Essen-Bergerhausen. . Vor 95 Jahren entstand der Verein für Geselligkeit in Bergerhausen aus einer Theatervereinigung. Heute geht es um nachbarschaftliche Kontakte.

Der Verein für Geselligkeit Essen-Bergerhausen feiert sein 95-jähriges Bestehen. „Das ist natürlich kein echtes Jubiläum, aber vielleicht gibt es den Verein zum 100-jährigen ja nicht mehr“, sagt Ernst Broszik, der bei den Treffen des Vereins oft mit dem Akkordeon für Musik sorgt. Er selbst ist seit 25 Jahren Mitglied, viele der inzwischen nur noch 43 Aktiven sind schon viel länger dabei.

„Zu Hochzeiten waren wir rund 70 Leute“, blickt die Vereinsvorsitzende Beate Lüdecke zurück. Die 77-Jährige führt den Verein seit 2010. Mit neuen Mitgliedern rechne man nicht mehr, der Kreis der über 65-Jährigen sei aber noch mit Spaß dabei. Und so wolle man das 95-Jährige gebührend feiern: mit Musik, gutem Essen und einem Programm, das das Ende des Bergbaus und den Strukturwandel zum Thema habe. Ziel sei es schließlich, Menschen aus der Nachbarschaft in Kontakt zu bringen.

Die Geschichte des Vereins ist eng mit dem Bergbau verbunden. Bereits 1920 wurde nämlich der Gewerksverein Christlicher Bergarbeiter ins Leben gerufen. Aus der damaligen Bergarbeiter-Jugendgruppe gründete sich dann im Oktober 1923 der Theaterverein Geselligkeit. Wegen seiner christlichen Tradition wurde er von den Nationalsozialisten verboten und gründete sich unter dem heutigen Vereinsnamen Verein für Geselligkeit neu. „Die jungen Bergleute trafen sich zeitweise an der Töpferstraße, wo sich der heute der Rewe-Supermarkt befindet, um ihre Freizeit mit Theaterspielen zu verbringen“, hat Ernst Broszik (72) in der Chronik nachgelesen. Die Leidenschaft fürs Theater sei während des Krieges abhanden gekommen, die Lust auf Geselligkeit blieb.

Traditions des Wurstsammelns ist eingeschlafen

Lange habe man in Bergerhausen die Tradition des Wurstsammelns zu Karneval gepflegt, die man auch im Nachbarstadtteil Rellinghausen kennt. „Wir sind allerdings immer am Rosenmontag losgezogen“, erinnert sich Beate Lüdecke und betrachtet die alten Fotos mit ihren Vereinskameraden in ihrer rot-blau-weißen Tracht der „Bergerhauser Bauern“.

Die Tradition des Wurstsammelns gehe bis ins Mittelalter zurück, als man die Lebensmittel für Bedürftige zusammentrug. Später habe man den Ertrag der Aktion für soziale Einrichtungen versteigert, was später dann aufgrund neuer Lebensmittelrichtlinien nicht mehr erlaubt war. „Dann haben wir halt einen Teil der Wurst gegessen und was übrig blieb, konnten die Mitglieder mit nach Hause nehmen“, erzählt die Vorsitzende. Sie selbst sei als Mitglied geworben worden, als sie den vorbeiziehenden „Bergerhauser Bauern“ Schnaps angeboten habe. „Seitdem wurde bei uns oft und viel gefeiert.“ Die Tradition des Wurstsammelns in Tracht sei vor 15 Jahren leider eingeschlafen. Der Grund sei naheliegend: „Früher gab es zahlreiche inhabergeführte Metzgereien im Stadtteil, die fast alle nach und nach verschwunden sind“, erläutert Broszik. Auch das Trommeln habe die Bauernkapelle eingestellt. „Dabei haben wir doch die Instrumente noch“, juckt es Broszik in den Fingern, statt zum Akkordeon noch mal zu den Trommelstöcken zu greifen.

Ausflüge und Kaffeefahrten gehören zum Programm

Maiausflüge, Kaffeefahrten, Frauen- und Männertreffen sowie Weihnachtsfeiern gehören ebenso zum Programm wie die Jahresversammlung und die vier Quartalsversammlungen. Die Treffen finden im Saal der katholischen Gemeinde St. Hubertus an der Töpferstraße statt. Der Verein selbst ist aber nicht an eine Konfession gebunden.