Essen-Rüttenscheid. Hans Leuwer (82) aus Bredeney erinnert sich gern an seinen treuen Freund Tadashi Nakamura, der die Kirschbäume für Rüttenscheid stiftete: „Er hätte eine Erinnerung verdient“, sagt der Rentner, dessen Geschichte untrennbar mit der des Japaners verwoben ist.
Versonnen stöbert Hans Leuwer in den Fotoalben, die eine Freundschaft fürs Leben dokumentieren. Die Geschichte des Japaners Tadashi Nakamura, dem Vater der Rüttenscheider Kirschblüte, sie ist untrennbar mit der des 82-jährigen Bredeneyers verwebt. „Ich freue mich über den Vorschlag, an Tadashi zu erinnern. Er war ein außergewöhnlicher Mann und hat es verdient“, sagt Leuwer.
Er lernt den Japaner, der vom Weltkonzern Mitsui zur Sondierung des europäischen Marktes nach Deutschland geschickt worden war, 1954 kennen. Der Kontakt ist zunächst geschäftlicher Natur, Leuwer arbeitet damals für die Abteilung Chemie der Kleinholz & Co. Raffinerie und schließt mit Nakamura Verträge ab. Die beiden Männer verstehen sich auf Anhieb, feiern später sogar gemeinsam mit ihren Familien das Weihnachtsfest. Zur Tochter des 2009 im Alter von 88 Jahren verstorbenen Nakamura, Mishiko, pflegt Hans Leuwer bis heute den Kontakt.
„Intelligenter Mann, der Eigenschaften wie Fleiß und Diszplin lobte“
Wer dieser gutherzige Mann war, dem viele nach einer Facebook-Initiative der Interessengemeinschaft Rüttenscheid ein Denkmal setzen möchten, darüber geben Bilder und Geschichten Leuwers Aufschluss. Er beschreibt den Chemiker als „intelligenten Mann, der Eigenschaften wie Fleiß und Diszplin lobte und sehr lebensfroh war“.
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Viele Bilder zeigen die beiden bei gesellschaftlichen Veranstaltungen, etwa mit Heinz Wallberg, der von 1975 bis 1991 die Essener Philharmoniker dirigierte und vier Jahrzehnte lang Gastdirigent beim NHK-Symphonieorchester in Tokio war. Leuwer erinnert sich auch gern an die Golf-Geschichten, die er mit Nakamura erlebte - ihre gemeinsame Leidenschaft. „Tadashis Schwiegervater hat in Japan einen renommierten Golfclub gegründet, ich hatte dort meine Ausrüstung bei Tadashi im Spind“, erinnert sich Leuwer. Während er die Chemiesparte von Kleinholz als „Plast Elast Chemie“ 1968 in Eigenregie übernimmt, steigt auch sein japanischer Freund und Geschäftspartner auf. Er sitzt später im Aufsichtsrat von Mitsui, bis heute eine der größten Misch- und Handelsgesellschaften weltweit.
Golf und grüne Bohnen
Wie bodenständig Nakamura dabei immer bleibt, beweist schon sein Appetit: „Er hat Hausmannskost wie grüne Bohnen mit Mettwurst geliebt. Vor jedem Besuch in Deutschland hat meine Frau Irmgard gefragt, was er sich zu essen wünscht“, erinnert sich Leuwer und lacht. Von dieser Erdung zeugt auch eine Aufnahme, die die beiden Männer beim Stammtisch im Reppekus zeigt, sie prosten sich mit „Samtkragen“ zu. „Mit meinem Stammtisch haben wir Tadashi auch in Japan besucht, dort kam damals die Kooperation mit einem Bierbrauer zustande, der uns die japanischen Lampen für den Grugapark stiftete“, weiß Leuwer noch.
Mehrfach bereist er Japan, zuletzt 2007. Nakamura, der Essen immer als seine zweite Heimatstadt bezeichnete und fast jährlich kam, sprach fließend deutsch. „Er hätte gern ein japanisches Zentrum hier etabliert so, wie es heute in Düsseldorf existiert. Das hat Essen damals etwas verschlafen“, glaubt Leuwer. Er hofft, dass das mit einer angemessenen Erinnerung an seinen treuen Freund zumindest ein Stück weit wett gemacht wird.