Essen-Bredeney. Tanzlehrerin Jenni Auer aus Bredeney brechen wegen Corona Aufträge weg. Sie beklagt unterschiedliche Vorschriften für Tanzschulen und Vereine.

Die freiberufliche Tanzlehrerin Jenni Auer (50) aus Essen-Bredeney sieht sich durch die Corona-Krise in ihrer Existenz bedroht. Auch wenn jetzt erste Sportangebote wieder anlaufen, bangt sie doch um ihre Projekte für das kommende Jahr. Nicht alle Corona-Regeln der Landesregierung leuchten ihr ein, einige machen sie sogar regelrecht wütend.

„Was ich nicht verstehe: Warum dürfen in gewerblichen Tanzschulen Paare im Saal gemeinsam tanzen und in Tanzsportclubs beim Breitensport nicht?“, fragt Jenni Auer. Sie unterrichte in einer Dortmunder Tanzschule, wo sich sechs Paare ganz klassisch zusammen übers Parkett bewegen dürften, nur der Abstand zum nächsten Paar müsse eingehalten werden. In Vereinen dagegen dürfe man inzwischen draußen mit Kontakt, drinnen nur ohne Kontakt, zum Beispiel Line Dance, tanzen. Ein Walzer in der Halle sei so ausgeschlossen – was ihre Arbeit in Vereinen natürlich extrem behindere.

Tanzlehrerin aus Essen-Bredeney kooperiert mit Bildungseinrichtungen

Jenni Auer lebt mit ihren beiden Töchtern in Bredeney. Sie fahre mit ihrem Bully zu Kursen, Schul- und Kindergartenprojekten, Tanzschulen oder zu privaten Paaren, die für ihre Hochzeit oder ein anderes Ereignis ihre Tanzkenntnisse auffrischen oder sich wenigstens Grundschritte aneignen wollten.

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Seit Mitte März herrsche coronabedingt Flaute in ihren Auftragsbüchern: geschlossene Sportzentren und Bildungseinrichtungen, abgesagte Hochzeiten und Feste. „Bis Ostern war ich noch ganz optimistisch, auch weil laufende Projekte ja schon bezahlt waren. Aber inzwischen mache ich mir schon große Sorgen, vor allem, weil ich nicht weiß, ob meine künftigen Projekte überhaupt stattfinden können“, sagt die vom Allgemeinen Deutschen Tanzlehrerverband (ADTV) geprüfte Tanzlehrerin.

Während des Lockdowns gab es Kurse im Internet

Seit 1990 sei sie selbstständig, seit 2010 vorwiegend in Essen tätig. „Ich habe keine eigenen Räume, sondern arbeite mit Kooperationspartnern zusammen. Ich weiß deshalb nicht, was ich von den 9000 Euro Corona-Soforthilfe tatsächlich behalten kann und was ich wieder zurückzahlen muss, je nachdem, was an gewerblichen Kosten anerkannt wird“, beschreibt sie ihre Situation. Wie viele andere, habe sie während des Lockdowns Online-Kurse angeboten. „Ich bin froh, dass ich zum Beispiel für das Sport- und Gesundheitszentrum Haarzopf einen Live-Stream machen konnte“, sagt Jenni Auer.

Die Eltern unterhielten in Essen lange eine Tanzschule

Was das Tanzen angeht, ist die Bredeneyerin Jenni Auer quasi erblich vorbelastet: Sie ist die Tochter des Tanzlehrer-Ehepaares Wachtmeister, das jahrzehntelang eine Tanzschule in der Essener Innenstadt unterhielt.

Nach dem Abitur absolvierte Jenni Auer ihre Tanzlehrerausbildung in Dortmund. Die Mutter von drei Kindern kam nach der Trennung von ihrem Mann in ihre Heimatstadt Essen zurück, wo sie seitdem überwiegend tätig ist.

Dort könne sie inzwischen wieder Kinderyoga anbieten, allerdings dürften die Dreijährigen ihre Matte nicht verlassen. „Da müssen jetzt die Mütter mitmachen, sonst klappt das nicht.“ Nach jeder Einheit werde gründlich gelüftet.

Die Arbeit an den Schulen läuft langsam wieder an

Die Tanzlehrerin macht sich Gedanken, wie es mit ihrer Arbeit an den Schulen wohl weitergehe. An drei Essener Schulen in Bedingrade, Altenessen und Leithe unterrichte sie Tanz im Rahmen der Aktion „Jedem Kind sein Instrument“. In den letzten Wochen hätten die Verantwortlichen in den Schulen verständlicherweise anderes zu tun gehabt, als sich um Tanzaktivitäten zu kümmern. Auch nachdem der Betrieb jetzt so langsam wieder anlaufe, müsse sie mit veränderten Bedingungen zurechtkommen. „Während ich sonst in Schulen die Aula, Turnhalle oder einen Bewegungsraum für die Tanzangebote nutzen kann, wird jetzt auf dem Schulhof getanzt, was natürlich wetterabhängig und sicherlich keine Lösung für den Winter ist“, sagt Jenni Auer. An Schulen mit offener Pausenhalle sei man wenigstens vor Regen geschützt.

Insgesamt sei sie natürlich froh, dass die Arbeit mit den Schülern wieder angelaufen sei, auch wenn noch unklar sei, wie es mit den Projekten im nächsten Schuljahr weitergehe. „Zudem fehlen mir natürlich auch die Einnahmen der Auftritte auf Stadtteilfesten, die ja alle abgesagt wurden.“

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