Essen-Rüttenscheid. . Bürgermeister Rolf Fliß und IGR-Vorsitzender Rolf Krane würden einen Neubau der „potemkinschen Blechfassade“ des Aldi-Gebäudes vorziehen. Der Lebensmittelsdiscounter zieht im November in den Neubau am Stern. Was mit dem alten Gebäude passiert, entscheidet jedoch der Eigentümer.
Bürgermeister Rolf Fliß bringt es treffend auf den Punkt, wenn er von einer „potemkinschen Blechfassade“ spricht, die auf dem Aldi-Markt an der Rüttenscheider Straße keinen anderen Zweck erfüllt, als Höhe zu suggerieren. Tatsächlich ist das Gebäude - wie viele andere in Rüttenscheid - nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg nicht komplett neu errichtet worden. Lediglich das Erdgeschoss wurde belassen. Zweckmäßigkeit ging damals eben klar vor architektonischem Anspruch.
Glanzvolle Vergangenheit
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Der Umzug des Lebensmitteldiscounters in den Neubau am Rüttenscheider Stern sei nun eine hervorragende Zäsur, um dem Standort zu altem Glanz zurück zu verhelfen, sind sich sowohl Fliß als auch Rolf Krane, Vorsitzender der Interessengemeinschaft, einig. Wo heute Schnäppchen gemacht werden, gaben sich um die Jahrhundertwende im vornehmen Restaurant „Hindenburg“ die Schönen und Reichen die Klinke in die Hand. Glanzvolle Zeiten, die mit dem Krieg passé waren. Jahrelang ragten die Überreste wie hohle Zähne in den Himmel, erinnert sich Rolf Krane gut: „Ich kenne das Gebäude noch als Ruine. Dort war die Konditorei Imhoff untergebracht, ehe Aldi sich ansiedelte.“
Eine Zeit, die nun ebenfalls zu Ende geht. „Diese Baulücke mitten im Herz Rüttenscheids ruft nach architektonischer Gestaltung. Das würde den Stadtteil aufwerten“, sagt Rolf Fliß. Letztlich sei das aber eine Entscheidung des Eigentümers, der laut des vermarktenden Immobilienbüros „Brockhoff&Partner“ trotz zahlreicher Anfragen nicht bereit ist, zu verkaufen. Stattdessen soll die Geschäftsfläche in 1a-Lage erneut vermietet werden - auch dafür stehen die Interessenten offenbar Schlange. „Dann wird in die Geschäftsfläche investiert werden müssen. In welcher Form das geschieht, hängt natürlich vom jeweiligen Mieter ab“, heißt es dazu von Brockhoff&Partner.
„Es ist eine verpasste Chance für den Stadtteil, wenn jetzt erst wieder langfristige Mietverträge geschlossen werden, sich außen aber nichts ändert“, sagt Fliß.
Dabei ist der Aldi nur ein Beispiel für verpasste städtebauliche Chancen. Von der Anna- bis zur Gregorstraße lassen sich viele Ecken ausmachen, an denen der Krieg bis heute seine Spuren hinterlassen hat. Rechtlich jedenfalls gibt es keine Handhabe, da für die Rüttenscheider Straße keine Gestaltungssatzung vorliegt. Für Rolf Krane bieten viele verlassene Hinterhöfe und eingeschossige Bauten auch Chancen: „Trotz der dichten Besiedlung sind in Rüttenscheid noch viele freie Bauflächen vorhanden. Da wird sich in den nächsten zehn Jahren eine Menge tun.“