Rüttenscheid/Bredeney. . Zwei ungewöhnliche Neuzugänge kann die Karnevalsgesellschaft Essener Funken verzeichnen: Die beiden Griechen Konstantinos Tegos und Nikolaos Delis fiebern ihrer ersten närrischen Session entgegen. Allzu viel Überzeugungsarbeit war nicht notwendig.
Es ist Sommer - na ja, wenigstens dem Kalender nach - und damit narrenfreie Zeit. Wer denkt jetzt schon an Karneval? Diese beiden tun es ganz sicher: Nikolaos Delis (37) und Konstantinos Tegos (35). Noch knapp drei Monate, dann beginnt die erste offizielle Session, die die beiden Griechen als aktive Mitglieder der Karnevalsgesellschaft Essener Funken 1929 miterleben.
Erstmal packt Nikolaos Delis jetzt aber die Koffer für seinen zweiwöchigen Rhodos-Urlaub („Ich war noch nie auf einer griechischen Insel“). Fast noch mehr freut er sich aber darauf, den Karnevalsorden, den beide fürs Foto schon mal umgehängt haben, endlich ganz offiziell tragen zu können.
Karneval wird auch in Griechenland traditionell gefeiert
Wer glaubt, karnevalistisches Brauchtum sei typisch deutsch oder vielleicht brasilianisch, liegt falsch. Auch in Südeuropa gibt es etliche Anhänger des fröhlichen Treibens. So wird in den griechischen Städten Larisa und Patras traditionell Karneval gefeiert - ganz klassisch mit Verkleiden und Umzug. Doch dass sich zwei Griechen einem Rüttenscheider Karnevalsverein anschließen, ist dann doch eher ungewöhnlich. Jedenfalls kennen die beiden zwar viele der in Essen lebenden Griechen, aber keinen, der ihre Leidenschaft für das närrische Treiben teilt.
Nikolaos Delis und Konstantinos Tegos arbeiten im Service in der Gaststätte „Philoxenia“ an der Meisenburgstraße. Und genau dort trifft sich Dieter Keus, Geschäftsführer der Essener Funken, seit langem mit närrischen Freunden zum Kegeln. „Die sind immer so nett und lustig, und bei jeder Runde wird gesungen“, fand Delis schnell Kontakt zu den Gästen. „Und wir suchen natürlich immer neue, nette, jüngere Mitglieder“, sagt Dieter Keus. So war nicht allzu viel Überzeugungsarbeit notwendig, die beiden Griechen zu echten Funken zu machen.
„Ich kann vielleicht Rosenmontag erstmals auf dem Wagen mitfahren“, hofft Delis. Den Zug hat er sich schon öfter angesehen, gerade auch, seit die Kinder seines Kollegen und Freundes Konstantinos Tegos sich verkleiden und mitfeiern. „Meine sechsjährige Tochter will gern Tanzmariechen werden“, sagt Tegos. Auf dem Wagen mitzufahren, Blumen und Kamelle zu werfen, das sei schon etwas Besonderes, finden beide.
Solange die beiden Neulinge nicht dem Senat angehören, müssen sie nicht extra eingekleidet werden. „Wenn sie da mitmachen wollen, müssen sie sich schon ein weißes Dinnerjacket, bei uns scherzhaft ,weißer Kittel’ genannt, zur schwarzen Hose zulegen“, blickt Keus voraus.
Karnevalspflichten gelten das ganze Jahr über
Sitzungen, Umzüge, Einladungen - ein kleines Problem sehen Delis und Tegos da schon, und noch mehr Dimitrios, Chef der beiden und Bruder von Konstantinos: „Im Winter ist hier in der Gaststätte natürlich viel zu tun. Da werden wir wohl nicht immer frei bekommen, wenn karnevalistische Termine anstehen“, gibt Delis zu bedenken. Notfalls wollen sich die Neu-Karnevalisten eben abwechseln.
Und nicht nur die Griechen - Delis’ Familie stammt aus dem Süden vom Peloponnes, Tegos’ aus dem Norden des Landes aus der Nähe von Thessaloniki - haben mit den Planungen für die Session bereits begonnen. „Bis zur Sitzung im September überlegen wir uns Motive, um uns dann zu entscheiden, unter welchem Motto wir in die Session starten und unseren Wagen gestalten“, sagt Dieter Keus.