Essen. In der Bar „S6“ und im „Plan B“ gilt seit einem Jahr Rauchverbot. Die Umsätze gingen dort um bis zu 30 Prozent zurück, Besitzer Ted Terdisch muss beide Kneipen „subventionieren“. Auch die Brauerei Stauder bestätigt, dass der Fassbierabsatz in einigen rauchfreien Kneipen zurückgegangen ist.

Wenn am 1. Mai das flächendeckende Rauchverbot für alle kommt, kann sich Ted Terdisch entspannt zurücklehnen. Er hat den „Gang durch Scherben“, wie er es nennt, bereits hinter sich.

Im Rüttenscheider „Plan B“, das er vor eineinhalb Jahren übernahm sowie in seiner Bar „S6“ in Stadtwald hat sich der Qualm seit über einem Jahr komplett verzogen. Sehr zum Verdruss Terdischs, der selbst Raucher ist und für den die Zigarette zum Bier dazu gehört. „Aber mir blieb nichts übrig, ich musste mich der Staatsmacht beugen, ansonsten hätte die Stadt mir die Konzession entzogen“, sagt er.

Raucherclub aufgelöst

Bis zu 30 Prozent Umsatzeinbußen verzeichnen beide Kneipen seither. Terdisch, der hauptberuflich in der IT-Branche tätig ist, muss sowohl „Plan B“ als auch „S6“ „subventionieren“, sagt er. Vor allem das „S6“ habe es zu Anfang schwer gehabt, galt die Kneipe bis zum 16. Januar vergangenen Jahres schließlich als Eldorado für Tabakfreunde. Ted Terdisch hatte den Zutritt zur Kneipe bis dato an eine Mitgliedschaft im Raucherverein gekoppelt.

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Dadurch konnte er das Nichtraucherschutzgesetz umgehen - bis das Oberverwaltungsgericht in Münster auch diesen sogenannten „Raucherclubs“ einen Riegel vorschob. „Der letzte Montag, an dem hier geraucht wurde, war der umsatzstärkste im vergangenen Jahr. Diese Zahl haben wir danach nie wieder erreicht“, weiß auch Sven Morsbach, Betriebsleiter im „S6“. Zwar versuche man in beiden Läden, die Kunden mit neuen Speisekarten und Aktionsangeboten zu locken. Aber: „Wo nicht geraucht wird, wird nicht so viel getrunken“, weiß Morsbach.

„Das ist klare Wettbewerbsverzerrung“

Er kritisiert ebenso wie Terdisch, dass das Ordnungsamt mit zweierlei Maß messe - und bei vielen Konkurrenten munter weiter geraucht werden dürfe. „Dadurch, dass ich schon vor drei Jahren so offensiv gegen das Nichtraucherschutzgesetz in Kneipen mobil gemacht habe, hatte das Ordnungsamt mich natürlich auf dem Kieker“, vermutet er. „Das ist klare Wettbewerbsverzerrung. Wenn das neue Gesetz am 1. Mai umgesetzt wird, dann aber bitte gerecht und überall“, fordert der Wirt. Einstige Stammgäste aus dem PlanB etwa treffe er häufig in den umliegenden Rüttenscheider Kneipen an, in denen noch geraucht werde.

Die Initiative, zu der sich einige Essener Gastronomen nun zusammengeschlossen haben, um das Gesetz beim Bundesverfassungsgericht noch zu verhindern, komme zu spät, sagt Terdisch, für den das Thema vom Tisch ist - Nerven gekostet habe es ihn schließlich genug. Eines, ist er sich sicher, sei nicht aufzuhalten: „Die klassische Kneipe liegt im Sterben.“