Südostviertel. . Der Apotheker Jan Olgemöller vom Werbering „Wir am Wasserturm“ plädiert für ein zukunftsfähiges Konzept Steeler Straße, die schöner und sicherer werden soll. Im Interview spricht der 41-Jährige über Versäumnisse und Perspektiven an einer Straße, die einst eine der prächtigsten in Essen war.
1978, die Steeler Straße gilt als Visitenkarte des Südostviertels. Eine durchaus betuchte Gegend, in der sich Apotheker Josef Olgemöller (72) damals ansiedelt. 2004 tritt Sohn Jan Olgemöller (41) in seine Fußstapfen. Die Apotheke ist die gleiche, das Umfeld aber hat sich gewandelt - leider nicht zum Positiven. Mit einem Antrag im Bau- und Verkehrsausschuss möchte die SPD das Vorhaben zur Umgestaltung der Steeler Straße nun vorantreiben (wir berichteten). Wir sprachen mit Jan Olgemöller vom Werbering „Wir Am Wasserturm“ über mögliche Perspektiven für den Standort.
Was ist schief gelaufen an der Steeler Straße?
Olgemöller: Jahrzehntelang wurde schlichtweg nichts gemacht, um die einstige Attraktivität des Standorts beizubehalten. Die Teilung durch die Autobahn, das gestiegene Verkehrsaufkommen und die Aufgabe vieler inhabergeführter Geschäfte haben den guten Mix und die ausgewogene Bevölkerungsstruktur empfindlich gestört.
Früher war alles besser?
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Unserer Werbering ist mit dem Ziel gegründet worden, die Steeler Straße wieder zum Aushängeschild des Südostviertels zu machen. In den Nebenstraßen sind viele wunderschöne Häuser erhalten, dort gibt es viel Grün. Die Außenwahrnehmung dominiert aber die Steeler Straße, die genau aus diesem Grund aufgewertet werden muss.
Wie wollen Sie das erreichen?
Der ganze Prozess zieht sich ja jetzt schon über Monate hin. Es gab Begehungen mit der Evag, Grün&Gruga, Stadtplanung. Es wurden viele Vorschläge gemacht, etwa, das zweistündige Halteverbot täglich abzuschaffen. Selbst der Vorstoß, es nur auszuprobieren, wurde damals abgelehnt. Dabei wird die Straße selbst im Feierabendverkehr nach meiner Wahrnehmung kaum auf vier Spuren befahren.
Die Steeler Straße gehört zu den meist befahrenen Straßen in Essen. Wäre das überhaupt machbar?
Tatsächlich rechnen wir geschätzt mit 21 000 Fahrzeugen am Tag und nehmen hinter der Altenessener Straße einen traurigen Spitzenplatz in der Unfallstatistik ein. Deswegen muss die Verkehrssituation verbessert werden, auch für Fußgänger, die die breite Straße nur mit Hürden überqueren können. Vor allem für Gehbehinderte, die hier ins Ärztehaus kommen, ist der Weg an die Steeler Straße oft eine Tortur. Ich habe mindestens 20 Mal im Jahr hier Menschen in der Apotheke sitzen, die auf dem Weg gestürzt sind und leichte Blessuren davon getragen haben. Das taucht aber in keiner Statistik auf.
Der Auftrag zur Erstellung eines Gutachtens wurde von der Stadt mit Fingerzeig auf knappe Kassen abgelehnt. Was nun?
Wir als Verein können das Gutachten unter keinen Umständen finanzieren, die veranschlagten 27 000 Euro sind etwa das Fünffache unseres Jahresetats. Wir haben nun die Hoffnung, über den Antrag der SPD noch bei den Haushaltsberatungen im November berücksichtigt werden. Die Stadt müsste aus eigenen Mitteln versuchen, ein zukunftsfähiges Konzept auf den Weg zu bringen. Denn an der derzeitigen Situation kann auch der Verwaltung nicht gelegen sein.