Essen-Rüttenscheid. . Bei einem SPD-Workshop diskutierten Rüttenscheider die anstehenden baulichen Veränderungen: Viele wollen den guten Bevölkerungsmix erhalten.

Wohin entwickelt sich Rüttenscheid – baulich und gesellschaftlich? Eine Frage, die die SPD bei einem Bürgerdialog in der Villa Rü gestellt hat. „Wir wollen viele Anregungen aufnehmen, auch im Hinblick auf die anstehende Kommunalwahl“, leitete Julia Klewin, Vorsitzende des Ortsvereins, die Debatte ein.

Als Experte berichtete zunächst Rainer Wienke, Fachbereichsleiter im städtischen Amt für Straßen und Verkehr, über bauliche Veränderungen, die im kommenden Jahr realisiert werden können. So soll die Haltestelle Rüttenscheider Stern komplett umgebaut werden und die Verkehrsführung auch für die Autofahrer dadurch mittelfristig erleichtert werden. Inwiefern und wie lange während der Bauarbeiten mit Behinderungen am Stern zu rechnen ist, stehe noch nicht fest, so Rainer Wienke.

Marode Alfredbrücke soll saniert werden

Eine Lösung gibt es hingegen für die marode Alfredbrücke: „Da eine Sperrung der Alfredstraße nicht in Frage kommt, kann der bestehende Bau nicht abgerissen werden.“ Stattdessen erhält die Brücke einen Unterbau, der das Gewicht besser tragen kann als die momentan vorhandenen Pfeiler. Immerhin mit fünf Millionen Euro schlägt diese Unterfütterung zu Buche.

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Immer wieder ist es das Thema Wohnbau, das die Diskussionen anheizt und polarisiert. Dabei scheint besonders das Stichwort „Rü-Bogen“ eher als Dorn im Auge denn als Chance zur Stadtteilentwicklung gesehen zu werden. Gelegen zwischen Gummert- und Wittekindstraße, sollen die Eigentumswohnungen finanziell potente Käufer anlocken, die die Nähe zur hippen Rü schätzen. Nicht allen gefällt diese gehobene Preisklasse, zeigte sich beim Workshop der SPD. „Was ist denn mit dem sozialen Wohnungsbau, wie soll die gesellschaftliche Durchmischung überhaupt noch funktionieren?“, fragt eine Anwohnerin.

Renter bei neuen Mietwohnungen berücksichtigen

Dass es auch abseits der Luxussanierung noch Wege gibt, machte ein Vermieter deutlich. Er berichtete, ganz bewusst auf die Luxusrenovierung von Altbauobjekten zu verzichten. „Damit sinkt der Quadratmeterpreis, und am Ende sind alle zufrieden – als Vermieter spare ich Kosten und die Bewohner zahlen keine Wucherpreise.“ Langjährige Mietverhältnisse seien die Folge. „Wir müssen auch an den Rentner denken, der seit Jahrzehnten im Stadtteil lebt, aber bei den ständigen Mietpreiserhöhungen nicht mehr mitziehen kann“, pflichtete ihm eine Zuhörerin bei.

Was von einem langen Abend mit lebhaften Diskussionen bleibt, ist das Bild einer äußerst gemischten Stimmungslage. Fest steht: Einen Stadtteil wie aus dem Hochglanzmagazin wünschen sich die wenigsten.