Essen-Haarzopf. . Die Anlage Kirschbaumsweg in Haarzopf ist von 188 auf 40 Parzellen geschrumpft. Neue Ideen sind gefragt. Verein öffnet seine Gärten am 8. Juli.
Kleingärten am Kirschbaumsweg – mitten in Haarzopf – gibt es schon seit 1890. Allerdings ist die Anlage in den letzten zwölf Jahren von 188 Gärten auf 40 geschrumpft. Erst mussten rund 80 Parzellen für den Bau eines Regenauffangbeckens weichen, dann fielen noch einmal 60 für den Bau des Geschäftszentrums Neue Mitte Haarzopf weg.
Trotzdem sind die Kleingärtner stolz auf ihre grünen Oasen, auf das Pantoffelgrün im Stadtteilzentrum, wie der Vorsitzende Felix Brockerhoff betont. Strukturell habe sich in den vergangenen Jahren einiges verändert. Um sich den Bürgern zu präsentieren und einen Einblick in die Vereinsarbeit zu geben, laden die Kleingärtner am Sonntag, 8. Juli, 13 bis 17 Uhr, zu einem Tag der offenen Gartenpforte ein.
„Fünf oder sechs ganz unterschiedliche Gärten sind begehbar. Wir wollen mit den Leuten ins Gespräch kommen. Die Besucher könnenSWsich umsehen und Tipps von einem Experten bekommen. Es gibt Kaffee, Kuchen und kalte Getränke“, sagt Schriftführer Philipp Rosenau. Der 24-Jährige, der selbst mit seiner Mutter einen der Gärten bewirtschaftet, ist ein gutes Beispiel für den Wandel im Verein. „Wer sagt denn, dass Laubenpieper immer alt sein müssen?“ Erst hätten seine Freunde die Nase gerümpft, als er den Garten übernommen habe. „Als sie dann das erste Mal da waren, wollten sie gleich auch einen Garten“, sagt Rosenau und lacht. In der Haarzopfer Anlage ist dann allerdings Geduld gefragt. Dort stehen derzeit 27 Interessenten auf der Warteliste.
Jüngere Generation prägt die Vereinsarbeit
Auch der Vereinsvorsitzende Felix Brockerhoff gehört mit 44 Jahren der jüngeren Generation an. Seit 16 Jahren ist er im Vorstand, den Vorsitz übernahm er von über 80-Jährigen. „Der Verjüngungsprozess findet aber nicht nur im Vorstand statt. Inzwischen haben wir rund ein Drittel ältere Laubenpieper, zwei Drittel sind junge Familien“, so Brockerhoff.
Mit den jüngeren Mitgliedern ändern sich auch die Themen, so der Vorsitzende. So habe er vor zehn Jahren, als seine Kinder noch klein waren, angeregt, einen Schulgarten anzulegen. Dort sollten die Haarzopfer Grundschüler selbst Gemüse anpflanzen, pflegen und ernten. Das Konzept ging auf. Bis heute kommen zweimal in der Woche Arbeitsgemeinschaften der Haarzopfer Grundschule zum Arbeiten und Lernen in den sogenannten Schulgarten. „Natürlich gibt es dort auch Platz zum Toben und Spielen“, sagt Felix Brockerhoff. Das zehnjährige Bestehen des Schulgartens soll mit einem Erntedankfest zum Abschluss der Gartensaison gefeiert werden.
In Zukunft könne nach ähnlichem Konzept ein Inklusionsgarten entstehen, in dem Menschen mit Behinderung gärtnern könnten. „Wir wollen uns auch ansonsten mehr für die Bürger im Stadtteil öffnen“, betont Philipp Rosenau. So seien auch Treffen des Bürgervereins Haarzopf-Fulerum oder eine Bürgersprechstunde im Vereinsheim der Kleingärtner angedacht.
Gärten gehören zur Haarzopfer Kaltluftschneise
„Uns ist es wichtig, dass das Grün vor der Haustür der Menschen erhalten bleibt“, sagt Brockerhoff. Es mache wenig Sinn, erst weite Strecken mit dem Auto zu fahren, um sich ein paar Stunden im Garten zu erholen. Am Kirschbaumsweg hätten direkte Anwohner 13 der Gärten gepachtet. Gerade in Haarzopf, wo seit Jahren sehr viel gebaut werde, sei eine grüne Oase wichtig. „Die Gärten hier sind Teil der Kaltluftschneise, die verhindern soll, dass die Temperatur in der Stadt weiter steigt“, so der Vorsitzende.
Angesichts der massiven Bebauung des Stadtteils mute der Ursprung der Kleingartenanlage fast kurios an: Das Gelände am Kirschbaumsweg sei der Überlieferung nach wohl eine Schenkung des dortigen Bauern an die Stadt gewesen – der Bauer habe nämlich nicht gewollt, dass vor seiner Nase alles zugebaut wird, so Brockerhoff. Die Unterlagen darüber seien allerdings nicht mehr auffindbar.
Heute umfasst das Vereinsgelände 20 000 Quadratmeter, die Gärten haben eine Größe von 280 bis 715 Quadratmetern. „Bei den größeren Parzellen könnte man über eine Aufteilung nachdenken. Bei den schlauchförmigen Gärten müsste man allerdings prüfen, wie man dann den Zugang ermöglichen könnte“, so Philipp Rosenau.
Erstes Boccia-Treffen im Bürgerpark ist geplant
Einen weiteren Termin sollten sich die Haarzopfer für Sonntag vormerken: Ein Boccia-Treffen findet erstmals am 8. Juli ab 11 Uhr im Bürgerpark Haarzopf, Auf’m Bögel, statt. Der Bürgerverein sei schon mehrmals angesprochen worden, ob die Boulebahn im Bürgerpark nicht besser genutzt werden könne. Beim Treffen mit den Teilnehmern des Stadtteilkonzept-Workshops sei dann der Wunsch aufgekommen, die Planungen zu konkretisieren. Daher sind am Sonntag alle Boccia-Freunde, aber auch interessierte Zuschauer eingeladen, mit Picknickdecke (einzelne Bänke sind vorhanden) und mitgebrachten Speisen und Getränken beim ersten öffentlichen Boccia-Treffen im Stadtteil dabei zu sein. Eigene Boccia-Kugeln können mitgebracht werden.
Die Idee ist, dass sich daraus eine neue Boccia-/Boulegruppe entwickelt, um mehr Leben in den Bürgerpark zu bringen. Am Donnerstag, 5. Juli, wird die Bahn ab 17 Uhr für die Spiele vorbereitet.