Graffiti World“, in dem er über 2000 Bilder und mehr als 100 Graffiti-Künstler-Porträts zusammenstellte. Das Buch fand weithin Beachtung und wurde in elf Sprachen übersetzt. Straßenkunst interessiert Nicolas Ganz historisch, künstlerisch und soziologisch.
Nicolas Ganz war früher selbst Graffiti-Sprayer
Und das keineswegs nur in der Theorie: Der Bergerhauser war früher Teil der Szene. „Heute bin ich fotografisch-dokumentarisch in der ganzen Welt unterwegs. Mitte der 1990er Jahre habe sich selbst gesprüht - legal und auch illegal, denn gerade dabei lernt man“, blickt er zurück. Damals habe es in Essen noch eine aktive Szene gegeben. „Heute geht sie immer weiter zurück“, beobachtet er. Viele ehemalige Sprayer arbeiteten heute ganz kommerziell nach Auftrag.
Graffiti seien längst als Kunstform anerkannt, fänden sich in Galerien und Design-Ausstellungen. Spannend sei der ständige Wechsel. „Was heute da ist, ist morgen vielleicht weg oder übersprüht“, sagt er. Dass nicht jeder Graffiti liebe, sei ihm bewusst, aber gerade das Kontroverse mache einen Teil der Faszination aus. „Natürlich verstehe ich Menschen, die sich über besprühte Häuser aufregen“, betont Ganz.
Für den Bergerhauser steht die lange Tradition der Graffiti im Vordergrund. „Bei 40 000 Jahre alten Höhlenmalereien und Wandreliefs kann man schon ähnliche Techniken nachweisen“, sagt er. Man habe damals mit Holzkohle und Spucke gearbeitet - eine frühe Sprühtechnik sozusagen.
Die politisches Dimension der Kunst im öffentlichen Raum
Kunst im öffentlichen Raum habe natürlich auch eine politische Dimension, zum Beispiel zur Zeit der Studentenbewegung. Während es im 2004 veröffentlichten Buch „Graffiti World“ noch vorrangig um Bilder ging, steht bei den „Street Messages“ das geschriebene Wort im öffentlichen Raum im Vordergrund: Gedichte, politische Parolen, Slogans, Lichtprojektionen, aber auch ganz profane Klo-Sprüche - Menschen nutzen die unterschiedlichsten Formen und Ort, um sich mitzuteilen.
Das Buch, das Texte und ihre Autoren aus der ganzen Welt vorstellt, wird auf Englisch im schwedischen Dokument-Verlag erscheinen. „Es wird 144 Seiten umfassen und 20 bis 30 Euro kosten“, sagt Ganz, der bei seinen Recherchen für ein Burma-Buch seine tibetische Frau kennenlernte und schon deshalb eine große Affinität zu Asien hat. Die „Street Messages“ sollen Ende 2014, Anfang 2015 erscheinen.
Buch-Projekt soll durch Crowdfunding realisiert werden
„Ich hoffe, durch die Crowdfunding-Kampagne genug Menschen zu finden, die sich mit kleineren oder größeren Beträgen an der Realisierung des Projekts beteiligen wollen“, sagt Ganz. Je nach Höhe der Summe erhalten die Spender einen Gegenwert: ein handsigniertes Buch, vielleicht ein Originalbild auf Leinwand. Für Reisen nach Ägypten, Mexiko, Italien und in die Türkei, eventuell auch London und New York, wo er moderne Straßen-Nachrichten untersuchen will, rechnet Ganz mit Unkosten von etwa 5000 Euro. „Wohin ich für die Recherche reise, mache ich davon abhängig, wie viel Geld zusammenkommt.“ Bisher sind es 700 Euro.
Wer sich für das Projekt„Street Messages“ interessiert, kann sich bei Nicolas Ganz unter 0174 53 18 967, per E-Mail unter: info@keinom.com oder im Internet auf www.nicolasganz.de informieren.