Essen-Rüttenscheid. . Nach BWL-Studium und einem Job als Investmentbankerin in New York hat die Pariserin Jacynthe Omglin einen völlig anderen Weg eingeschlagen. Mit ihrem Bistro „Chez Jacynthe“ hat sie ein Stück Frankreich an die Cäsarstraße geholt.

„Vous Etes Ici“, steht einladend auf den kleinen Bistrostühlen. Platz nehmen möchte man tatsächlich. Es riecht verlockend nach Quiche Lorraine, auf einem Holztablett serviert Jacynthe Omglin den Kaffee. Im Hintergrund läuft leise französische Musik. Nur die Leuchtreklame draußen erinnert noch an die frühere Existenz des kleinen Ladenlokals, das einmal eine Trinkhalle war. Mit „Chez Jacynthe“ hat die 31-Jährige vor einer Woche ein Stück Frankreich an die Cäsarstraße geholt. Als Kind einer algerischen Mutter und eines thailändischen Vaters in Paris aufgewachsen, habe sie in Essen nun ihr Zuhause gefunden, versichert Omglin und ergänzt: „Ich liebe diese Stadt.“

Mit 14 zum ersten Mal in Essen

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Deutschland habe sie schon als 14-Jährige fasziniert. „Damals hatte unsere Schule ein Austauschprogramm in Gelsenkirchen, da war ich zum ersten Mal auch in Essen.“ Das Erasmus-Programm der EU bringt sie als junge BWL-Studentin schließlich erneut ins Ruhrgebiet. Sie wohnt auf der Margarethenhöhe, knüpft viele Freundschaften. Zurück in Paris, besucht sie einer ihrer deutschen Freunde - und bringt ihren zukünftigen Ehemann - einen Essener - mit. Es folgt eine fünfjährige Fernbeziehung, in der Omglin zunächst die steile Karriereleiter erklimmt, die ihr Studium vorzeichnet. Nach einem Praktikum bei Renault in Köln zieht sie für zwei Jahre sogar nach New York. „Ich habe dort im Investment-Banking gearbeitet, aber schnell gemerkt, dass das gar nichts für mich ist“, sagt die junge Mutter, die vor zwei Jahren Töchterchen Milla zur Welt brachte. 2008 dann der Entschluss, ganz nach Deutschland zu gehen.

Mit der Mischung aus französischem Bistro und Pâtisserie habe sie sich einen Traum erfüllt, sagt Omglin: „Ich habe schon immer gerne gekocht und gebacken. Außerdem liebe ich wie alle Franzosen das Essen.“ Eine Mentalität, die sie nun auch ihren Gästen in Essen nahe bringen möchte. Zur Vorbereitung ihrer Selbstständigkeit absolvierte sie im Sommer noch die „Ecole de Boulangerie et de Pâtisserie“ in Paris. Ihr Fachwissen setzt Omglin nun in Form von typischen, französischen Snacks wie Quiches, Brioches, Flammkuchen, Schokoladen- und Apfelkuchen um. Außerdem bietet sie französische Feinkost an, die von kleineren landwirtschaftlichen Betrieben in Frankreich hergestellt wird. Rosenblütengelee, verschiedene Gebäcksorten , Brote und Senfvariationen zum Beispiel.

Unterstützung aus Lille

Unterstützung bekommt Omglin in ihrem Laden von Caroline Calcoen. Die 23-jährige Studentin aus dem nordfranzösischen Lille studiert an der Uni Duisburg-Essen auf Lehramt, möchte später ihre Muttersprache an deutschen Schulen unterrichten. Was sie nach Essen gebracht habe? „Die Liebe“, sagt Calcoen mit herrlich säuselndem, französischen Akzent und lacht. Dafür braucht es schließlich nicht die Seine. Das geht auch an der Ruhr.