Essen-Huttrop. Mietvertrag von Huttroper Ärztinnen wurde gekündigt. Sie suchen, wie die Stadtteilbibliothek im Haus, neue Räume. Neuer Eigentümer plant Kita.

Nicht nur die Stadtteilbibliothek Huttrop, deren Mietvertrag an der Steeler Straße 373 nach dem Eigentümerwechsel des Gebäudes ausläuft, ist auf der Suche nach neuen Räumen. Auch Beate Fitza und Dr. Dorothee Kemper-Buchholz, die im selben Gebäude ihre Hausarzt-Praxis haben, müssen ihre Praxisräume zum Jahresende verlassen. „Wir sind auf der Suche nach neuen Räumen in direkter Nähe, weil sonst ab Anfang 2020 eine medizinische Versorgungslücke in Huttrop zu befürchten ist“, sagt Beate Fitza (59), Internistin und Allgemeinmedizinerin.

„Als große Hausarztpraxis, seit 1960 unter wechselnden Ärzten am selben Standort, stellen wir mit zwei anderen Kollegen die medizinische Versorgung der überwiegend älteren Bevölkerung des Stadtteils Huttrop sicher“, so Beate Fitza. „Eine Ankündigung über die geplante Neunutzung des Gebäudes bei der Objektübernahme im April 2019 ist seitens der Vermieterin unterblieben und bringt uns in große Schwierigkeiten“, so Beate Fitza, die seit 2002 in der Praxis tätig ist, seit Januar 2019 gemeinsam mit der Allgemeinmedizinerin Dr. Dorothee Kemper-Buchholz (51).

In der Praxis werden auch viele Senioren der umliegenden Heime behandelt

In der Praxis würden rund 1600 Patienten pro Quartal behandelt, so Dorothee Kemper-Buchholz. Man habe die Kündigung des Mietvertrags fristgerecht zum 30. Juni zugestellt bekommen. „Da wir zum Jahresende hier raus müssen, ist der Zeitdruck natürlich groß“, sagt die Ärztin. Am aktuellen Standort gebe es ausreichend Parkplätze. Gerade die älteren Patienten, teils Bewohner der nahe gelegenen Seniorenheime, könnten die Praxis derzeit auch gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen.

Das müsse auch bei neuen Räumen der Fall sein, betont Dorothee Kemper-Buchholz. Gesucht würden Räume im Erdgeschoss oder in einem Gebäude mit Aufzug. „150 bis 160 Quadratmeter sollten es schon sein“, sagt Beate Fitza. Laut Stadt seien Arztpraxen nicht an gewerbliche Immobilien gebunden, sondern könnten auch in Wohnhäusern eingerichtet werden. „Unsere Patienten sind schon beunruhigt und möchten gern wissen, wie es weitergeht“, hofft Beate Fitza, dass sich vielleicht ein Vermieter meldet.

In diesem Gebäude an der Steeler Straße 373 befindet sich die Arztpraxis von Dr. Dorothee Kemper-Buchholz und Beate Fitza sowie die Stadtteilbibliothek Huttrop.
In diesem Gebäude an der Steeler Straße 373 befindet sich die Arztpraxis von Dr. Dorothee Kemper-Buchholz und Beate Fitza sowie die Stadtteilbibliothek Huttrop. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Neuer Eigentümer des Gebäudes an der Steeler Straße 371/373, das vorher der Sparkasse gehörte, ist die Firma Scope Immobilien. In den Erdgeschoss-Räumen soll eine Kindertagesstätte entstehen. „Das Gebäude bleibt bestehen und wird für die Kita umgebaut. Der Bauantrag ist gestellt“, sagt Geraldine Schulden, Geschäftsführerin der Pi Casa gGmbH, die Träger der Kita sein wird.

55 Kinder in drei Gruppen

Die Pi Casa sei ein anerkannter Träger der freien Jugendhilfe und betreibe Kitas in mehreren Städten, die Plätze seien öffentlich gefördert. In der geplanten Kita sollen 55 Kinder in drei Gruppen untergebracht werden. Geplant sei, die Einrichtung zum Beginn des nächsten Kita-Jahres am 1. August 2020 zu eröffnen.

Die Stadt sucht neue Räume für Stadtteilbibliothek

Laut Stadt führe man derzeit Gespräche mit dem neuen Hauseigentümer, ob der Mietvertrag für die Stadtteilbibliothek Ende 2019 oder Ende 2020 ende. Jedenfalls suche man bereits geeignete Räume im Stadtteil, denn die Einrichtung solle ja in Huttrop bleiben.

Die Politik wird über die weitere Vorgehensweise entscheiden. SPD und CDU hatten sich bereits für einen Verbleib der Bibliothek im Stadtteil ausgesprochen. Die Einrichtung hatte im vergangenen Jahr ihr 50-jähriges Bestehen gefeiert.

Die Stadtteilbibliothek Huttrop hätte laut Geraldine Schulden den Standort nicht aufgeben müssen, die ehemaligen Räume der Sparkasse und eines Restaurants in dem Gebäude stünden ja leer. „Wir wollten die Stadtteilbibliothek nicht loswerden, sondern haben dafür eine räumliche Alternative angeboten. Die Einrichtung hätte in die leeren Räume rechts im Gebäude ziehen können, die Stadt hat das Angebot aber nicht angenommen. Wir hatten eigentlich sogar eine Kooperation zwischen Kita und Bibliothek angestrebt“, so Geraldine Schulden. Der Vertrag mit der Stadt wäre laut Geraldine Schulden sowieso ausgelaufen.

Laut Katharina Steffens vom Stadtpresseamt seien die angebotenen Räumlichkeiten für die Stadtteilbibliothek nicht geeignet gewesen und die Kita sei aus „nachvollziehbaren Gründen“ an einer Zusammenarbeit nicht mehr interessiert gewesen.

Räume der Hausarztpraxis würden für die Kita nicht benötigt

Dass auch der Vertrag mit der Hausarztpraxis in dem Gebäude gekündigt sei, habe nichts mit der geplanten Kita, sondern eher mit persönlichen Differenzen zu tun. „Wir brauchen die Räume für die Kita nicht, der andere Mieter dort bleibt ja auch“, sagt Geraldine Schulden.

Interessenten für die geplante Kita könnten sich per E-Mail unter steeler@pi-casa.de melden.